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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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absichern.«
    »Ich fürchte, ich habe heute abend keinen klaren Kopf«, sagte Sally. »Ich glaube nicht, daß ich vernünftig spielen kann, wenn ich mich nicht vorbereitet habe.«
    »Und mir werden alle Vorbereitungen der Welt nicht helfen können«, erklärte Cornelia. »Ich bin für Loo.«
    »Aber die Einsätze sind auf eine bestimmte Summe begrenzt«, hielt Judith leicht verächtlich dagegen. »Das ist doch keine Herausforderung.«
    »Aus Ihnen spricht die echte Spielernatur, Lady Carrington«, sagte Agnes Barret leise hinter Judith, und es gelang Judith nur mit äußerster Selbstbeherrschung, ihren Abscheu und ihr Unbehagen zu verbergen, als sie sich umwandte.
    »Guten Abend, Lady Barret. Sind Sie gerade erst gekommen? Sie haben die Harfenistin verpaßt.« Sie lächelte.
    »Ich habe gehört, sie soll wundervoll gespielt haben.«
    »Ich fürchte, ich bin keine Expertin auf diesem Gebiet«, sagte Judith.
    »Aber im Kartenspiel sind Sie's durchaus. Jemand, der bei Amelia Dolby spielt, muß schon Geschicklichkeit und Talent haben... oder vielleicht spielen Sie aus purer Notwendigkeit?« fügte sie hinzu, und ihre Augen wurden schmal, als sie auf Judiths Reaktion wartete.
    Judith verbeugte sich. »Sie müßten es wissen, Madam.«
    Lady Barret lächelte schwach. »Ehemänner können so schwierig sein, was Geld betrifft, nicht wahr?« Ihre goldbraunen Augen hielten Judiths Blick eine ganze Weile, bevor sie sich mit einer gemurmelten Entschuldigung abwandte.
    »Großer Gott«, entfuhr es Isobel, und sie bediente sich mit einem Cremetörtchen von einem Silbertablett, das von einem Diener herumgereicht wurde. »Befindest du dich im Krieg mit Agnes Barret, Judith?«
    »Im Krieg? Was für eine seltsame Idee. Wieso sollte ich?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Isobel. »Aber die Luft hat geknistert, nicht?« Sie blickte ihre Freundinnen fragend an, während sie sich das Törtchen mit einem unbewußt glückseligen Lächeln in den Mund schob.
    Cornelia runzelte die Stirn. »Sie hat irgend etwas an sich. Oder liegt es an dir, Judith? Ich kann es nicht in Worte fassen, aber als sie so dicht neben dir stand... ach, Unsinn, was rede ich denn da?« Sie schüttelte frustriert den Kopf. »Ich werde jetzt Loo spielen. Es ist vielleicht feige von mir, aber ich genieße es, und ich bin vollkommen zufrieden, wenn ich heute abend nur ein wenig gewinne.«
    »Ich auch«, stimmte Isobel zu, dem Diener mit dem Desserttablett winkend. »Ich finde Spiele um hohe Einsätze zwar aufregend, aber sie machen mich immer so schrecklich nervös ... eins von diesen, denke ich.« Sie entschied sich für ein Erdbeertörtchen. »Diese hier sind unglaublich köstlich. Warum probierst du nicht auch eins, Judith?«
    »Das Huhn in Aspik hat mir den Appetit verdorben«, erwiderte Judith. »Außerdem habe ich nicht deine Vorliebe für Süßigkeiten.«
    »Es ist eine große Versuchung«, meinte Isobel. »Ich bin überzeugt, ich werde furchtbar dick davon.«
    Sally lachte. »Du wirst wundervoll sein, Isobel. Eine plumpe, träge Matrone von nie versiegender Großzügigkeit und außergewöhnlicher Gastfreundschaft, die jedes elternlose Kind und jeden streunenden Hund, die ihr über den Weg laufen, bei sich aufnimmt.«
    Judith lächelte. Die Prophezeiung konnte durchaus zutreffen. Isobel hatte nicht nur eine Schwäche für Süßes, sondern auch ein weiches Herz.
    »Na schön, einverstanden, spielen wir Loo«, entschied sie. »Ich habe Bauchschmerzen und Kopfweh, also kann ich auch ebensogut Kinderspiele spielen.« Tatsächlich hätte sie es vorgezogen, zu Hause mit einem Buch im Bett zu liegen und heiße Milch, versetzt mit Weinbrand, zu trinken. Und später würde Marcus dazukommen, und wenn er merkte, daß ihr nicht nach Liebe zumute war, würde er Feuer im Kamin machen und seinen Cognac herbringen und sich zu ihr ans Bett setzen und sich mit ihr unterhalten. Ob er erleichtert wäre, daß sie nicht empfangen hatte?
    Judith zwang sich zu lächeln und folgte ihren Freundinnen in den Salon, wo der Lootisch bereitstand.
    Die Uhr in dem verrauchten Raum schlug Mitternacht, als Marcus im Daffy Club sein Glas mit Gin und Wasser austrank und sich erhob.
    »Willst du fort?« fragte Peter Wellby, dem Rauch aus seiner Meerschaumpfeife nachblickend, der sich zu den geschwärzten Balken der niedrigen Decke emporkringelte.
    »Ich muß meinen Schwager aufspüren«, erklärte Marcus. »Er sagte, ich würde ihn heute abend bei White's finden.«
    »Netter Kerl, dieser Davenport«,

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