Bleib nicht zum Frühstück
Wunder, soweit ich weiß.«
Mit einem verächtlichen Schnauben erhob sich Cal aus dem Schaukelstuhl, trat an die zerborstene Eingangstür, streckte den Kopf hindurch und rief: »He, Professor. Der Reverend ist da. Der, der dich bereits splitterfasernackt gesehen hat.«
Er trat zurück, hielt Ethan die Tür auf und setzte sich wieder in seinen Schaukelstuhl. Während er ein gefrorenes Milky Way aus der Kühlbox nahm, würde er es ab sofort mit ihrer Klugheit jederzeit aufnehmen aufgrund seines Mangels an Manieren.
Eine Stunde später tauchte Kevin auf. Cal wußte, er sollte ihm wegen der Pressekonferenzen dankbar sein, aber alte Gewohnheiten legte man nicht so leicht ab, daher runzelte er bei seinem Anblick erbost die Stirn.
»He, Bomber, was, zum Teufel, ist hier los? Warum wird die Straße von zwei Autos blockiert?«
Allmählich war er es leid, ständig erklären zu müssen, was er tat. »Du gehst erst ins Haus, wenn du mir deine Autoschlüssel ausgehändigt hast.«
Anders als Ethan überließ ihm der Kleine seine Schlüssel ohne jede Gegenwehr. Er zuckte mit den Schultern, warf sie ihm rüber und streckte den Kopf durch die Eingangstür.
»Nicht schießen, Ladies. Ich bin's, der gute Junge!«
Schnaubend kreuzte Cal die Arme vor der Brust, reckte das Kinn und klappte die Augen zu. Früher oder später müßte sie herauskommen und mit ihm reden. Am besten wartete er einfach gelassen ab.
Um ein Uhr schneite auch noch sein alter Herr herein.
Verdammt, ständig kamen irgendwelche Leute, aber keiner ging!
Jim nickte in Richtung der Straße. »Sieht aus wie auf einem Parkplatz.«
»Gib mir deine Autoschlüssel, bevor du reingehst.«
»Dieser Zirkus muß endlich aufhören, Cal.«
»Ich tue mein möglichstes.«
»Kannst du ihr nicht einfach sagen, daß du sie liebst?«
»Sie gibt mir ja keine Gelegenheit dazu.«
»Hoffentlich weißt du, was du tust.« Jim warf ihm die Schlüssel zu und betrat das Haus.
Diese Hoffnung teilte Cal, aber daß er Zweifel hatte, gäbe er niemals zu. Vor allem nicht gegenüber seinem Dad.
Inzwischen war Cal das, was er für Jane empfand, so klar, daß er seine vorherige Unschlüssigkeit gar nicht mehr begriff. Der Gedanke, den Rest seines Lebens ohne sie verbringen zu müssen, erzeugte in ihm eine Leere, die sich nicht einmal durch Football füllen ließ. Könnte er doch nur vergessen, wie er ihre Liebe an dem Tag abgelehnt hatte, als sie dann abhaute! Es war das kostbarste Geschenk, das er empfangen hatte, und er wies es zurück wie ein Almosen! Jetzt revanchierte sie sich.
Trotz ihres kurzen Flirts mit der dunklen Seite ihrer Seele, um schwanger zu werden, besaß sie mehr Integrität als irgend jemand aus seiner Bekanntschaft; es blieb ihm nichts übrig, als darauf zu vertrauen, daß die Liebe, die sie einmal zu einem Menschen entwickelte, von Dauer war.
Trotzdem wußte er, daß ihm seine momentanen Qualen recht geschahen, da er das erwähnte Himmelsgeschenk nicht zu würdigen vermocht hatte.
Wie auch immer, notfalls würde er für den Rest seines Lebens hier draußen sitzen, damit er sie zurückbekam!
Der Nachmittag zog sich endlos hin. Das Dröhnen von Rockmusik aus dem Garten war das Signal für ihn, daß eine spontane Party gefeiert wurde, und immer noch war Jane nicht aufgetaucht.
Grillfeuerrauch stieg auf, und er hörte, wie Ethan den anderen zuprostete. Einmal kam Kevin um die Ecke des Hauses gerannt, um eine Frisbee-Scheibe zu fangen, die jemand zu weit geworfen hatte. Außer ihm amüsierte sich offenbar jeder königlich. Er war ein Fremder in seiner eigenen Familie, und sie tanzten auf seinem Grab!
Als er zwei Gestalten durch den Wald östlich des Hauses schleichen sah, richtete er sich auf. Einen Augenblick lang dachte er, Jane hätte jemanden überredet, zu Fuß mit ihr zu flüchten, aber gerade, als er aus seinem Schaukelstuhl springen wollte, erkannte er Amber Lynn mit Jim.
In der Nähe einer alten weißen Esche, auf der er als Kind oft herumgeklettert war, blieben sie stehen, und sein Vater preßte seine Mutter gegen den Stamm, woraufhin sie die Arme um seinen Nacken schlang. Im folgenden gebärdeten sich die beiden wie ein Paar ausgelassene Teenager.
Endlich war die Entfremdung seiner Eltern überwunden, und zum ersten Mal seit Tagen umspielte seinen Mund ein Lächeln. Aber sein Lächeln schwand, als er sah, welche Richtung die Hände seines Vaters nahmen, und als ihm klar wurde, daß es sicher jeden Augenblick zu weiterführenden Intimitäten
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