Bleib für immer!: Roman (German Edition)
verstrichen, und sie hat Jack noch nicht erwähnt.
27
C HARLOTTE SIEHT AUS wie fünf Sekunden vor ihrem ersten Bungee-Sprung. Dabei wurde sie nur aufgefordert, mit der Schneiderin hinter den Vorhang zu gehen und ihr Kleid anzuprobieren.
»Geh du doch als Nächste, Evie«, sagt sie mit flehendem Blick.
»Klar, kein Problem«, willige ich ein.
Unsere Kleider nennen sich »Pfingstrosentraum« und sind trägerlos, wadenlang und so abartig teuer wie alles andere an dieser Hochzeit. Als ich meines anziehe, passt es dankenswerterweise fast perfekt. Was bedeutet, dass falls ich nicht vor der Hochzeit noch seltsame Gelüste nach Sahnetorten und Big Macs entwickle, ich keine weitere Anprobe brauche.
»Ta-da«, sage ich und ziehe den Vorhang zum gleichen Applaus beiseite, den auch Georgia, Beth und Gina bekommen haben.
»Sitzt das nicht ein bisschen locker obenrum?«, fragt Valentina mit unschuldigem Tonfall. »Nicht jeder kann sich diesen Schnitt leisten.«
»Es passt perfekt«, mischt sich Georgia diplomatisch ein. »Evie, du siehst fabelhaft aus.«
Als ich meine Jeans wieder angezogen habe, setze ich mich neben Charlotte.
»Weißt du schon, dass Jim auch zu der Hochzeit kommt?«, flüstere ich ihr zu. »Georgia hat Graces Video so gut gefallen, dass sie ihn gebeten hat, auch ihres zu drehen.«
»Hab ich gehört«, gibt sie zurück.
»Unterhältst du dich denn dieses Mal mit ihm?« Ich stupse sie sanft. »Oder willst du den ganzen Nachmittag damit verbringen, mit Tante Ethel über Teebeutel oder etwas ähnlich Spannendes zu reden?«
Sie kichert.
»Ach, magst du Jim, Charlotte?« Wenn es um Klatsch und Tratsch geht, ist Valentina wie eine wärmesuchende Rakete. »Warum erzählt mir das denn keiner? Ich hasse es, so was als Letzte zu erfahren.«
Charlotte errötet. »Das glaubt Evie«, sagt sie.
Valentina denkt kurz nach.
»Er würde um einiges besser aussehen, wenn er die Haare ein paar Zentimeter kürzer hätte, weißt du«, erklärt sie Charlotte. »Frag ihn doch, ob er sich das nicht überlegen will, falls du was mit ihm anfangen solltest.«
»Ich hab doch noch nicht mal gesagt, dass er mir gefällt«, protestiert sie und wird noch röter.
»Ich glaube, wir brauchen einen Schlachtplan, um euch beide zusammenzubringen«, beschließt Valentina.
Ich stöhne auf.
»Georgia, setz du die beiden doch nebeneinander auf die Sitzordnung«, fährt sie unbeirrt fort. Sie scheint überhaupt nicht zu bemerken, wie unwohl Charlotte sich fühlt.
»Ähm, soll ich, Charlotte?«, fragt Georgia zaghaft.
»Nein«, sagt sie. Dann: »Oder, okay, ja. Ich meine, wenn du Lust hast. Mir ist es eigentlich egal.«
Valentina seufzt verzückt, als sie ein bodenlanges Kleid von Vera Wang von der Stange nimmt und es sich vor den Körper hält, um sich im Spiegel zu bewundern. Ich nutze ihre Abgelenktheit und beuge mich wieder zu Charlotte. Dieses Mal flüstere ich so leise, dass uns bestimmt niemand hören kann.
»Tut mir leid.«
»Ist schon okay«, sagt sie.
»Aber die Sache ist die«, fahre ich fort, »ich habe das nur erwähnt, weil ich glaube, er ist in dich verliebt.«
Sie runzelt die Stirn.
»Auf Graces Hochzeit hat er das mehr oder weniger so gesagt«, ergänze ich.
Na gut, vielleicht habe ich das Gespräch ein kleines bisschen geschönt, aber es dient einem guten Zweck.
»In mich verliebt?«, wiederholt sie.
»Er hat gesagt, du seist sehr nett«, flüstere ich. »Und so wie er das gesagt hat, läuft es definitiv auf dasselbe hinaus.«
»Sag mal, Georgia«, unterbricht Valentina schon wieder meine Unterhaltung. »Die Gäste auf deiner Hochzeit – kommen da viele aus deinen Kreisen?«
Georgia legt die Stirn in Falten. »Also, sie sind natürlich aus meinem Bekanntenkreis. Wenn du das meintest.«
»Ja, klar.« Valentina macht eine kleine Pause. »Was ich eigentlich meinte, war, ob sie aus ähnlichen Verhältnissen kommen?«
»Verhältnisse?«, fragt Georgia.
»Finanzielle Verhältnisse«, räumt Valentina widerwillig ein.
»Ach so«, meint Georgia. »Du meinst, ob irgendwelche stinkreichen, brauchbaren Junggesellen kommen? Massenweise, meine Süße, massenweise. Versprochen.«
Valentina zieht eine Grimasse. »Also wirklich, Georgia. Du hältst mich doch wohl nicht für so plump, dass ich mich für jemanden nur des Geldes wegen interessieren könnte.«
Ich kann dieses Gespräch nicht ungenutzt lassen, um die Hintergründe zu erforschen.
»Heißt das, du bist wieder frei, Valentina?« Ich bemühe mich um
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