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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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verlebst. Eine Frau Ziemer und Franke wird es dort freilich nicht geben, aber vielleicht hat Rank schon wieder was anderes ausgekundschaftet. Darin ist er ja wohl Meister. Bitte grüße ihn doch mal von mir. Um 3 Uhr habe ich mich hingesetzt zum Schreiben, jetzt ist es glücklich 5 Uhr. Da habe ich doch wirklich schon allerhand in der Zeit geschafft. Meinst Du nicht auch. Eben habe ich erst mal wieder eine Dauersitzung auf dem Lokus gehalten, aber das muß auch sein. Draußen schneit es seit gestern Abend ununterbrochen. Wir haben diese Woche schon mal Neuschnee gehabt. Über 30 Zentimeter. Man kam da kaum vorwärts. Die Schneewälle (keine Hügel) sind schon mannshoch. Seit gestern Abend ist es auch wieder 30-40 Zentimeter gestiegen. Soviel Schnee haben wir hier noch nicht gehabt, solange ich mich erinnern kann. Was soll das bloß werden, wenn dies mal anfängt zu tauen. Dabei habe ich eine unbändige Sehnsucht nach Sonne und nach dem Frühling, der Winter war aber wirklich lang genug und könnte sich nun langsam dünne machen. Gestern habe ich mich wieder mal ordentlich ausgeschlafen. Habe dann noch mit Grete bis Mittag saubergemacht, dann schönen Milchreis mit Butter und Zucker gegessen und dann sind wir mal nach Eutritzsch gerollt, denn Elli wollte gern Sachen von draußen haben. Leider war alles vergeblich, denn Elli hat in ihrem Mißtrauen alles abgeschlossen und die Schlüssel nicht Schwester Klara gegeben, sondern mitgeschleppt. Also mußten wir unverrichteter Dinge wieder heimfahren, und muß ich nun, wenn Mutter heute den Schlüssel mitbringt, Anfang der Woche nochmal raus. Schwester Klara war ganz erstaunt, daß Elli nun wieder in Dösen ist, sie sollte doch nur vom Heimarzt aus eine Spritzkur machen, und warteten sie nun jeden Tag, daß Elli wieder rauskommt, da sie Elli notwendig brauchen. Mutter will heute mal mit dem Arzt sprechen. Sie wird Dir nachher, wenn sie kommt, ausführlich über alles schreiben.
    Heute morgen wollte ich schrecklich gern mal ins Kino gehen ‘Eine Osterskitour in den Alpen’. Da wir aber jetzt immer zeitig essen müssen wegen der Klinik, hätte ich es in der Zeit nicht geschafft, nur allein vorweg ißt Mutter nicht. Vielleicht gehe ich nun mal nächsten Sonntag früh, da geht Mutti und Grete mal zu Elli raus. Hatte ich Dir übrigens schon mal geschrieben, daß ich am vergangenen Sonnabend zum Siebenten von Mutter und Grete eine wunderbare Schale mit Tulpen und Mimosen bekommen habe. Jetzt sind sie so aufgeblüht daß es wie Orchideen aussieht. Ich habe mich wirklich sehr gefreut darüber, zumal ich überhaupt nicht daran gedacht habe. Es war nun viereinhalb Jahre her kleiner Mann. – Gestern Abend waren der Arzt, Tante Gretchen und Tante Anna da. Es wurde höchste Zeit, daß Döring kam. Vater war sehr ungeduldig, und Mutter hat die Nächte nicht geschlafen. Es wäre so nicht weitergegangen, da hätte sich Mutter beizeiten kaputt gemacht. Jetzt bekommt Vater nachts Schlaftabletten, da hat Mutter wenigstens nachts Ruhe. Vater fängt jetzt an zu essen, Mutter wird Dir darüber auch dann genau schreiben, nur es riecht bei Vater trotz des vielen Lüftens gar nicht gut. Aber schreibe darüber nicht zu Mutter, vielleicht kränkt es sie und das möchte ich nicht. Ich gehe nicht sehr viel zu Vater rein, nicht wegen mir, an mich denke ich dabei nicht, nur an unser Kind, denn ich persönlich spiele dabei keine Rolle. Du hast mich auch nicht verstanden, als ich Dir so am Sonntag schrieb, das ist von einem Mann vielleicht auch nicht zu erwarten. Um mich habe ich keine Angst, ich halte durch, nur alle Gemütsbewegungen machen sich an einem kommenden Kind bemerkbar. Doch davon nun nichts mehr.
    Um Eure Eisenbahnfahrt beneide ich Euch nicht. Ihr armen Kerle müßt ja tüchtig gefroren haben. Hast Du Dir da nicht einen Schnupfen geholt? Es ist ja auch eine Zumutung, Euch in ein ungeheiztes Abteil zu verfrachten. Mit Deiner Wäsche hast Du ja doch noch mal Glück gehabt, ich bin da ordentlich froh darüber. Ist der Kaffee und Wehrmachtssuppe vielleicht das einzige Warme gewesen, was man Euch zugute kommen ließ? Es freut mich, daß Euer Oberleutnant mit Deinem Abschneiden in Stolpemünde zufrieden war. Meine Anerkennung, alter Kerl! Daß Du Kaffee schicken willst, finde ich fabelhaft von Strolch. Wenn jemand aus der Verwandtschaft oder Bekanntschaft welchen haben will, so sollen sie nur Dir gleich das Geld selber schicken. Denn man kann auch mal damit rechnen, daß ein Päckchen mal nicht

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