Bleib für immer!: Roman (German Edition)
willen musst du so ein langes Gesicht machen? Du hast dir doch als Erste von uns allen einen tollen Ehemann geangelt.«
»Mir geht es gut, Valentina«, sagt Grace. »Ehrlich. Ich bin nur müde, genau wie Charlotte. Morgen bin ich fit. Wir alle.«
Valentina runzelt die Stirn. »Das will ich schwer hoffen.« Sie dreht sich auf den Absätzen um. »Was sollen die Leute von High Life! sonst denken.«
107
K ÖNNEN WIR jemanden mitnehmen?«, fragt Grace, als wir vor der Kirche stehen.
»Ich bin selbst mit dem Auto da«, sage ich.
»Nein, danke«, lehnt Charlotte ab.
»Komm schon, Charlotte«, drängt Grace sie. »Wir kommen praktisch an deiner Wohnung vorbei. Wie willst du denn sonst nach Hause kommen?«
»Mir ist eher nach Laufen. Ehrlich.«
»Sei nicht albern, es fängt an zu regnen. Patrick, sag du ihr, dass es keine Umstände macht.«
Patrick steht abfahrbereit neben der Fahrertür seines Audi.
»Um ehrlich zu sein, hätte ich nichts dagegen, direkt nach Hause zu fahren, Grace«, sagt er.
»Was soll denn das?«, fragt Grace. »Es liegt doch auf dem Weg.«
»Wirklich«, unterbricht Charlotte. »Nicht nötig.«
»Siehst du? Es ist nicht nötig«, erklärt Patrick. »Und jetzt komm.« Er steigt ein und schlägt die Tür zu.
»Wenn du dir sicher bist.« Grace wirkt etwas ratlos. »Dann bis morgen. Tschüss, Evie.«
Sobald Grace im Auto sitzt, wendet Patrick und rast vom Parkplatz, als säße Michael Schumacher am Steuer.
»Mannomann, hat der es eilig«, stelle ich fest. »Warum wolltest du nicht mit ihnen fahren?«
Charlotte zieht die Schultern hoch. »Ein Spaziergang würde mir jetzt wirklich guttun.«
»In dem Regen? Das ganze kalorienarme Essen muss dir zu Kopf gestiegen sein.«
Sie lächelt.
»Ich nehme dich gern mit, wenn du willst«, biete ich an.
»Na ja, wenn es dir nichts ausmacht.« Das überrascht mich jetzt etwas.
»Schieb einfach nur die McDonald’s-Packungen beiseite«, sage ich. »Und kein Wort zu meiner Mutter darüber. Sonst enterbt sie mich.«
Als ich mit Charlotte auf dem Beifahrersitz losfahre, drehe ich das Radio so leise, dass wir uns noch unterhalten können.
»Also, was meinst du?«, frage ich. »Werden du und ich ewig die Brautjungfern und nie die Bräute sein?«
Ich wollte fröhlich klingen, aber irgendwie hört es sich eher an, als wollte ich mir einen Strick nehmen.
»Sieht immer mehr danach aus.« Sie versucht zu lächeln.
»Aber Single sein ist im Prinzip gar nicht so übel, oder?«, sage ich mit dem künstlichen Enthusiasmus einer Grundschul-Turnlehrerin. »Eigentlich macht es richtig Spaß, finde ich. Man kann ausgehen, wann und mit wem man will, sooft man will, und man muss niemandem Rechenschaft ablegen. Ist doch super.«
»Hmm«, macht sie.
»Wer will denn schon heiraten?«, fahre ich fort. »Damit verdammt man sich doch nur selbst zu lebenslänglicher Unterhaltung mit ein und demselben Menschen. Wie öde das sein muss.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, sagt Charlotte widerstrebend. »Single zu sein ist nicht so schlecht.«
»Und dieser ganze Hochzeitshokuspokus«, ereifere ich mich. »Mal im Ernst, letztendlich ist es doch nichts weiter als eine riesengroße, sauteure Party. So viel Geld für eine einzige Feier! Denk doch mal, was man sich damit alles kaufen könnte.«
Schweigen.
»Zum Beispiel?«, höre ich Charlotte endlich sagen.
»Na«, überlege ich, fest entschlossen, meine These zu untermauern. »Man könnte Urlaub machen. Einen Spitzenurlaub. Man könnte ganz vorne in der ersten Klasse sitzen und sich die Fußballen massieren lassen, während die Proleten hinten mit den Aludeckeln ihres Plastikessens kämpfen und sich pampige Bemerkungen von den Stewardessen anhören müssen. Traumhaft.«
Sie nickt. Dann meint sie: »Aber allein.«
Ich ziehe die Stirn in Falten.
»Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass allein sein in Ordnung ist.«
»Hmm.«
»Na gut, dann überlege ich mir ein besseres Beispiel.« Das dauert ein paar Sekunden.
»Okay – denk doch nur an all die Schuhe, die du damit kaufen könntest«, sage ich.
»Jetzt klingst du schon wie Valentina«, kichert Charlotte.
Ich stöhne. »Also bitte. Dann könntest du das Geld hungernden Kindern in Afrika schenken.«
Das sollte eine lockere Bemerkung werden, aber uns ist beiden sofort bewusst, dass ich mir kein schlechteres Beispiel hätte ausdenken können als etwas, das mein Exfreund Tag für Tag tut. Während ich schweigend weiterfahre, werfe ich Charlotte einen
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