Bleib für immer!: Roman (German Edition)
ich hatte dir doch versprochen, es nicht zu tun«, flüstere ich. »Zumindest erst nach der Hochzeit.«
Sie schnieft.
»Was auch immer jetzt passiert, passiert eben«, erklärt sie. »Er weiß, wie ich empfinde. Jetzt ist er am Zug.«
Ich versuche erst gar nicht, mir vorzustellen, was in diesem Moment gerade bei Grace zu Hause los ist.
»Äh, hallo, Entschuldigung«, meldet sich Drusilla, die High Life! -Reporterin, zu Wort.
»Ähm, könnte ich wohl jetzt mein, ähm, Interview machen?«
»Aber selbstverständlich«, sagt Valentina resolut. »Fragen Sie nur.«
»Also, okay, dann«, stammelt sie. »Haben Sie und Mr Barnett sich auf einer Party kennengelernt?«
»Er war der Trauzeuge auf einer anderen Hochzeit«, erzählt Valentina. »Die meiner beiden lieben Freunde Grace und Patrick. Das sind jetzt vielleicht zu viele Details, aber Sie können die Namen ja weglassen, wenn Sie wollen. Aber auf jeden Fall wäre es vielleicht nett, wenn Sie erwähnten, dass ich viele Freunde habe. Viele liebe, liebe Freunde.«
»Klar, okay.« Drusilla macht sich ihre Notizen mit einer Geschwindigkeit von circa sechs Worten pro Minute. »Und, äh, also … gehen Sie gern auf Partys?«
»Aber ja. Natürlich – wer denn nicht?«
»Genau«, sagt das Mädchen. »Und auf was für Partys gehen Sie so?«
»Na, auf alle möglichen. Aber was hat das alles mit meiner Hochzeit zu tun?«
»Tja, das weiß ich auch nicht so genau«, gibt Drusilla zu. »Aber meine Chefin hat gesagt, ich soll immer nach Partys fragen. Sie sagte, nach Partys zu fragen kann nie verkehrt sein.«
»Dann haben Sie es mit Ihrem Artikel wohl nicht auf den Pulitzerpreis abgesehen«, sagt Valentina.
112
G EORGIA WIRKT langsam leicht besorgt. Aber vermutlich nicht so besorgt wie ich. »Wann müssen wir uns auf den Weg zur Kirche machen?«, fragt sie.
»Erst in einer Stunde«, antworte ich. »Hat Grace sich schon blicken lassen?«
»Äh …« Georgia sieht sich um, ob Valentina uns hören kann.
»Das heißt nein, oder?«, kreischt Valentina. »Man möchte doch wohl meinen, dass sie sich am heutigen Tag mal etwas Mühe geben würde, pünktlich zu erscheinen.«
»Sie kommt sicher bald«, beteuert Georgia. »Du kennst sie doch. Sie kommt immer zu spät – aber am Ende schafft sie es doch.«
»Das mag ja sein«, sagt Valentina. »Aber Andrew Herbert kann ihr in so kurzer Zeit unmöglich die Haare machen. Der Mann ist zwar ein Genie mit Farben, aber Zeitreisen gehören nicht zu seinem Repertoire, soweit ich informiert bin.«
»Was hältst du davon«, schlägt Georgia vor, »wenn du drinnen mit uns ein Gläschen Champagner trinkst?«
»Na gut.« Valentina marschiert Richtung Haupthaus davon. »Ich hab sowieso die Nase voll von Anton Corbijn und seiner unerschrockenen Reporterin.«
Im Salon angekommen, nimmt sich jede von uns ein Glas Champagner, und es dauert nicht lange, bis wir uns alle etwas entspannen. Selbst Valentina. Und selbst ich. Nach und nach breitet sich die Art von fröhlicher Erregung im Raum aus, die zu jeder Hochzeit gehören sollte. Als ich an meinem Glas nippe und Valentina betrachte, strahlend vor Glück und kurz davor, sich für den Rest ihres Lebens an einen einzigen Mann zu binden, spüre ich den Drang, etwas zu sagen.
»Na dann«, höre ich mich verkünden, »ich möchte einen kleinen Toast ausbringen.«
Alle halten in dem, was sie gerade tun, inne und wenden mir ihre Gesichter zu.
»Liebe Valentina. Wir alle kennen dich jetzt seit über sechs Jahren, und wie in jeder Freundschaft gab es Hochs und Tiefs. Aber es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es eine wie dich kein zweites Mal gibt. Und glücklicherweise hast du einen Mann gefunden, den es ebenfalls kein zweites Mal gibt. Jemanden, der dich anbetet und der dich niemals gehen lassen wird. Und das ist eines der … der wunderbarsten Dinge auf der ganzen Welt.«
Meine Kehle wird trocken, und plötzlich fühle ich mich lächerlich emotional, in meinem Kopf wirbeln Gedanken an Grace und Patrick und Charlotte und vor allem an Jack herum.
Ich schaue nach oben und tue so, als würde ich meine Wimperntusche überprüfen, als mir Tränen in die Augen steigen. Ein Bild von Jacks breitem, großzügigem Lächeln schiebt sich lebhaft vor mein geistiges Auge, und ich bin wütend auf mich selbst wegen meiner Rührseligkeit.
»Alles in Ordnung bei dir, Evie?«, erkundigt sich Georgia, doch als sie mir die Hand auf den Arm legt, fühlen sich die Tränen in meinen Augen offenbar erst recht
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