Bleib nicht zum Frühstück
Drei. Kick!
Er kreuzte die Beine und lehnte sich gähnend im Sessel zurück.
Nun versuchte sie es mit einem kleinen Hulatanz.
Er sah auf seine Uhr.
Verzagt blieb sie stehen und ließ die Hummel alleine weiterflattern. Es war einfach hoffnungslos.
»Und ich dachte, gleich käme zumindest noch ein wilder Sprung.«
»Ich kann nicht tanzen, wenn man mich dabei beobachtet.«
»Vielleicht hättest du dir die Lehrvideos öfter angucken sollen. Oder ein paar alte Johnny-Travolta-Filme.« Er stand auf, trat vor den CD-Player und drosselte die Lautstärke. »Darf ich ehrlich sein, Rosebud?«
»Ja, bitte.«
»Du machst mich einfach nicht an.« Er griff in die Gesäßtasche seiner Hose und zog seinen Geldbeutel heraus.
»Laß mich dir noch etwas dafür geben, daß du deine Zeit geopfert hast.«
Am liebsten hätte sie geweint, auch wenn sie von Natur aus eigentlich keine Heulsuse war. Er warf sie raus, und somit hatte sie die Chance, durch ihn das Kind ihrer Träume zu bekommen, vertan. Aus lauter Verzweiflung bekam ihre Stimme einen verführerisch heiseren Klang. »Bitte, Mr.
Bonner. Sie können mich nicht mir nichts, dir nichts wegschicken.«
»Und ob ich das kann.«
»Sie… dann ist es Ihre Schuld, wenn mir gekündigt wird. Die Stars sind wichtige Kunden meiner Agentur.«
»Wenn wir so verdammt wichtig sind, warum hat man dann jemanden wie dich hierher geschickt? Selbst ein Blinder merkt, daß du keinen Schimmer von diesem Gewerbe hast.«
»Im – im Augenblick findet in der Stadt eine große Tagung statt. Außer mir war leider niemand frei.«
»Dann stellst du also eine Notlösung dar.«
Traurig nickte sie. »Und wenn durchsickert, daß Sie mit meinen Diensten nicht zufrieden waren, werfen sie mich raus. Bitte, Mr. Bonner, ich brauche diesen Job. Sollte ich gefeuert werden, verliere ich auch meine Krankenversicherung.«
»Du hast über deine Agentur eine Krankenversicherung?«
Falls es für Prostituierte keine Versicherungen gab, dann sollte es doch auf jeden Fall so sein. »Selbst Zahnbehandlungen sind darin enthalten, und ich bin für eine Wurzelbehandlung vorgesehen. Könnten wir nicht… könnten wir nicht wenigstens kurz in Ihr Schlafzimmer gehen?«
»Ich weiß nicht, Rosebud…«
»Bitte!« In ihrer Not nahm sie seine Hände, zog sie an ihre Brüste und kniff die Augen zu.
»Rosebud?«
»Ja?«
»Was machst du da?«
»Ich lasse Sie meine… Brüste fühlen.«
»Aha.« Zumindest zog er seine Hände nicht zurück.
»Wurde vielleicht in einem der Lehrvideos gezeigt, daß man vorher die Kleider ablegen sollte?«
»Die Jacke ist sehr dünn, so daß man auch so alles fühlen kann. Und wie Ihnen sicher aufgefallen ist, habe ich darunter nichts weiter an.«
Die Hitze seiner Handflächen brannte sich durch die feine Seide in die Haut auf ihrer Brust, und sie wagte nicht, sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, wäre da nicht der Stoff dazwischen. »Sie dürfen Ihre Hände ruhig bewegen, wenn Sie wollen.«
»Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber – hast du vielleicht die Absicht, irgendwann in nächster Zeit die Augen mal wieder aufzumachen?«
Sie hatte ganz vergessen, daß sie mit zusammengepreßten Lidern vor ihm stand, doch nun klappte sie sie eilig wieder auf.
Übrigens ein fataler Fehler! Er war so nahe, daß sie den Kopf in den Nacken legen mußte, um ihm ins Gesicht zu sehen. So dicht vor ihr nahm sie seine Züge nur verschwommen wahr, aber nicht verschwommen genug, um nicht die Härte seines Mundes deutlich zu erkennen.
Neben dem Kinn und am Haaransatz wies er zwei kleine Narben auf, doch alles in allem war er ein Mann aus Stahl.
Nirgends auf der Welt gäbe es einen Spielplatztyrannen, der den Mut aufbrächte, das Kind dieses Mannes zu nötigen.
Das ist meine Schaukel, Arschgesicht! Geh runter, sonst gibt es was aufs Maul.
Janie, die Brillenschlange …Janie, die Brillenschlange…
»Bitte. Könnten wir nicht wenigstens ganz kurz Ihr Schlafzimmer aufsuchen?«
Sie entspannte sich, und langsam ließ er von ihren Brüsten ab. »Du willst es wirklich unbedingt, was, Rosebud?«
Sie nickte, doch als er sie ansah, war sein Blick so unergründlich wie zuvor.
»Ich werde dafür bezahlt«, erinnerte sie ihn.
»Das stimmt. Ist ja dein Job …« Während er zu überlegen schien, wartete sie geduldig ab. Ein langsamer Denker wie er brauchte sicher für den simpelsten Gedanken eine Menge Zeit.
»Warum kehrst du nicht einfach zu deiner Agentur zurück und behauptest, die schmutzige
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