Bleib für immer!: Roman (German Edition)
super. Das Schwein spricht also nur Französisch, wenn ich seinen Besitzer bezahle. Sie ist offenbar raffinierter, als ich dachte.
»Tut mir leid, aber wir bezahlen nicht«, wehre ich ab. »Wir sind ein Lokalblatt, wir haben kein Budget für so was.« Was nicht ganz stimmt; aber außer das Schwein stimmte eine perfekte Version von Serge Gainsbourgs »Je t’aime … moi non plus« an, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir für die Geschichte bezahlen wollen.
Das ist wirklich nicht meine Woche, und um ehrlich zu sein, bringt diese Story das Fass zum Überlaufen. Seit fast acht Monaten arbeite ich jetzt schon für den Daily Echo , und ich war mit dem Fortschreiten meiner Karriere nicht unzufrieden.
Gut, am Anfang durfte ich selten mehr als zwei Absätze für die Rubrik BH – das steht für Buntes aus der Heimat und hat nichts mit Unterwäsche zu tun – über Schulfeste und Flohmärkte verfassen.
Was mich nicht gerade in die engere Auswahl für irgendwelche wichtigen Journalistenpreise gebracht hat, wie man sich denken kann.
Aber nach und nach traute mir die Nachrichtenredaktion mehr zu, und die kurzen Lokalmeldungen wurden zu ganzen Spalten ausgebaut, dann wurden daraus größere Artikel, und immer mal wieder fand ich meinen Namen auf der Titelseite, zu allen Themen von Gerichtsverfahren bis hin zu Boulevardthemen.
Diese Woche aber lief alles schief. Furchtbar schief. Denn diese Woche trat unsere Nachrichtenredakteurin Christine – die mich in meiner ersten internen Beurteilung als »überschäumend vor Begeisterung und Potenzial« beschrieben hatte – ihren Mutterschaftsurlaub an.
Ihre Vertretung ist der endlos widerliche Simon, der mein Potenzial nicht erkennen kann, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, mir auf den Hintern und ins Dekolleté zu starren.
Er hat mich mit Stadtteilfesten und Bildergeschichten für den BH-Teil bombardiert, den er süffisant »Nachrichtenallerlei« nennt. In Wirklichkeit müssen einem allerlei Tassen im Schrank fehlen, um so etwas als Nachrichten zu bezeichnen.
Folglich sitze ich also auf einem Bauernhof jenseits des Flusses im hintersten Wirral – kaum noch im Revier des Daily Echo – und bete darum, dass Lizzie, das Gloucester-Old-Spots-Schwein, jemanden um ein Croissant bittet. New York Times , ich komme!
Okay, es liegt nicht allein daran. Sondern auch daran, dass ich in den letzten fünf Tagen versucht habe herauszukriegen, was zwischen Valentina und Jack läuft – und kläglich gescheitert bin. Grace ist auf Hochzeitsreise, fällt also im Hinblick auf Klatsch und Tratsch flach. Ich wollte Charlotte ausquetschen, aber merkwürdigerweise hat Valentina ihr offenbar nichts erzählt. Und Valentina selbst werde ich mit Sicherheit nicht fragen.
Warum will ich es denn überhaupt so unbedingt wissen?
Weiß der liebe Himmel.
»Was für ein Haufen Kinderkacke ist das denn«, flüstert mir Mickey, der Fotograf, zu. Mickey ist nicht gerade bekannt für übermäßig große Geduld, aber in diesem Fall hat er zweifelsohne recht.
»Pass mal auf«, sage ich zu ihm. »Wir beide wissen, dass dieses Tier genauso wenig Französisch spricht wie ich Mandarin. Aber Simon will nun mal eine Story darüber, und ich kann nicht mit leeren Händen zurückkommen. Sollen wir einfach ein Foto machen und abhauen?«
»Und wie sie Französisch spricht«, protestiert der Bauer, der mich offensichtlich gehört hat. »Aber sie tut es nicht, wenn sie unter Stress steht. Und dass Sie hier ankommen und behaupten, sie könnte es gar nicht, hilft auch nicht gerade weiter.«
Schließlich können wir ihn dazu überreden, für ein Foto mit Lizzie zu posieren, im Tausch gegen ein paar Hochglanzkopien für die Wohnzimmerwand.
Mickey knipst in Rekordzeit, immer noch vor sich hin brummelnd.
»Das war früher mal ein seriöses Blatt«, beschwert er sich mir gegenüber.
»Schieb das nicht mir in die Schuhe«, entgegne ich. »Ich bin genauso froh, hier zu sein, wie du.«
»Also«, sagt der Bauer. »Wann kommt es rein?«
»Ich weiß noch nicht genau«, sage ich. »Wir nennen diese Sorte von Artikel Vorratsnachrichten. Falls die Innenstadt dem Erdboden gleichgemacht wird, muss es ein bisschen warten, fürchte ich.«
Und zwar für immer, wenn ich dabei ein Wörtchen mitzureden hätte.
»Es ist nur, weil sich die Überregionalen auch dafür interessieren«, erklärt er. »Also sollten Sie sich besser beeilen.«
»Danke für den Tipp.« Ich versuche, mir ein Grinsen zu verkneifen. »Komm, Mickey, lass
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