Bleib nicht zum Frühstück
Plummer, drei Mitglieder der Angriffslinie der Stars, hatten zur Feier des Geburtstags ein Wohnzimmer-Golfturnier anberaumt. Nebenbei lief außerdem eine kleine Zweitwette – sich, falls irgend möglich, die Lieblingsobszönität aller Feldspieler zu verkneifen: Wer hatte Lust, mit welcher der aktuellsten Fernsehdonnas einmal zu fi…, will sagen, zu vögeln…?
Während sie ihre Pütts auf diverse MacDonald's-Schachteln richteten und sich leckere Orgien mit halbherzig gebremsten Kraftworten ausmalten, schlug der bombige Jubilar auch hier mühelos seine Herausforderer.
Unwillkürlich umspielte Cals Mund ein Grinsen. Himmel, liebte er diese Großmäuler, Woche für Woche rissen sie sich zu seinem Schutz die Ärsche auf. In letzer Zeit hatte er ihnen das Leben schwergemacht, und er wußte, daß keiner von ihnen darüber allzu glücklich war; aber in diesem Jahr hatten die Stars eine Chance auf den Super Bowl, auf das Endspiel zwischen dem Ersten der AFC und dem Ersten der NFL, wobei er den Titel des NFL-Meisters unbedingt wollte.
Ein schlimmeres Jahr hatte er in seinem ganzen Leben nicht durchgemacht. Sein Bruder Gabriel hatte seine Frau Cherry und sein einziges Kind Jamie, zwei Menschen, denen Cal in inniger Liebe verbunden gewesen war, bei einem Autounfall verloren – seitdem begeisterte ihn außer Football rein gar nichts mehr auf dieser Welt.
Er kombinierte sein Händchen auf dem Golfplatz mit seinem Geschick am Billardtisch und schlug den nächsten Pütt Richtung Fernsehschrank, so daß der Ball nur wenige Zentimeter neben der KFC-Schachtel niederging.
»He, das ist nicht fair«, protestierte Willie erbost. »Du hast nicht gesagt, daß man über Eck spielen darf.«
»Ich habe aber auch nicht gesagt, daß es verboten ist.«
Melvin blickte auf die Uhr und füllte Cals Glas aus einer Flasche sehr alten, sehr teuren Scotchs nach. Im Gegensatz zu seinen Teamkollegen betrank sich Cal so gut wie nie; aber heute hatte er Geburtstag, er war frustriert und hielt eine Ausnahme für angebracht. Unglücklicherweise besaß er einen unverwüstlichen Magen, so daß es alles andere als einfach war.
Seine Mundwinkel kräuselten sich, da er sich an seinen letzten Geburtstag erinnerte. Kelly, seine damalige Freundin, hatte eine große Überraschungsparty für ihn geplant; aber gemäß ihrem Mangel an organisatorischem Geschick war er vor sämtlichen anderen Gästen erschienen. Vielleicht sollte er Kelly mehr vermissen, als er es tat; aber eigentlich quälte ihn nur die Peinlichkeit, daß sie ihn zugunsten eines dreiundzwanzig jährigen Gitarristen hatte fallenlassen, weil der ihr einen Ehering versprach. Nun, hoffentlich genoß sie ihr Glück. Sie war ein nettes Mädchen, auch wenn er sich mehr als einmal schrecklich über sie geärgert hatte.
Von Natur aus konnte er recht grob daherreden. Er meinte es nicht böse, das Schreien war einfach seine Art der Kommunikation. Aber wann immer er Kelly angebrüllt hatte, begann sie, statt sich zur Wehr zu setzen, jämmerlich zu schluchzen. Auf diese Weise kam er sich wie ein Tyrann vor, so daß er in ihrer Nähe nie vollkommen entspannt, nie ganz er selbst sein konnte.
Dieses Problem begleitete ihn seit jeher. Natürlich zogen ihn immer die netten Mädchen an, denen nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Wohlbefinden anderer Menschen am Herzen lag. Doch unglücklicherweise stellten sich diese Exemplare immer als zu weich heraus, mit denen er Schlitten fuhr.
Und die aggressiveren Frauen, die sich vielleicht gegen ihn behauptet hätten, stellten sich früher oder später als geldgierig heraus. Nicht, daß er einem Mädel den Versuch, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen, verübelte; nur sollte sie dann in dem Punkt auch ehrlich sein. Phoebe Calebow, die Eigentümerin des Clubs und seiner Meinung nach die gescheiteste Frau der Welt, wenn sie ihm nicht gerade mal wieder furchtbar auf den Keks ging, schrieb seine Schwierigkeiten mit Frauen dem Umstand zu, daß er sich immer so junge Dinger raussuchte – aber sie verstand ihn einfach nicht!
Football war ein Spiel für junge Männer. Und, verdammt noch mal, trotz seiner sechsunddreißig Jahre war er jung!
Und weshalb sollte er eine verzweifelte, halb verwelkte Dreißigjährige nehmen, wenn ihm stets eine Reihe schöner, junger, taufrischer Teenager zur Verfügung stand? Er weigerte sich, sich sein eigenes fortschreitendes Alter einzugestehen, vor allem jetzt mit Kevin Tucker im Nacken. Cal hatte sich geschworen, lieber
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