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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
    Tom sprang ab, als die Kutsche in die Albemarle Street einbog. Es sah so aus, als kehrte seine Beute für die Nacht nach Hause zurück, was es seinem Verfolger erlaubte, Seiner Lordschaft Bericht zu erstatten und hoffentlich in der Küche noch ein bescheidenes Abendbrot zu ergattern, bevor er sein eigenes Bett über den Ställen aufsuchte.
    Marcus war an diesem Abend nicht nach Gesellschaft zumute gewesen. Er war am häuslichen Kamin geblieben und hatte versucht, seine Gedanken mit der Lektüre von Caesars »Über den Gallischen Krieg« abzulenken. Besonders erfolgreich war die Ablenkung nicht, weil seine Gedanken zwischendurch immer wieder zu dem Krieg in seinen eigenen vier Wänden abschweiften.
    Die Tür zur Bibliothek öffnete sich. »Tom ist hier. Er möchte Sie sprechen, Mylord.«
    »Schicken Sie ihn herein, Gregson.«
    Tom trat sofort ein. »Nimm die Mütze ab, Bursche«, zischte Gregson ärgerlich. Stalljungen gehörten nicht zu den üblichen Besuchern der Bibliothek.
    Tom riß sich die Mütze vom Kopf und drehte sie verlegen zwischen seinen Händen. »Der Kerl ist ins Bett gegangen, M'lord«, erklärte er. »Dachte, Sie würden meinen Bericht gleich hören wollen.«
    »Das möchte ich gern, richtig. Hast du schon zu Abend gegessen?«
    »Nein, M'lord. Ich wußte nicht, wie ich meinen Beobachtungsposten verlassen sollte... obwohl sich der Kerl den ganzen Abend nicht von der Stelle gerührt hat«, fügte er leicht gekränkt hinzu.
    »Gregson, sorgen Sie dafür, daß dem Jungen ein ordentliches Essen in der Küche vorgesetzt wird«, wies Marcus seinen Butler an.
    Gregson verbeugte sich stumm, und wenn er die Aufgabe, sich um das Wohl eines Stalljungen zu kümmern, für unter seiner Würde hielt, so verbarg er seine Gefühle jedenfalls.
    »Also, Tom, was hast du zu berichten?«
    Tom ließ sich ausführlich über Sebastians Gänge im Laufe des Tages aus. Das meiste war uninteressante Routine: Jackson's Saloon, Watier's, Viscount Middletons Wohnung, eine Fahrt durch den Park. Das Juwel kam jedoch am Ende des strikt aufgezeichneten Tagesablaufs.
    »Kensington, sagst du?« Marcus blickte in die rubinroten Tiefen seines Glases mit Portwein. Es klang vielversprechend... es sei denn, Sebastian hielt dort eine Geliebte. Aber Sebastian war in Harriet Moreton verliebt, und Marcus glaubte nicht, daß sein Schwager es für passend hielte, eine Mätresse zu haben und gleichzeitig einer anderen Frau den Hof zu machen, trotz seines ungewöhnlichen Lebensstils.
    »Ich könnte Sie dort hinbringen, Mylord.«
    »Morgen ist noch früh genug, Tom. Geh jetzt in die Küche und iß. Du hast deine Sache gut gemacht.«
    Strahlend verließ Tom die Bibliothek, sonnte sich im Lob seines Herrn und Meisters, das einen knurrenden Magen, kalte Füße und stundenlanges Herumlungern in Toreinfahrten am Ende doch lohnenswert gemacht hatte.
    Marcus warf noch ein Stück Holz ins Feuer und füllte sein Glas nach. Morgen würde er seine Frau zurückholen, und er würde verdammt noch mal dafür sorgen, daß sie von nun an bei ihm blieb.

22. Kapitel
    Marcus war früh am nächsten Morgen auf den Beinen, und innerhalb von Minuten hasteten sämtliche Bedienstete unter einer Flut von Anweisungen geschäftig hin und her. Gregson wurde informiert, daß Seine Lordschaft für ein paar Wochen aufs Land fahren würde. Cheveley und Millie bekamen den Auftrag, für ihre Herrschaft zu packen und dann sofort nach Berkshire zu reisen. Die große Reisekutsche mit zwei Pferdeknechten wurde für zehn Uhr an den Vordereingang bestellt.
    Danach eilte Marcus ins Frühstückszimmer, sein Schritt sichtlich federnd. Er bediente sich gerade von einer Platte mit Filet, als Charlie überstürzt ins Zimmer kam.
    Marcus blickte überrascht auf, ein Lächeln der Begrüßung auf den Lippen. Es verblaßte, als er Charlies leicht trotzige, streitsüchtige Miene sah. Es war ein Ausdruck, den er als Kind oft gezeigt hatte, wenn er seinen Vormund einer Ungerechtigkeit verdächtigte und genügend Mut für eine Auseinandersetzung zusammengerafft hatte.
    »Was gibt es, Charlie?« fragte Marcus ohne lange Vorreden.
    »Wo ist Judith?« fragte sein Cousin. »Gregson sagt, sie sei abgereist, um eine kranke Tante zu pflegen, aber sie hat keine Tante... krank oder wie auch immer... zumindest nicht in England.«
    »Woher willst du das wissen?« fragte Marcus ruhig, während er sich Kaffee einschenkte.
    »Weil sie es mir gesagt hat«, erwiderte Charlie. Er

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