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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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vor.
    Judith zog nach. »Was hat er gesagt?«
    Sebastian betrachtete die Anordnung von vier Bauern in der Mitte des Bretts. »Er wollte wissen, wo du bist.« Er rückte mit seinem Pferd vor.
    Judith bewegte ihr Pferd ebenfalls vorwärts, und jeder verlor einen Bauern. »Was hast du geantwortet?«
    »Daß ich mich zur Geheimhaltung verpflichtet hätte.« Sebastian lehnte sich zurück. Nachdem die Eröffnungszüge gemacht waren, konnte das eigentliche Spiel beginnen.
    »War er ärgerlich?«
    »Nicht direkt erfreut«, erwiderte ihr Bruder und brachte seinen Läufer ins Spiel. »Aber du hast ja wohl auch nicht erwartet, daß er lammfromm nachgeben würde, oder?«
    »Ich erwarte mehr Verständnis von ihm«, gab sie giftig zurück. »Er unternimmt keinerlei Anstrengung, mich zu verstehen.«
    »Oh, das würde ich nicht sagen«, wandte Sebastian klug ein, während er darauf wartete, daß seine Schwester den nächsten Zug machte. »Ich denke, im großen und ganzen behandelt er dich ziemlich fair, Ju.«
    »Wie kannst du so was sagen?« Judiths Hand hielt über ihrem Pferd inne.
    »Er weiß verdammt gut, daß ihr überhaupt keine Beziehung mehr haben werdet, wenn er dir erlaubt, dich rücksichtslos über ihn hinwegzusetzen«, erklärte Sebastian. »Sei mal ehrlich, Ju. Willst du wirklich einen Schwächling als Ehemann, einen Mann, der sich dir gegenüber nicht behaupten könnte?«
    »Nein. Natürlich nicht. Aber warum müssen wir uns gegeneinander behaupten, Sebastian? Warum müssen wir uns bekämpfen? Das ist es, was ich einfach nicht verstehe.«
    Er zuckte die Achseln. »Es ist nun mal eure Art. Und ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß du daran etwas ändern wirst.«
    »Harriet wird sich nicht gegen dich auflehnen«, stellte sie fest.
    »Sie wird es nicht nötig haben«, erwiderte er prompt. »Ich werde ihr keinen Anlaß geben. Ich habe die Absicht, ein Bauerntölpel zu werden - ein Gutsherr, der sich ganz der Landwirtschaft, der Jagd und seinen Kindern widmet.«
    »Ja, denn wenn du und Harriet euer Eheversprechen ablegt, werdet ihr es ohne Täuschung tun«, sagte Judith mit Bitterkeit in der Stimme. »Du wirst die Person sein, für die sie dich hält. Harriet wird nichts von Vater, von Gracemere wissen... und sie braucht es auch niemals zu erfahren. All das wird dann für immer Vergangenheit sein. Und es wird dich auch nicht wieder einholen, um deine Ehe zu zerstören, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.« Ihre Stimme brach, und sie drehte sich vom Schachbrett weg. »Es tut mir leid.«
    Sebastian reichte ihr sein Taschentuch. Er hatte jetzt keine Zweifel mehr, daß seine Einmischung gerechtfertigt gewesen war.
    »Mach deinen Zug, Ju«, sagte er und zeigte auf das Schachbrett. »Es stimmt, daß meine Ehe auf einer anderen Basis gegründet wird als deine, aber vielleicht kannst du diese Schwierigkeiten gemeinsam mit Marcus überwinden. Wenn erst einmal alles vorbei ist...«
    »Wie sollte ich das denn anstellen?« rief sie aufgebracht. »Und wie kannst du überhaupt so reden? Nach dem, was er glaubt, was er gesagt hat, was er beabsichtigt...«
    »Ich weiß«, meinte Sebastian beschwichtigend. »Es ist unerträglich, das gebe ich zu. Ich dachte, du könntest vielleicht in dieses kleine Dorf in Bayern fahren, wo die Helwigs leben. Sie haben dich eingeladen, bei ihnen zu wohnen, wann immer du möchtest. Es könnte dir über ein paar schwierige Monate hinweghelfen.«
    »Ja«, gab Judith zu und fragte sich, warum Sebastians Gesellschaft auf einmal so irritierend war. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals zuvor unbehaglich in seiner Nähe gefühlt zu haben.
    Es war fast Mitternacht, als Sebastian ging. Tom, der in einer Toreinfahrt gegenüber vor Kälte zitternd wartete, stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Beschattung ist ein langweiliges Geschäft, dachte Tom, der sich dem Gentleman in Biberhut und langem Überzieher sofort wieder an die Fersen heftete. Es bedeutete, daß man stundenlang vor Häusern und Clubs auf der Lauer liegen und ohne Abendessen auskommen mußte, für den Fall, daß das Opfer unerwartet wieder herauskam. Tom konnte Seine Lordschaft jedoch unfehlbar zu sämtlichen Orten führen, die sein Opfer aufgesucht hatte.
    Sebastian winkte einer vorbeifahrenden Mietdroschke, und der Kutscher hielt sofort an. Falls Sebastian etwas von dem nichtzahlenden Fahrgast wußte, der sich an die Rückwand der Kutsche klammerte, während diese durch die stillen Straßen des nächtlichen Londons rumpelte, so

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