Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
bist Du nun los. Für das nächste Mal laßt es Euch als Warnung dienen, denn zehn Mark sind nicht so leicht verdient. Von Eurem großen Sturm haben wir in der Zeitung gelesen, von dem Felssturz. Das mag ein schönes Gepolter gewesen sein. Gespannt bin ich nun auch, wie es mit Euch wird, wenn Ihr der .... .... angeschlossen seid. Ob Ihr Euch dann finanziell werdet verbessern? Schön wär’s, aber sie können sich schließlich alle beherrschen.
Erika hat das mit den Fotografien sicher vergessen. ... Am Dienstag fängt sie wieder an zu arbeiten, dabei ist sie sehr schmal im Gesicht geworden. Heute hat Frau .... Erika besucht. Von dem anderen Bild werde ich es ihr nochmals sagen. Du weißt, Erika ist doch ein Gedankensack. So, nun will ich aufhören zu schmieren , denn geschrieben kann man es wohl nicht nennen. Nun laß es Dir gut gehen und halt Dein Geld ein bißchen zusammen, denn es ist kostbar.
So, nun sei recht herzlich gegrüßt von uns allen
Deine Mutti
Leipzig, den 24. Januar 36
Liebe Leni!
Für Deinen lieben Brief und Karte hab vielen Dank. Ich konnte Dir leider nicht früher schreiben. Am Montag kam Tante Emma mit Werner, Dienstag haben sie ihm eine Rachenmandel herausgenommen und mußte er einen Tag dort bleiben. Jetzt ist er in meiner Obhut. Es geht ihm aber gut. Am Dienstag habe ich meine Wäsche eingeweicht, das Kleine oben abgerieben und am Mittag hat mir meine Wäsche Tante Emma gewaschen, es war allein schon 8x Bettwäsche und war ich recht froh, sie kann schon noch anders zufassen als ich, sie hat noch all ihre Kraft beisammen. Donnerstag ist sie weggefahren und am Nachmittag kam dann Onkel Hans einmal nach seinem Steppke gucken. Aufgehangen habe ich allein. Also ich bin ohne Schaden aus der Wäsche hervorgegangen. Das beruhigt Dich doch. Am Dienstag nach Tisch war ich mit Tante Emma ein Holzhaus ansehen in Neuheide, Walter will doch so eins haben und es soll im Garten in Oschatz gebaut werden und da kam gerade Frau Helm, als ich nicht da war und Papa hat ihr die Wohnung gezeigt, auch meine Schlafstube, und ich hatte die Betten noch nicht gemacht, da ich sie noch abziehen wollte fürs Waschhaus und Tante Emma drängelte so. Na, das ist nicht zu ändern, aber etwas fatal war es mir doch. Sie kam wegen dem Umzug und wir wissen immer noch nicht, wie es wird. Wir wollen nicht hin, müssen nun aber dort die Miete bezahlen. Wir sind in einem großen Wirrwarr.
Zu Deinem Fastnachtsball wünsche ich Dir viel Vergnügen. In dem erwähnten Anzug kannst Du gut gehen, es paßt auch zu Dir. Vielleicht gehe ich auch am 1. Februar mit in die Halle. Es richtet sich immer nach meinen pekuniären Verhältnissen, das weißt Du ja. Mit Frau Ritter ist es eigentlich eine unangenehme Sache und es ist leicht möglich, daß sie den Spieß umdreht. Ich kann mich nicht erinnern, ob sie es bei uns erzählt hat, ich war nicht immer zugegen und höre auch auf vieles nicht hin, was nicht mit mir gesprochen wird. Kätchen sagte mir früher einmal, als Du weggingst da draußen, daß Frl. Sonntag quatscht. Ich lege aber nie Wert auf so eine Äußerung, Du aber mußt Dir einmal merken, daß man nie etwas weitererzählt, was man nicht beweisen kann, und um einen solchen Fall handelt es sich ja hier. Man muß im Leben so manches für sich behalten und Du wirst das auch noch lernen. Du hast es nur Fräulein Dr. Goldacker erzählt und diese wiederum weiter. Also für die Zukunft sieh Dich vor. Hoffentlich läuft alles gut aus. Im übrigen bleib bei der Wahrheit. Vielleicht kommst Du selbst darauf, ob sie es bei uns gesagt hat oder wo und wie. Sonst ist hier alles beim alten. Erikas Knie soll zwar operiert werden, es ist ein Meniskusriss. Sie wartet aber noch ein paar Wochen. Erst soll der Fastnachtsrummel im Heim vor sich gehen, denn da wird Erika sehr notwendig gebraucht. Hoffen wir auch in diesem Falle das Beste.
Nun möchte ich meinen Bohn Werner ins Bett schaffen. Er bastelt fleißig (Flechtblätter, Holz aussägen) und ist nicht ungeschickt und folgt auch gut.
Nun sei recht herzlich gegrüßt von uns allen
besonders von Deiner Mutter
Leipzig, den 25.1. 36
Liebe Leni!
Wir erhielten nun heute schon Deinen lieben Sonntagsbrief und danke Dir für Dein liebes Gedenken. Herr Helm ist da wohl ernstlich krank, daß er Dir nicht geschrieben hat. Soll ich ihn einmal besuchen? Ich hätte Dir Anfang der Woche gern schreiben können, aber wenn Tante Emma da ist, so ist das unmöglich, sie ist genau so laut wie
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