Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
nachmittag noch eine Verabredung«, log sie. »Vielleicht können wir die Angelegenheit ein andermal besprechen.«
    »Leider nicht«, erwiderte er. »Es ist eine ziemlich dringende Sache. Ich erwarte dich in ...« Er warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. »... sagen wir, in einer Stunde?«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, verbeugte er sich wieder vor den Gästen seiner Frau und schloß leise die Tür hinter sich.
    Judith scheint eine natürliche Gabe zu besitzen, Freunde zu gewinnen, dachte Marcus. Der Türklopfer stand nie still, und weibliches Lachen und Flüstern erfüllte alle Ecken und Winkel seines ehemals männlich ausgerichteten Hauses. Aber Judith hatte nicht nur Freundinnen. Es kamen auch viele Männer, die sich förmlich danach drängten, Karten mit der Marquise von Carrington zu spielen. Nicht, daß Judith sich bisher mit ihren Höflingen etwas hätte zuschulden kommen lassen. Sie führte ihre Flirts mit der leichten Hand einer Expertin, soweit Marcus es sehen konnte. Aber von einer Expertin hätte er auch nichts anderes erwartet.
    Als er in die Eingangshalle kam, ertönte der Türklopfer. Er blieb abwartend stehen, während sein Butler den Neuankömmling begrüßte. »Guten Tag, Lady Devlin.«
    »Guten Tag, Gregson. Ist Ihre Ladyschaft zu Hause?« Die Besucherin rückte nervös eine Straußenfeder auf ihrem Hut zurecht.
    »Im gelben Wohnzimmer, Mylady.«
    »Dann werde ich gleich hinaufgehen. Sie brauchen mich nicht anzumelden. Oh, Marcus... du hast mich erschreckt.«
    Marcus betrachtete seine Schwägerin verwirrt. Sallys Teint wechselte rapide von rosig zu kreidebleich und wieder zurück. Er wußte, daß sie dazu neigte, sich in seiner Gegenwart unbehaglich zu fühlen, aber dieser Grad von Fassungslosigkeit war schon reichlich ungewöhnlich.
    »Entschuldige, Sally.« Er verbeugte sich und trat zurück, damit sie an ihm Vorbeigehen konnte. »Ich hoffe doch, am Grosvenor Square sind alle wohlauf.« Er wartete mit gelangweilter Resignation, daß sie ihm erzählte, einer seiner Neffen habe Zahnschmerzen oder läge mit Erkältung im Bett.
    Zu seiner Überraschung blickte Sally ihn irritiert an, und statt zu einer ihrer minutenlangen Schilderungen kindlicher Unpäßlichkeiten auszuholen, sagte sie nur: »Ja... ja, danke, Marcus. Wie nett von dir, dich zu erkundigen.« Ihre behandschuhte Hand glitt unablässig über das Geländer, als wollte sie es polieren. »Ich hatte gehofft, Judith zu sehen.«
    »Du findest sie in ihrem Wohnzimmer.«
    Sally rannte fast die Treppe hinauf, ohne sich von ihm zu verabschieden. Marcus blickte ihr kopfschüttelnd nach. Er hatte nichts gegen Jacks Frau, aber sie war eine hübsche Gans mit nicht allzuviel Verstand. Judith schien sie trotzdem zu mögen, was er interessant fand, weil er bemerkt hatte, daß seine Frau Dummköpfe nicht leicht ertrug.
    »Sally... was ist denn los?« Judith zuckte beim überstürzten Eintreten ihrer Schwägerin erschrocken zusammen.
    »Oh, ich muß mit dir reden!« Sally ergriff Judiths Hände und drückte sie fest. »Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll.« Ihr Blick fiel auf die beiden anderen Frauen im Raum. »Isobel, Cornelia... ich bin mit meiner Weisheit am Ende.«
    »Großer Gott, Sally.« Isobel Henley musterte eine Platte mit Gebäck und nahm eine Makrone. »Ist es eines der Kinder?«
    »Ich wünschte, es wäre so einfach.« Sally setzte sich auf ein Sofa und starrte mit tragischem Ausdruck vor sich hin. In ihren gewöhnlich so heiteren blauen Augen schimmerten Tränen. Sie öffnete ihren Pompadour und tupfte mit einem winzigen spitzenbesetzten Taschentuch über ihre Augen.
    »Trink einen Schluck Tee.« Judith, praktisch wie immer, füllte eine Teetasse und reichte sie ihrer Schwägerin. Sally trank gehorsam, während sie um Selbstbeherrschung rang. Schließlich stellte sie die Tasse auf dem Tisch ab und holte tief Luft.
    »Seit drei Tagen habe ich mir das Hirn zermartert, bis ich dachte, mein Kopf müßte explodieren. Aber ich weiß einfach keinen Ausweg.« Das dünne Spitzentaschentuch zerriß unter ihren ruhelosen Fingern.
    »Nun erzähl doch mal, was los ist.« Cornelia Forsythe beugte sich vor und tätschelte tröstend Sallys Hand. Dabei schwang ihre Lorgnette in ihre Teetasse, und Tee spritzte auf ihr ohnehin schon leicht fleckiges Kleid. »Oje!« Sie rieb wirkungslos an den Flecken herum. »Das Kleid war völlig sauber, als ich aus dem Haus gegangen bin.«
    Judith verkniff sich ein Lächeln. Cornelia war eine große,

Weitere Kostenlose Bücher