Bleib für immer!: Roman (German Edition)
die Stirn. »Danke, Valentina, du siehst auch toll aus.« Sie drängt sich an ihr vorbei.
»Ja, ich weiß«, lächelt Valentina. »Ich habe einen Allergietest machen lassen und herausgefunden, dass ich eine Überempfindlichkeit gegen Kopfsalat habe. Seit letzter Woche esse ich keinen mehr, und ich glaube, meine Haut leuchtet jetzt schon.«
Genau in diesem Moment tritt Charlotte aus dem Ankleidezimmer.
»Wow! Du siehst großartig aus!«, sage ich begeistert, woraufhin sie postwendend errötet.
Was wirklich ein Jammer ist, denn nie hatte sie weniger Grund dazu.
Zunächst einmal trägt Charlotte ein Kleid, das ihr passt . Zusätzlich zu dem sichtbaren Gewichtsverlust strahlen ihre Frisur und ihr Make-up – infolge Valentinas und meiner vereinten Bemühungen – jetzt einen eleganten Schick aus, der fast nichts mehr mit der alten Charlotte zu tun hat und sie wie einen anderen Menschen wirken lässt.
»Ich bin so zufrieden mit deinem Aussehen, Charlotte. Ich habe einfach solche verborgenen Fähigkeiten, findet ihr nicht?«, sinniert Valentina. »Und ich glaube tatsächlich, dass Haar- und Schönheitstherapie wohl das Gebiet ist, das ich am besten beherrsche.«
»Das hast du letzte Woche von Fellatio behauptet«, erinnert Georgia. »Du hast mir erzählt, dass du einem Mann die Haare zu Berge stehen lassen kannst.«
»O ja«, lächelt Valentina, »das auch.«
47
D IE TRAUUNG ist kurz und anrührend. Georgia weint, Georgias Mutter weint, Valentina tut, als weinte sie, und wer von uns nah genug steht, kann sogar Petes Lippen beben sehen.
Die Zeremonie findet auf einer gigantischen Terrasse mit Blick über die Bucht statt. Die Sonne wärmt unsere Haut, und das Publikum ist so zahlreich, dass ich zu ahnen glaube, wie es sein muss, in der Royal Albert Hall aufzutreten.
Die gesamte Zeit stehe ich mit dem Rücken zu den Gästen und überlege, wo Jack wohl sitzt und ob auffällt, dass ich meinen Hintern zusammenkneife, um ihn kleiner aussehen zu lassen.
Wie viele der Gäste sollte er erst am Morgen auf der Insel eintreffen, aber ich weiß, dass er hier ist, weil Grace ihn beim Brunch gesehen hat. Er hatte Obstsalat, gefolgt von Rührei und Toast. Vollkorntoast. Zwei Scheiben, ohne Butter. Ich glaube, Grace könnte es im Secret Service weit bringen, wenn sie wollte.
Als Georgia und Pete sich zum ersten Mal als Mann und Frau küssen, hellt sich meine Miene auf. Jetzt werde ich endlich Jack wiederbegegnen. Natürlich nur, falls es mir gelingen sollte, ihn zu finden.
Ich folge dem glücklichen Paar, Valentina und Beth durch die Bankreihen; hinter mir schreiten Grace, Charlotte und Gina. So verstohlen ich kann, suche ich die Gäste nach ihm ab.
Plötzlich spüre ich einen Finger im Rücken. Ich werfe einen Blick über die Schulter, um zu sehen, worauf Grace meine Aufmerksamkeit lenken will. Ich entdecke ihn sofort. Der Einzige meiner Exfreunde, der heute hier ist. Glücklicherweise ist es einer der wenigen, gegen dessen Anwesenheit ich nichts einzuwenden habe.
Seb und ich waren auf der Uni zusammen, und zwar sieben volle Wochen lang, womit ich damals ziemlich zufrieden war. Hätte ich da schon gewusst, dass ich zehn Jahre später immer noch Single bin, wäre ich möglicherweise weniger selbstgefällig gewesen.
Im Endeffekt ereilte Seb dasselbe Schicksal wie all meine darauf folgenden Tändeleien, doch im Großen und Ganzen war es zweifellos eine eher bittersüße Geschichte.
Ich weiß nicht mal mehr, warum wir uns trennten. Woran ich mich aber noch erinnere, ist, dass ich mich nicht erleichtert fühlte. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil, damals bereute ich es, da bin ich mir sicher. Ich wollte es ihm sogar mitteilen, aber als ich mich endlich dazu aufraffte, war es zu spät und er hatte eine andere.
Auf jeden Fall habe ich nie enträtseln können, wie es zu diesem Ausrutscher in einer ansonsten unerschütterlich vorhersehbaren Laufbahn kommen konnte.
Aber das Gute an der ganzen Sache ist, dass ihn hier zu treffen – zum ersten Mal seit zwei Jahren – nicht annähernd so eine traumatische Angelegenheit ist wie bei den anderen.
Als er mich dabei ertappt, wie ich ihn ansehe, lächelt Seb und winkt mir kurz zu. Ich lächle zurück, werde aber von der Etikette sowie dem blöden riesigen Blumenstrauß in meinen Händen am Winken gehindert; er ist so schwer, dass ich überzeugt davon bin, jemand hat eine Hantel zwischen all dem Grünzeug versteckt.
»Er sieht gar nicht so übel aus heute«, flüstert Grace, als wir
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