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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Marcus packte Judith um die Taille und stellte sie mit Schwung auf die Füße. »Kommst du mit ins Haus, Sebastian? Oder bist du auf dem Weg zu einer anderen Verabredung einfach entführt worden?«
    »Das letztere«, erwiderte er. »Ich war mit ein paar Freunden im Park verabredet. Ich nehme wohl an, sie haben mich inzwischen aufgegeben, also kann ich ebensogut wieder nach Hause gehen.«
    »Wenn du dir einbildest, du könntest mir ein schlechtes Gewissen einreden, Bruder, dann laß dir versichern, daß es dir nicht gelungen ist.« Marcus hielt Judith immer noch um die Taille gefaßt, und sie trat einen Schritt zurück. Sein Griff verstärkte sich, und sie kam wieder zu ihm und lächelte zu ihm auf, obwohl sie sich fragte, was die Stallknechte wohl denken mußten.
    »Ich versuche mich grundsätzlich nicht an hoffnungslosen Fällen«, gab Sebastian grinsend zurück. »Und ich glaube nicht, daß du mich im Moment noch brauchst, deshalb verabschiede ich mich jetzt.«
    »Übrigens, wir haben noch etwas zu erledigen«, sagte Marcus, und sein scherzhafter Ton war verflogen. Sebastian hob die Augenbrauen, als sein Schwager fortfuhr: »Ich versuche seit fünf Tagen, dich zu erreichen. Treffe ich dich heute abend bei White's oder Watier's?«
    »Bei White's«, erwiderte Sebastian ohne zu zögern. Gracemere hatte angekündigt, er würde an diesem Abend dort Faro spielen.
    Marcus fühlte die Schwingungen zwischen Bruder und Schwester so deutlich, als wären sie greifbar. Ihm waren schon häufig diese eigenartigen Augenblicke innerer Spannung aufgefallen, wenn sie beide etwas anderes aus den tatsächlich gesprochenen Worten herauszuhören schienen. »Wir sehen uns also dann bei White's«, sagte er.
    »Ihr habt mich neugierig gemacht«, sagte Judith. »Was könntest du denn mit Sebastian noch zu erledigen haben?«
    »Das geht dich nichts an, mein Luchs.«
    »Ach nein?« Die goldenen Augen blitzten auf.
    Sebastian, still vor sich hin grinsend, überließ die beiden sich selbst und schlenderte zum Hof hinaus. In letzter Zeit schienen die Dinge zwischen seiner Schwester und ihrem Ehemann etwas glatter zu laufen.
    »Ins Haus mit dir«, befahl Marcus. »Wir werden eine Diskussion über Formulierungen führen.«
    »Oh, gut«, willigte Judith heiter ein. »Das wird bestimmt interessant.«
    »Ja, das schätze ich auch. Geh ein wenig schneller.«
    Lammfromm gehorchte Judith der Hand in ihrem Rücken, die sie ungeduldig vorwärts schob. »Wie fandest du Lady Moreton?«
    »Kränklich, mit einem Wort. Eine Krötenfresserin, mit anderen Worten. Tödlich langweilig, so könnte man auch sagen. Müssen wir diese Verbindung unterstützen?«
    »Ja.«
    »Ich höre da einen Beiklang von Entschlossenheit.«
    »Gib zu, daß Harriet bezaubernd hübsch ist, äußerst angenehme Manieren hat und Sebastian eine prächtige Ehefrau sein wird.«
    »Ich akzeptiere die ersten beiden Attribute, obwohl sie so scheu wie eine Kirchenmaus ist, aber was das dritte betrifft - es scheint, als paßten die beiden überhaupt nicht zusammen.«
    »Sebastian weiß, was er will«, erklärte Judith mit ruhiger Zuversicht. »Und was er will, bekommt er auch.«
    »Ähnlich wie seine Schwester«, bemerkte Marcus, aber Judith konnte keinen bissigen Unterton aus der Bemerkung heraushören.

19. Kapitel
    »Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum das dumme Ding so abweisend und hochnäsig ist.« Gracemere wanderte im Salon auf und ab, die Mundwinkel ärgerlich herabgezogen.
    »Sie ist schüchtern, Bernard.« Agnes schenkte Tee ein. »Und sie ist sehr jung.«
    »Das war Martha auch, aber mit ihr hatte ich nicht diese Schwierigkeiten. Ich hatte sie innerhalb von zwei Wochen soweit, daß sie mir aus der Hand fraß.«
    Agnes verkniff sich den Hinweis, daß der Earl damals auch wesentlich jünger gewesen war. »Martha war reif zum Pflücken«, meinte sie. »Carringtons besitzergreifende Gleichgültigkeit ließ ihr so wenig Selbstwertgefühl, daß es kein Problem war, sie mit Schmeicheleien zur Liebe zu verlocken.«
    »Du tust mir wirklich zuviel Ehre an«, sagte Gracemere mit eisiger Ironie.
    »Nun sei nicht gleich beleidigt, Bernard. Du weißt sehr gut, daß es die Wahrheit ist. Harriet ist noch gar nicht richtig flügge. Sie ist gerade erst in die Gesellschaft eingeführt worden.« Agnes stand vom Sofa auf und brachte ihm die Teetasse. »Aber hast du bemerkt, wie Judith sich des Mädchens annimmt? Und Sebastian scheint auch immer an ihrer Seite zu sein.«
    Gracemere lachte höhnisch.

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