Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Vuitton mit sich. Sie könnte nicht weniger nach Wandern aussehen, wenn sie keine Beine hätte.
»Nein«, gibt sie ohne die kleinste Andeutung eines Lächelns zurück.
»Wie schade. Die Aussicht vom Trough of Bowland ist sagenhaft.«
»Vielleicht beim nächsten Mal«, werfe ich ein. Jemand muss die Lücke in der Konversation füllen.
Jetzt schießt sie mir einen Blick zu.
»Ist meine Rechnung fertig?«, fragt sie knapp. »Ich muss wirklich los.«
»Ach, das tut mir leid, Liebchen«, sagt er. »Da plaudere ich vor mich hin und Sie warten. Alles wird wieder besser, wenn meine Frau Edith zurück im Sattel ist. Sie hat sich gerade die Krampfadern ziehen lassen. Moment, Ihre Rechnung kommt gleich.«
»Nur mal aus Interesse«, meint Valentina. »Hat der Mann, mit dem ich gestern ankam, Mr Williamson – Jack Williamson – sein Zimmer schon verlassen?«
Der Hotelbesitzer überlegt eine Sekunde. »Der Mann, mit dem sie gestern kamen … ah ja, stattlicher Bursche mit dunklen Haaren, ich erinnere mich. Der ist längst weg. War in aller Frühe schon auf den Beinen.«
»Tatsächlich?« Valentinas Laune sinkt noch weiter.
»Möchtest du dann sein Handy mitnehmen?«, frage ich, als wir draußen sind. »Ich meine, du wirst ihn vermutlich bald wiedersehen?«
»Das bezweifle ich«, sagt sie wütend. »Wenn er heute Morgen schon abgefahren ist, dann hat er sich nicht mal von mir verabschiedet. Mal ganz abgesehen davon, dass er nicht mit mir geschlafen hat. Und ich weiß ja nicht, wie du tickst, Evie, aber diese Art von Benehmen dulde ich einfach nicht bei der zweiten Verabredung.«
»Klar.« Ich verspüre einen Anflug von Optimismus. »Dann muss ich mir was anderes überlegen. Hast du seine Adresse? Ich könnte es ihm selbst bringen.«
Sie denkt einen Moment nach, dann reißt sie mir das Telefon aus der Hand.
»Jetzt, wo du es erwähnst«, erklärt sie. »Ich muss sowieso bei ihm vorbei, um seine nächste Tennisstunde zu vereinbaren. Also nehme ich das Handy mit.«
»Oh«, mache ich. Ich ärgere mich, dass ich so enttäuscht bin und mir kein vernünftiger Grund einfällt, ihr das Gerät wieder abzunehmen.
Valentina klappt den Kofferraum ihres Wagens auf und stapelt ihr Gepäck hinein.
»Also … glaubst du, du wirst ihm verzeihen?«, frage ich. Ich kann einfach nicht anders. »Du weißt schon, dass er sich nicht verabschiedet hat?«
Sie steigt ins Auto und klappt die Sonnenblende hinunter, um sich im Spiegel zu betrachten.
»Kann sein«, erwidert sie. »Hängt davon ab, was passiert, wenn ich bei ihm vorbeischaue. Was ich jetzt sofort tun werde. Und, wie sehe ich aus? Annehmbar?«
»Ja, schon«, antworte ich widerstrebend. »Eindeutig annehmbar – aber nicht ideal. Ich meine, das hast du selbst gesagt.«
Bei jeder anderen würde ich mir wie eine Zicke vorkommen, so etwas zu sagen. Aber wir sprechen hier von Valentina – und ich schätze mal, nicht einmal ein ungebremster Tanklastzug könnte ihr Ego anknacksen.
»Tja«, seufzt sie, »in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Frauen töten würden, um meiner Vorstellung von annehmbar zu entsprechen, wird es wohl ausreichen. Selbst Penelope Cruz hat manchmal Tränensäcke. Bis dann!«
Und damit braust sie los, Jacks Handy auf dem Beifahrersitz.
25
Red Cat Farm, Wirral, Freitag, 9. März
W ANN WAR DENN das genau, als Ihr Schwein anfing, Französisch zu sprechen?«, frage ich mit gezücktem Stift und Notizblock.
»Ach, das ist schon eine Weile her«, sagt der Bauer, der aussieht, als wäre seine letzte Körperreinigung auch schon eine Weile her. »Wir hatten einen Knecht von da drüben, müssen Sie wissen. Dem wollten wir richtig Sprechen beibringen, aber er wollte unbedingt fremdländisch reden. Tja, und unsere Lizzie hier muss das wohl aufgeschnappt haben.«
»Aha.« Ich nicke, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich diese Story für den größten Mist halte, den ich das ganze Jahr gehört habe. »Es besteht wohl nicht die Möglichkeit, dass es – Verzeihung: sie – uns eine kleine Kostprobe gibt?«
Er saugt an seinen Zähnen. »Sie macht das nicht auf Kommando, Schätzchen«, erklärt er.
Am liebsten hätte ich gesagt, wenn schon ein Fotograf und ich die lange Reise hierher machen, um den kleinen Scheißer zu interviewen, dann wäre doch wohl ein kleines ›Oui‹ nicht zu viel verlangt.
Stattdessen frage ich: »Was könnten wir denn tun, um sie zu überreden?«
»Ein bisschen Bares wäre sicher nicht verkehrt«, meint er.
Na
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