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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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gleiche - sie hatte einfach nicht die Kraft, etwas anderes zu tun, als auf seine Berührungen zu reagieren. Als ihr Haar lose auf die Schultern herabfiel, strich Marcus mit seinen Fingern hindurch, zupfte mit einem verzückten Ausdruck an wirren Locken. Dann trat er zurück und begutachtete sein Werk.
    »Warum hast du das getan?« wollte Judith wissen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er mit irritiertem Kopfschütteln. »Ich nehme an, ich konnte nicht anders.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küßte sie. Es war ein langer, sinnlicher Kuß, der sie wie jedesmal alles um sich herum vergessen ließ.
    Atemlos wich Judith vor ihm zurück, als er seine Hände von ihrem Gesicht zurückzog. »Du küßt bemerkenswert gut, lieber Gatte«, meinte sie mit einem winzigen Lachen.
    »Und du hast natürlich reichlich Erfahrung, aus der du deine Vergleiche ziehen kannst.«
    »Das, mein Lieber, ist an mir, zu wissen, und an dir, herauszufinden.«
    »Ich bin nicht sicher, ob dies die Zeit oder der Ort für derartige Entdeckungen ist. Ich werde die Übung auf später verschieben.«
    »Also, weshalb hast du mich so dringend sprechen wollen?« fragte Judith und wechselte schnell das Thema, in der Hoffnung, es würde ihr erhitztes Blut abkühlen und ihren weichen Knien wieder etwas Kraft verleihen.
    »Ah ja.« Er lehnte sich gegen den Schreibtisch, wobei er seine langen Beine in den hellen Hosen an den Knöcheln kreuzte, und griff hinter sich nach dem Rechnungsstapel. »Ich habe deine vierteljährlichen Rechnungen überprüft, und ich denke... ich denke wirklich, du müßtest einige Posten erklären.«
    »Erklären?« Judith blickte ihn mit echter Verwirrung an, ihre Erregung war so gründlich verflogen, als hätte man sie in einen eiskalten Fluß getaucht.
    »Ja.« Marcus hielt ihr die Rechnungen hin, und Judith nahm sie und starrte auf das oberste Blatt, das mit Zahlenkolonnen in Johns ordentlicher Schrift beschrieben war. Die Gesamtsumme war relativ hoch, zugegeben, aber nicht horrend... wenigstens nicht nach den Begriffen der Londoner Gesellschaft.
    »Und was möchtest du von mir erklärt haben?« Sie blätterte den Stapel durch. »Sie scheinen mir alle ganz eindeutig.«
    »Gibst du gewöhnlich vierhundert Guineas für ein Kleid aus?« fragte er, nahm ihr den Stapel ab und suchte darin, bis er das belastende Dokument gefunden hatte. »Hier.«
    »Aber das war mein Kleid für den Empfang bei Hof«, sagte sie. »Magarethe hat es geschneidert.«
    »Und diese hier... und diese...« Er hielt ihr zwei weitere Rechnungen hin. »Fünfzig Guineas für ein Paar Schuhschnallen, Judith!«
    Judith trat einen Schritt zurück. »Laß mich erst klarstellen, was hier vor sich geht, Marcus. Ist dies vielleicht ein Verhör wegen meiner Ausgaben?«
    Er schob die Lippen vor. »Das wäre eine exakte Interpretation unserer Unterredung.«
    »Und du wirfst mir Verschwendungssucht vor?« Ein schwaches Summen war in ihren Ohren, als sie mit der Peinlichkeit dieser Szene kämpfte - wie ein Kind ausgeschimpft zu werden, das zuviel von seinem Taschengeld ausgegeben hat. Niemand hatte jemals Kritik an ihren Ausgaben geäußert. Seit sie zum ersten Mal ihr Haar aufgesteckt hatte, hatte sie sowohl ihre eigenen Finanzen als auch die ihres kleinen Haushalts zur Zufriedenheit aller geregelt. Sie hatte Rechnungen so hingedreht, daß sie paßten, hatte die Miete bezahlt und dafür gesorgt, daß immer etwas zu essen auf dem Tisch war; und seit dem Tod ihres Vaters hatte sie auch den wachsenden Fonds verwaltet, der ihren Plan für Gracemeres Sturz untermauern würde.
    »Mit einem Wort, ja«, erwiderte Marcus.
    »Entschuldige, aber wieviel dürfte ich deiner Meinung nach in einem Vierteljahr ausgeben?« Ihre Stimme zitterte. »Du hast versäumt, mir eine Höchstgrenze zu nennen.«
    »Meine Schuld«, gestand er. »Ich werde diese Rechnungen begleichen, und dann gebe ich meiner Bank Anweisungen, dir vierteljährlich eine bestimmte Summe zur Verfügung zu stellen. Wenn du mehr als diesen Betrag ausgibst, muß ich dich bitten, mir alle Rechnungen erst zur Genehmigung vorzulegen.«
    Er stand auf, warf die Rechnungen auf den Schreibtisch, als wollte er damit anzeigen, daß die Unterredung zu Ende war. »Aber ich bin sicher, du wirst dich wieder erinnern, wie man seine Ausgaben drosselt, wenn dir erst mal klar ist, daß die Ehe dir nicht Tür und Tor zu unbegrenzten Mitteln geöffnet hat. Ich bedaure, daß du das nicht schon eher erkannt hast.« Er konnte den bissigen

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