Bleib für immer!: Roman (German Edition)
uns fahren.«
26
Alderley Edge, Cheshire, Samstag, 17. März
W IEDER EIN SAMSTAG, wieder eine Anprobe. Aber dieses Mal für die Hochzeit von Georgia und Pete. Und dieses Mal ist das Budget so hoch, dass es an der Börse notiert werden müsste.
»Wie viel kostet diese Hochzeit eigentlich genau, Georgia?«, erkundigt sich Valentina versonnen, während sie eine Stange Kleider in Augenschein nimmt, die bezeichnenderweise nicht einmal Preisschilder haben.
»Ungefähr zweihundert Riesen nach der letzten Kalkulation«, antwortet Georgia. Sofort sieht man ihrer Miene an, dass sie das am liebsten zurückgenommen hätte. »Ich meine, ist doch auch egal, was sie kostet. Von mir aus könnten wir auch auf dem Standesamt von Chorley heiraten.«
»Gott sei Dank ist alles schon gebucht«, murmelt Valentina.
In Wahrheit könnte Georgias Hochzeit kaum weniger einer Veranstaltung im Standesamt von Chorley gleichen. Die Trauung findet auf den Scilly-Inseln statt und verspricht, so feudal zu werden, dass die englische Königsfamilie vor Neid erblassen wird.
Georgia hat sechs Brautjungfern, und wir sind heute alle hier für die zweite Anprobe in einer Boutique, die so exklusiv ist, dass sogar die Schaufensterpuppen hochnäsig sind. Wobei das nicht ganz stimmt. Wir sollten alle hier sein, aber Grace kommt wie üblich infolge einer häuslichen Krise zu spät. Polly hat dem Hasen Reste von Hühnerfrikassee gefüttert.
Georgias zwei jüngere Cousinen sind ebenfalls hier, und wir treffen sie heute zum ersten Mal. Beth und Gina sind beide Anfang zwanzig und so hübsch, dass man sie für die jüngeren Schwestern von Catherine Zeta-Jones halten könnte. Valentina konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen, als die beiden eintrafen.
Dann ist da natürlich noch Charlotte, die angesichts der Aussicht, wieder Brautjungfer zu sein, ungefähr so fröhlich wirkt wie ein Todeszelleninsasse.
»Alles klar bei dir?«, frage ich, als sie sich neben mir auf einen Samtstuhl setzt.
Sie nickt und lächelt angestrengt.
»Das ist wirklich nicht so dein Ding, oder?«, flüstere ich.
»Eher weniger«, antwortet sie. »Ich habe seit Graces Hochzeit mindestens drei Kilo zugenommen. Gewogen habe ich mich zwar nicht, aber ich weiß es trotzdem. Heute Morgen habe ich nur noch in meine Stretchhose gepasst.«
Ich werfe die Brautmodenzeitschrift, in der ich geblättert habe, auf einen Tisch und lege ihr den Arm um die Schultern. Dann wird der Vorhang zurückgezogen, und Georgia kommt in ihrem Hochzeitskleid heraus, von einem Ohr zum anderen lächelnd.
»Was haltet ihr davon, Mädels?«, fragt sie und dreht sich im Kreis, der hinreißende Seidenrock streift gerade über den Boden. Sie sieht wirklich umwerfend aus, selbst Valentina fällt in unsere lautstarken Beifallsbekundungen mit ein.
»Doch, ich muss zugeben«, sage ich zu ihr, »du machst dich ganz gut.«
»Ja, wirklich?« Sie grinst übermütig.
»Auf jeden Fall. Obwohl ich finde, du könntest ein paar mehr Rüschen gebrauchen, wenn man danach geht.« Ich deute mit dem Kopf auf meine Zeitschrift. »Manche von den Kleidern da drin sehen aus wie diese kleinen Puppen, die meine Oma früher über die Ersatzklorolle gestülpt hat.«
»Bist du aufgeregt?«, fragt Charlotte sanft.
»Hysterisch trifft es wohl eher«, erwidert Georgia. »Ich weiß allerdings nicht, was ich mache, wenn alles vorbei ist. Es hat eineinhalb Jahre gedauert, diese Hochzeit zu organisieren. Ich hab ganz vergessen, wie man über etwas anderes als blöde Diademe und Calla-Lilien spricht. Meine Konversationskompetenzen sind völlig zerrüttet.«
»Offenbar«, steuert Valentina bei, während sie sich ein gigantisches, kunstvoll gearbeitetes Diadem auf den Kopf steckt, »können sich manche Paare nach der Trauung kaum noch miteinander unterhalten, weil sie vorher immer nur über die Hochzeitsfeierlichkeiten gesprochen haben.«
Ich verdrehe die Augen.
»Das ist eine Tatsache «, entrüstet sie sich. »In der Psychologie ist das allgemein anerkannt. Das habe ich irgendwo gelesen – in der Glamour , glaube ich. Und, was meint ihr?« Sie dreht sich vom Spiegel weg, um uns ihr Diadem zu zeigen.
»Ohne deine Sonnenbräune sähest du aus wie die weiße Hexe Jadis«, befinde ich.
Sie verengt die Augen.
»War nur ein Scherz«, sage ich.
Aber irgendetwas an Valentinas Verhalten stört mich schon die ganze Zeit heute, ohne dass ich bisher den Finger darauf legen konnte. Jetzt weiß ich es. Es sind bereits volle zwanzig Minuten
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