Bleib für immer!: Roman (German Edition)
haben.« Langsam geht mir die Geduld aus.
»Darum geht es doch überhaupt nicht.« Sie verzieht das Gesicht. »Aber jetzt kriege ich einen riesigen blauen Fleck, was bedeutet, dass ich eine Hose anziehen muss. Und ich hasse Hosen.«
»Du kannst doch sicher mal ein paar Tage damit leben, um damit eine so grässliche Entstellung zu verdecken wie … wie einen blauen Fleck von zwei Zentimetern Durchmesser«, bemerke ich.
»Evie«, erklärt Valentina mir, »ich habe nicht die Art Beine, die man bedecken sollte.«
»Schon klar«, entgegne ich. »Allein die Vorstellung ist, als würde man die Sixtinische Kapelle mit Styroporfliesen abkleben, richtig?«
Als wir im Badezimmer ankommen, setzt sie sich aufs Klo, unfähig, vor dem Spiegel zu stehen.
»Gib mir mal meine Schminktasche«, krächzt sie.
»Bin ich deine verdammte Kammerzofe?«, seufze ich, gebe ihr aber trotzdem das Gewünschte.
Valentina beginnt, durch das Täschchen zu wühlen und diverse Cremetöpfchen, Puder und Kosmetikartikel auf den Boden zu werfen. Ich hebe eins davon auf – ein Cellulitisserum von Estée Lauder – und studiere geistesabwesend das Etikett.
»Nur fürs Protokoll, ich habe keine Cellulitis«, informiert Valentina mich. »Ich treffe nur Vorsichtsmaßnahmen für mein späteres Leben.«
Nachdem sie Antifaltenformeln, Bräunungscremes, Peelings und Gott weiß was noch für Zaubermittelchen um sich herum verstreut hat, findet sie endlich eine Flasche Augentropfen und macht Anstalten, sich etwas davon in die Augen zu träufeln.
»Wäre es nicht besser, erst mal den ganzen Kleister vom Gesicht zu schrubben?«, schlage ich vor.
»Was für einen Kleister?«, erkundigt sie sich.
»Dein Make-up.«
Augenblicklich hält Valentina inne.
»Was?« Sie fängt an zu hyperventilieren. »Was hast du gesagt?«
»Entspann dich.« Ich weiß nicht genau, warum sie sich so aufregt.
»Ich habe mich gestern nicht abgeschminkt? Willst du das damit sagen? Nein, kann nicht sein. Niemals. Auf keinen Fall. Unmöglich. Ausgeschlossen .«
Hysterisch springt sie auf.
»O mein Gott«, kreischt sie. »WAS wird das meinen Poren angetan haben?«
Sie tastet sich zum Waschbecken, und zum ersten Mal am heutigen Tag wird sie von ihrem eigenen Spiegelbild begrüßt.
Fassungslos schnappt sie nach Luft.
»Nein … nein … nein …« Das ist alles, was sie sagen kann. »Das ist nicht wahr. Bitte lieber Gott, sag, dass das nicht wahr ist.«
»Sei nicht albern«, sage ich und setze sie wieder auf den Klodeckel, dann reiche ich ihr ein Taschentuch, damit sie ihre Schminke abwischen kann.
Sie zieht es mit zutiefst niedergeschlagener Miene quer über die Wange.
»So schlimm ist es nicht«, tröste ich sie, ohne so recht zu wissen, warum eigentlich.
»Findest du ehrlich?«, jammert sie.
Ich seufze. »Na ja, du bist nicht gerade Brigitte Bardot heute Morgen, so viel ist sicher«, kann ich mir nicht verkneifen.
»Oooo nein!«
»Aber weißt du was«, fahre ich fort, damit sie still ist. »Eine schöne Dusche wird Wunder wirken, da bin ich sicher.« Insgeheim bin ich überzeugt, dass sie deutlich mehr braucht als zehn Minuten unter einem Wasserstrahl.
»Was ist das denn?«, fragt Valentina plötzlich und inspiziert die Rückseite ihres Beins.
»Ach das«, kläre ich sie auf. »Du hast gestern Nacht einen Spagat gemacht. Der Dreck muss von der Tanzfläche stammen.«
»Nicht das«, heult sie und pflückt sich etwas von der Fußsohle. Bei näherer Betrachtung stellt es sich als Zigarettenkippe heraus.
Sie legt den Kopf in die Hände und beginnt zu schluchzen.
»Das«, sagt sie, »ist der schlimmste gottverfluchte Tag meines gesamten gottverfluchten Lebens.«
24
V ALENTINA HAT GEDUSCHT, sich angezogen und ungefähr vierzig Minuten lang Concealer unter den Augen aufgetragen. Sie sieht viel besser aus als noch vor einer Stunde, das heißt weniger zombiehaft, aber sie ist immer noch nicht gerade überragender Laune.
»Wenn dieser alte Spinner mich nicht in Windeseile auscheckt«, zischt sie mir unten am Empfang zu, »dann werde ich sehr ärgerlich.«
»Wunderschöner Morgen, nicht wahr?«, lächelt der ältliche Hoteleigentümer.
»Mhm«, macht sie und hebt kurz ihre Jackie-O-Sonnenbrille an, um ihm einen Blick zuzuwerfen.
»Hatten Sie Gelegenheit, während Ihres Aufenthalts eine Wanderung zu machen?«
Mühsam unterdrücke ich ein Kichern. Valentina trägt 350 Pfund teure Schuhe von Gina zu Gucci-Jeans und schleppt ein niegelnagelneues Kofferset von Louis
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