Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Startposition«, befiehlt Valentina. Sie könnte beinahe als Schulleiterin durchgehen, trüge sie nicht ihre Von Dutch -Baseballkappe und zehn Zentimeter hohe Pantoletten.
»Versuch doch wenigstens mal, gerade zu stehen, Evie«, fordert sie mich brüsk auf. »Ich weiß, dass du nicht unbedingt einen angeborenen Sinn für Grazie hast, aber könntest du dir bitte etwas Mühe geben?«
Die Kirche ist erstaunlich bescheiden. Ich nehme an, Valentina hätte Westminster Cathedral vorgezogen, aber hier wurden schon Generationen von Barnetts getraut, und es war Edmunds einzige Bitte.
Er hat die St.-Nicholas-Kirche, sie hat vier Hochzeitsveranstalter, einen Vertrag mit der Zeitschrift High Life! und ein Kleid, das mehr gekostet hat als das Bruttoinlandsprodukt einiger Kleinstaaten. Alles in allem ist sie ganz gut dabei weggekommen.
Als wir ganz hinten in der Kirche stehen, hakt sich Valentina bei Federico unter, einem ehemaligen Stripper, jetzt Model und einunddreißigjähriger Freund ihrer Mutter. Er wird sie morgen zum Altar führen.
Valentina hat ihn erst einmal getroffen und mochte ihn nicht besonders. Aber in Anbetracht des Hangs der Familie Barnett zu Traditionen hatte sie das dringende Bedürfnis, dass jemand – egal wer – den Part des Brautvaters übernimmt. Also jemand, mit dem sie noch nicht geschlafen hat, was die Auswahl etwas einschränkt. Ein winziges bisschen. Deshalb kam Federico ins Spiel.
»Könntest du hier bitte übernehmen, Jasmine?«, sagt Valentina und drängt einer der Veranstalterinnen das Klemmbrett auf. »Ich werde für Wichtigeres gebraucht.«
Jasmine nickt dem Organisten zu, und die Kirche wird erfüllt von den Anfangstakten von Mendelssohns Hochzeitsmarsch. Valentina wirft ihr Haar zurück, schnappt sich Federicos Arm und schreitet mit einem Lächeln los, das besagt, sie könnte nicht zufriedener mit sich sein, wenn sie das Wimbledon-Finale erreicht hätte.
»Und nicht zu schnell«, warnt Jasmine, aber Valentina hat gar nicht die Absicht, das Tempo zu erhöhen.
Auch wenn die Bänke nur halb gefüllt sind mit Hochzeitsbeteiligten aller Art, genießt sie es offenbar viel zu sehr, um ihren langsamen, theatralischen Schritt zu beschleunigen. Jeder kann sie so lange betrachten, wie er nur will.
Valentinas Mutter, Mrs Allegra D’Souza, sitzt in einer der Bankreihen, und als die beiden vorbeilaufen, hebt sie glamourös die Hand und wirft Federico eine Kusshand durch ein so verblüffend weißes Gebiss zu, wie ich es noch niemals gesehen habe. Federico zwinkert zurück, woraufhin Valentina ein unwilliges Geräusch macht und an seinem Arm zerrt wie an einem ungehorsamen Hundewelpen.
Sie braucht einige Minuten, um zum Altar zu kommen. Dann dreht sie sich um und überwacht ihre Brautjungfern, die eine nach der anderen auf ihre Plätze schlurfen.
»Sehr gut, Georgia, und du auch, Grace«, lobt sie. »Evie, wenn du dir doch nur eine Scheibe von Grace abschneiden könntest, dann wäre alles gut.«
Ich beiße mir auf die Lippen und werfe einen mitfühlenden Blick auf Edmund, der ganz vorne steht, mit seinem Trauzeugen Patrick neben sich.
Wir proben noch vier Mal das Jawort, bis endlich auch Valentina mit allem zufrieden ist.
»Na gut«, verkündet sie schließlich. »Wir sehen uns dann morgen. Und nicht zu spät kommen. Das gilt auch für dich, mein Schatz«, ergänzt sie und schenkt Edmund ein Lächeln. Er beugt sich vor und küsst sie auf die Nase. Er scheint völlig vernarrt in sie.
Als alle sich auf den Heimweg machen, stürmt Valentina auf Grace, Charlotte und mich zu.
»Wenn mir die Bemerkung gestattet ist«, schnaubt sie. »Ich weiß ja nicht, was los ist, aber ihr seht alle drei aus, als würdet ihr für eine Beerdigung proben, keine Hochzeit. Und ja, Charlotte, das schließt dich mit ein.«
»Ich bin nur ein bisschen müde«, sagt sie. »Ich hatte eine hektische Woche im Büro.«
»Wenn du meinst«, erwidert Valentina eingeschnappt. »Obwohl mir bisher nicht klar war, dass die Arbeit beim Finanz-Dingsbums so besonders stressig ist.«
Charlotte zuckt nur die Achseln.
»Und du, Evie«, fährt Valentina fort, » Kopf hoch, wenn ich bitten darf! Du wurdest gerade befördert, du meine Güte. Ich meine, ich mag mich ja irren, aber bedeutet das nicht, dass du vielleicht schon bald einen Job bei einer richtigen Zeitung kriegen kannst?«
Während ich noch überlege, ob ich das einer Antwort würdigen soll, wendet sich Valentina schon an Grace.
»Und jetzt zu dir, Grace. Warum um Himmels
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