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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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abgeschnitten. Hast Du denn nun mal das Zigaretten rollen ausprobiert? Und wie geht es? Alter Roller! Bei uns im Geschäft schwebt es, ob der Betrieb noch einmal schließen wird oder was wird, denn die Kohlen sind schon mal wieder alle. Vielleicht müssen sie, als nicht nur wehr..., schließlich noch ganz zumachen. Mir kann es jetzt ja gleich sein, wenn ich da nur nicht um meine Anrechte komme. Gestern gab es bei uns grüne Heringe gebraten. Kleiner Mann, das war vielleicht eine Sauarbeit, dafür haben wir aber auch ein Pfund kaufen können und da habe ich nun heute Bratheringe eingelegt. Bekommst Du da nicht Appetit?
    Für heute will ich nun Schluß machen, Bist Du da böse alter Strolch? Verlebe einen recht schönen und angenehmen Sonntag und nimm viele herzliche Sonntagsgrüße und ein paar Süße von
    Deiner kleinen Lenifrau.
    Grete war gestern bei Herrn Kramer, und bekommt sie ab Montag vier Wochen bezahlen Urlaub. Ist doch nett?
    Nun noch Grüße von den Eltern und Frau Kolbe der alten.
     
     
     
    Montag, den 23.2. 1942
    Mein lieber alter Gauner!
    Also, eigentlich müßte ich mich jetzt ein bißchen aufs Ohr knallen, denn ich habe einen ganz schönen arbeitsreichen Tag hinter mir. Ja, was tut man nicht alles aus Liebe, kleiner Mann. Für Deinen Sonntagsbrief gestern spreche ich Dir meinen heißesten Dank aus, ich warte doch immer so sehnsüchtig darauf. Daß ich beide Päckchen erhalten habe, hatte ich Dir ja schon mitgeteilt, zanke nicht, ich habe die leeren Kartons noch nicht zurückgeschickt, denn ich hatte wirklich noch keine Zeit, aber morgen will ich das gleich nachholen. Eigentlich wollte ich Dir ja einen kleinen Kuchen mitschicken, aber ob das nun gerade morgen wird, bezweifle ich stark. Dann aber bestimmt das nächste mal. Daß es bei Euch so kalt jetzt ist, tut mir wirklich leid, bei uns war auch wieder eine unverschämte Kälte, aber seit heute morgen taut es. Ich sage Dir, man hat den Winter so satt, daß es direkt eine Wonne ist, in dem Matsch auf der Straße rumzustapfen. Wenn es nur jetzt nicht wieder kälter wird. Das war ja wirklich katastrophal in diesem Jahr. So viel Schnee habe ich hier noch nicht beieinander gesehen. – Weißt Du eigentlich schon, daß in diesem Jahr die Messe ausfällt? Ein Glück, was, da brauchen wir wenigstens in dieser Zeit nicht mit viel Besuch zu rechnen. Eigentlich können wir uns nicht beschweren in diesem Winter (toi toi toi). Hoffentlich bleibt es so. Donnerstag hatte ich Dir geschrieben, hast Du meinen Brief rechtzeitig erhalten? Am Freitag war ich stark beschäftigt. Du weißt ja daß da bei uns Reinemachetag ist, obendrein noch Betten frisch bezogen und in meiner Stube das Fenster geputzt .... denn man konnte bald nicht mehr durchgucken und ich konnte das nicht mehr mit ansehen. Sonnabend das Waschhaus eingeräumt, eingeweicht, eingeholt, für Sonnabend und Sonntag gekocht, um 4 Uhr bin ich dann erst baden gegangen, und war somit erst um 6 Uhr wieder zu Hause. Sonntag habe ich mit Frau Kolbe die Wäsche abgekocht, dann Klöpschen gespeist und nach dem Abwasch und eine halbe Stunde lang liegen haben wir uns auf die Socken gemacht. Kleiner Mann, es war herrlich! Ein wirklich prima Programm, es hat ja auch eine Menge Geld gekostet, also kann man auch was dafür verlangen. Schade, daß Du Hans Moser nicht gesehen hast, prima, genau wie im Film, die Leute haben getobt vor Begeisterung und als Zugabe wurde stürmisch nach der Reblaus verlangt. Der Ansager war auch Klasse. Habe von ihm ein paar neue Ausdrücke gelernt (Reich mir mal die Zähne vom Nachtischchen ich will dich beißen – Streu Dir mal ein bißchen Zucker auf Deine Birne, ich habe Appetit auf Kompott – Füttere Deine Kinder mit Knoblauch, da findest Du sie auch im Dunkeln). Das letztere will ich aber lieber nicht probieren. Aber über die Birne habe ich herzlich gelacht.
    Heute war nun ein schlimmer Tag. Bin um 7 Uhr aufgestanden, Kaffee getrunken und dann ins Waschhaus. Grete kann nicht mittun und Mutter auch nicht, also hatte ich bei über zwölf Wochen warten ganz schön zu wirken. Tante Seidel hat zwar ein bißchen mitgeholfen, aber da fleckt es ja auch nicht mehr so sehr. Morgen kommt sie nochmal mit mir aufhängen, und dann bin ich mal wieder glücklich, wenn ich es geschafft habe. Grete hat Dich im Waschhaus ‘Dreckspatz’ betituliert, weil Du drei Hemden dabei hattest. Revanchiere Dich also zu gegebener Zeit.
    Und nun also nochmal zu Deinem Päckchen. Der Kaffee ist etwas feucht geworden

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