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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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bescheidenes Haus, das von soliden Bürgern und ihren Frauen aufgesucht wird, entschied er, als er die Stufen zur Eingangstür hinaufging.
    Mrs. Cunningham sah von ihrem Wohnzimmerfenster aus die prächtige, wappenverzierte Kutsche vor ihrer Tür vorfahren. Der Insasse - ein vornehmer, elegant angezogener Gentleman in Rehlederhosen und hohen Schaftstiefeln, einen Überzieher lässig um die Schultern gehängt - stieg aus und betrachtete einen Moment lang das Haus, bevor er auf die Eingangstür zuschritt.
    »Dora... Dora... schnell, machen Sie auf!« rief sie und strich ihre Röcke glatt, als sie in die Halle stürzte, um ihren Besucher zu begrüßen.
    Dora riß die Tür auf, noch bevor Marcus den Türklopfer berührt hatte. »Guten Morgen, Sir.«
    »Guten Morgen«, sagte er mit liebenswürdigem Lächeln, als er Mrs. Cunninghams üppige Gestalt hinter dem Hausmädchen erblickte. »Wie ich hörte, wohnt bei Ihnen eine Dame...«
    »O ja, Sir, Mrs. Devlin, Sir«, erklärte Mrs. Cunningham hilfsbereit. Dieser Gentleman konnte nur nach einem ihrer Gäste fragen.
    »Soso... Mrs. Devlin«, murmelte Marcus lächelnd. Er war ziemlich sicher gewesen, daß Judith sich nicht als Lady Carrington eingetragen hatte, und hatte überlegt, ob ihm daraus ein Problem entstehen würde. Aber die hilfsbereite Vermieterin hatte seine Schwierigkeiten gelöst.
    »Und ist sie da?« fragte er, als die Frau unsicher schwieg.
    »O ja, Sir. Sie hat eine Dame zu Besuch, glaube ich.«
    Marcus runzelte die Stirn, fragte sich, wer Judith hier besuchen könnte. »Vielleicht führen Sie mich auf ihr Zimmer.«
    »Ja... ja, natürlich, Sir. Dora, begleiten Sie den Gentleman.«
    »Danke.« Marcus ging auf die Treppe zu, dann blieb er stehen, eine Hand auf dem Geländer. »Lady Carrington wird sofort ausziehen. Wenn Sie bitte ihre Rechnung fertigmachen wollen, ich bezahle sie dann gleich.«
    Lady Carrington! Verwirrung und Aufregung breiteten sich in Mrs. Cunninghams Zügen aus. »Aber, Sir, davon weiß ich ja gar nichts. Mrs. Dev... ich meine, Lady...«
    Marcus hob eine Hand, um den verwirrten Protest abzuschneiden. »Schön und gut, Madam, aber Lady Carrington wird augenblicklich ausziehen. Ich bin Lord Carrington, wie ich vielleicht hinzufügen darf.«
    Mrs. Cunningham schluckte hart und knickste. »Ja, Mylord... ich wußte ja nicht...«
    »Woher sollten Sie auch?« meinte er freundlich und wandte sich ab, um Doras rundlicher Kehrseite die Treppe hinaufzufolgen. Vor Judiths Zimmertür hob Dora die Hand, um schwungvoll anzuklopfen.
    »Nein, lassen Sie nur, ich melde mich selbst an«, sagte er schnell. Er wartete, bis das enttäuschte Hausmädchen wieder gegangen war, dann öffnete er die Doppeltüren.
    Judith und Sally saßen auf dem Fenstersitz, in ein intensives Gespräch vertieft, und beide schauten überrascht auf, als die Tür aufging.
    Judith starrte ihren Mann an; eine tiefe Röte kroch in ihre Wangen. »Marcus?« flüsterte sie, als wäre sie nicht sicher, ob er Wirklichkeit war oder nur eine Vision.
    »Ganz richtig«, erwiderte er. »Anscheinend bin ich der einzige Bewohner von London, der nicht eingeladen wurde, dich in deiner selbstgewählten Abgeschiedenheit zu besuchen.« Er hörte den bissigen Unterton in seiner Stimme, als er stirnrunzelnd seine Schwägerin anstarrte. Er hatte sich auf diesen Augenblick sorgfältig vorbereitet, doch Sallys Anwesenheit warf alle seine Pläne über den Haufen.
    Sally war aufgesprungen und trat instinktiv näher an Judith heran, die mit zitternder Stimme hervorbrachte: »Was tust du hier, Marcus?«
    »Ich bin gekommen, um meine Frau zurückzuholen«, erwiderte er, seinen Umhang ablegend. »Sally, ich muß dich bitten, uns zu entschuldigen.« Er hielt die Tür in wortloser Aufforderung auf.
    Sally zögerte, dann trat sie noch näher an Judith heran. »Tut mir leid, Marcus, aber ich bin auf Judiths ausdrückliche Einladung hier.« Sie begegnete seinem verblüfften Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, und ihre Schultern strafften sich, bereit, ihre Freundin gegen alle Eindringlinge zu verteidigen, einschließlich zorniger Ehemänner.
    Zuerst Charlie und jetzt Sally, dachte Marcus resigniert. Was um alles in der Welt war neuerdings in seine sonst so lammfromme Familie gefahren? Dumme Frage... Judiths Einfluß natürlich. »Trotzdem muß ich dich bitten, uns jetzt zu entschuldigen«, wiederholte er ruhig.
    »Nein.« Sally preßte die Lippen zusammen.
    Marcus fing an zu lachen. »Meine liebe Sally, was glaubst du

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