Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
ich wieder nicht mehr viel. Die anderen sagen, das wäre ganz in Ordnung so, es wäre zum Anfang nur leise und ganz selten. Also ein verirrter Bubs wird es nun nicht gerade gewesen sein. Freust Du Dich da oder bist Du mir böse, daß Du so darum betrogen worden bist? Aber ich kann wirklich gar nichts dafür.
Mutter und Grete machen mich immer irre, so daß ich gar keine Ruhe habe richtig zum Schreiben, bei denen knurrt immer der Magen abwechselnd. Dabei ist Mutters Magen bei weitem der vorlautere. Überhaupt hatte Grete heute tüchtige Sorgen. Es hat sie große Überwindung gekostet ‘Lieber Herr Helm!’ zu schreiben. Mutter wird Dir nun wahrscheinlich morgen schreiben, denn da geht der Vater erst wieder zum Arzt. Jetzt geht es ihm noch nicht besser. Er ißt immer noch nichts und liegt nur immer auf dem Kanapee. Wollen nun mal hören, was morgen der Arzt sagt.
Überhaupt waschen wir diese Woche noch gar nicht, erst nächste. Ich bin da ganz glücklich, obwohl aufgeschoben doch nicht aufgehoben ist.
Nun will ich aufhören für heute, denn Bambergs müssen jede Minute Sturm klingeln. Es ist schon wieder ¼ 9 Uhr, und da habe ich nun auch gar keine Ruhe mehr zum Schreiben. Es ist bis jetzt ja auch noch nichts Neues passiert.
Ich wünsche Dir nun einen recht schönen angenehmen Sonntag mit ganz wenig Dienst, oder noch besser gar keinem. Vielleicht gehen wir am Sonnabend mal ins Kino. Und Du? Am Sonntag bleibe ich zu Hause und werden meine Gedanken da viel bei Dir sein, und nun nimm für heute 1000 liebe Grüße und Süße
Von Deinem Robert der sich schon wieder auf den nächsten Urlaub freut.
Stimmen denn nun die Urkunden?
Grüßen soll ich von Vater und Mutter. Eben habe ich den Brief noch mal gelesen und bin eigentlich gar nicht so zufrieden mit ihm. Aber hoffentlich freust Du Dich ein bißchen darüber.
Leipzig, den 18.1. 1942
Mein lieber alter Strolch!
Nun muß ich Dir noch für Deine zweite Karte danken. Der heutige Sonntag ging für mich postleer aus, und mußte ich mir direkt eine Träne rausquetschen, weil ich doch nun schon die ganzen Tage auf einen Brief von Dir gewartet habe. Aber dies soll bei weitem kein Vorwurf für Dich sein, kleiner Mann, denn ich weiß ja, daß Du viel zu packen hattest und so, und dort in Stolpemünde muß man ja auch erst mal warten, wie es sich anläßt. Du tust mir wirklich von ganzem Herzen leid, und ich hatte doch so die Hände für Dich gedrückt (ich meine natürlich die Daumen). Ich glaube nun aber auch nicht mehr daran. Wie ist es nun dort? Ich bin nun gespannt darauf, was Du schreibst. Vielleicht ist es gerade recht nett! Ich wünsche Dir dies jedenfalls von ganzem Herzen und dann bin ich auch gespannt, was dann mit Euch wird. Darfst Du mir das nicht mal leise andeuten? Natürlich erst wenn Du Bescheid weißt. Ich wüßte doch gern, wo ich meinen alten Strolch in Gedanken suchen kann. Ist denn Rank auch mit dahin gekommen? Und wie war denn überhaupt Deine Begrüßung? Da hast Du wohl überhaupt keine Zeit mehr gehabt, Dich bei Frankes (Ziemers) zu verabschieden? Als ich am Donnerstag Deinen Brief fertig hatte, waren Bambergs natürlich immer noch nicht da, und haben mich eben mal wieder versetzt. Hübsch finde ich das nicht, am Dienstag werde ich auch nicht rüber gehen, sondern warten, bis sie sich blicken lassen. Am Freitag haben Grete und ich nach Geschäftsschluß erst noch fertig sauber gemacht und haben bei Frau Berthold dann einen Krankenbesuch gemacht. Viel Lust hatte ich nicht, aber was man verspricht, muß man auch halten, nicht? So – jetzt haben wir erst einmal guten köstlichen Kaffee geschlürft, mit Buttersemmelchen, kannst Du Dir das vorstellen? War wirklich wunderbar! Am Sonnabend früh müßte ich erst ins Geschäft für Frau Berthold, aber nur eine Stunde nachher bin ich wieder zurück. Hatte ich Dir schon geschrieben, daß unser Arno sehr anständig zu mir ist? Der Misthaufen (Jule nach einem Ausdruck von Frau Seifert) behelligt mich auch in keiner Weise, das heißt, ich lasse sie gar nicht dazu kommen, denn für mich ist sie einfach Luft. Ich dachte schon, daß es besser ist wenn wir uns nicht wieder rühren, da stehen wir eben über der Sache, und die drei Monate werden auch bald vergehen. Am Sonnabend Abend waren wir im Kino, ich befolge Deinen Rat und gehe einmal in der Woche. Vorher hatten wir bei Helenchen guten Kaffee getrunken und ihre letzte Stolle aufgegessen. Dafür hatte ich sie dann mit ins Kino geschleppt. Ich hatte
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