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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Lippen. Ihre Zunge schnellte vor, leckte die rote Flüssigkeit auf, ihre goldbraunen Augen glitzerten. »Soll ich heute abend zu dir kommen?«
    Bernard umfaßte ihr Kinn mit hartem Griff und küßte sie zur Antwort so heftig, daß sich ihre Zähne in ihre Lippen gruben. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn hochfahren. Er wandte sich hastig von ihr ab, griff sich eine Zeitschrift von einem Säulentischchen und blätterte eifrig darin, als ein Diener schweigend Holz in das Kaminfeuer nachlegte.
    »Was habe ich da gehört, Carrington hat sich in Brüssel eine Ehefrau zugelegt?« fragte Gracemere beiläufig. »Es ist das Stadtgespräch. Irgendeine völlig unbedeutende Person, wie ich annehme.«
    »Ja, ich habe sie bisher noch nicht kennengelernt. Wir sind auch erst gestern in die Stadt zurückgekommen«, erwiderte Agnes im gleichen Tonfall. »Letitia Moreton sagt, sie sei atemberaubend. Sie hat die Matronen der Gesellschaft im Handumdrehen bezaubert. Sally Jersey schwärmt förmlich von ihr.«
    »Doch nicht etwa eine neue Martha, oder?« Er warf die Zeitschrift wieder auf das Tischchen, nachdem der Diener gegangen war, dann setzte er sich, wobei er sorgfältig eine Knitterfalte in seinen gelbbraunen Hosen glattstrich.
    »Wohl kaum«, entgegnete Agnes. »Keine kleine braune Maus diesmal, soweit ich gehört habe. Aber niemand weiß irgend etwas über die beiden... sie hat nämlich auch noch einen Bruder. Ebenso charmant und bezaubernd, laut Letitias Schilderung.«
    »Mit gut gefüllten Taschen?« In den blaßblauen Augen lag ein wachsamer Ausdruck, ein plötzlicher räuberischer Hunger.
    Agnes schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Aber wenn er Carringtons Schwager ist... warum?«
    Gracemeres manikürte Fingernägel trommelten auf die geschnitzte Armlehne des Stuhls. »Ich suche noch ein Hühnchen zum Rupfen. Neuankömmlinge in der Stadt sind gewöhnlich die leichteste Beute. Ich frage mich, ob er spielt.«
    »Wer tut das nicht?« meinte Agnes. »Ich will sehen, was ich heute abend im Cavendish House in Erfahrung bringen kann. Aber ich habe noch eine Idee, um deine finanzielle Situation zu verbessern, Liebster.« Sie setzte sich auf, ihre Stimme klang plötzlich geschäftsmäßig.
    »Oh?« Gracemeres Brauen schnellten in die Höhe. »Ich bin ganz Ohr, meine Liebe.«
    »Letitia Moretons Tochter Harriet«, verkündete Agnes und lehnte sich mit selbstzufriedenem Lächeln gegen den Kissenstapel zurück. »Sie besitzt ein Vermögen von dreißigtausend Pfund. Es müßte eine Weile für dich reichen, würde ich sagen.«
    Gracemere runzelte die Stirn. »Sie dürfte kaum die Schule beendet haben.«
    »Um so besser für dich«, meinte sie. »Ein so junges unerfahrenes Ding wird für die schmeichelnde Zuwendung eines charmanten älteren Mannes besonders empfänglich sein. Du wirst sie im Sturm erobern, bevor sie auch nur die Chance hat, sich nach einem anderen umzusehen.«
    Der Earl klopfte sich mit dem Fingernagel gegen die Zähne und überlegte. »Was ist mit Letitia und dem Vater des Mädchens? Höchst unwahrscheinlich, daß sie einem Mitgiftjäger mit Freundlichkeit begegnen werden.«
    »Sie wissen ja nicht, daß du ein Mitgiftjäger bist«, hielt Agnes dagegen. »Und du hast deinen Grafentitel. Letitia wird entzückt sein über einen Grafen für ihre Tochter, solange du dich umsichtig benimmst. Die Lady und ich sind bereits dicke Freundinnen geworden.« Sie lachte gehässig. »Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein unglaublicher Einfaltspinsel sie ist! Sie gibt vor, ein körperliches Leiden zu haben und ihre Tochter nicht so häufig zu gesellschaftlichen Anlässen begleiten zu können, wie sie es sollte. Und wer, glaubst du, hat sich angeboten, ihre Stelle einzunehmen?« Sie hob bedeutungsvoll die Augenbrauen, und Gracemere lachte.
    »Was für eine raffinierte Verschwörerin du doch bist, meine Liebe. Ich kann also damit rechnen, das süße Kind in deiner Gesellschaft anzutreffen.«
    »Häufig«, erwiderte Agnes mit selbstgefälligem Lächeln.
    »In der Zwischenzeit erwarte ich, daß du dir einen Eindruck von Carringtons Schwager verschaffst. Ich kann ebensogut noch ein Täubchen rupfen, während ich darauf warte, daß die reiche Erbin heranreift und mir zu Füßen fällt«, sagte er und erhob sich. »Ich wurde nicht ins Cavendish House eingeladen, weil man allgemein annimmt, ich sei noch auf dem Lande, deshalb verlasse ich mich auf deinen wachen Spürsinn, meine Liebe.« Er beugte sich wieder über sie, legte eine Hand

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