Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
ist Grund genug. Aber laß es nur nun so, die Hauptsache ist, sie hat eine Ahnung und kann sich allmählich umschauen nach Ersatz. Heute habe ich durch Lisas Kollegen Butter aus Württemberg bekommen. Die wird eingeschmolzen und als Backbutter verwendet. Du siehst, ein weiterer Fortschritt ist gemacht für die Stollen. Freust Du Dich da? Auch bringt Lisa immer mal ein paar Äpfel mit. Es will an alles gedacht sein, die ißt Du doch auch gern. Erika hat schon wieder etwas verloren. Ich nenne das nun bald leichtsinnig.
    Hast Du denn eine Ahnung, was Du von Helm zu Weihnachten bekommen wirst, Deine Mutter ist aber neugierig, nicht wahr. Und wie findest Du meinen Vorschlag in umgekehrter Richtung? Hast Du schon mal darüber nachgedacht? Ich möchte auch so schrecklich gern kaufen und habe doch kein Geld.
    Das Wetter ist jetzt wieder sehr warm, ich habe aber trotzdem die Doppelfenster gestern eingehangen, denn wenn erst die Kälte da ist, geht man auch nicht gern nach dem Laden und da geht es dann immer trapp, trapp. Lehmanns Else hat mir dabei geholfen. Nun will ich noch die große Stube sauber machen, Gardinen waschen, frische Vitragen, denn ich kann nicht alles auf die letzte Minute lassen und es gibt Tage bei mir, wo nicht viel los ist mit mir mit meinen dummen Nerven. Es darf bei mir keine überhastete Arbeit mehr geben, alles hübsch in Ruhe, dann geht es ganz gut. Am 18. November geht es wieder ins Waschhaus, sonst wird es mir am 15. 12. zu viel. Deine besten Nachthemden bring an Weihnachten auch mit. Vielleicht bekommen wir dann inzwischen wieder Grund hinein, denn für den Januar hast Du ja dann Deinen warmen Schlafanzug, oder ist der auch schon bunt gekocht worden. Ich möchte ganz gern für Lisa und Erika einen machen, ich muß mal sehen ob es wird. Der Stoff an und für sich ist ja nicht so teuer, aber man muß für 10 Mark wohl kaufen und wir müssen das Geld tüchtig zusammennehmen, der Papa hat jetzt sehr viel zu bezahlen gehabt. Rechnungen, Steuern usw. Am Dienstag sind wieder für 20 Mark Invalidenmarken fällig und die Gasrechnung liegt auch schon wieder da und so geht es immer weiter. Na, Du weißt ja wie das Geld rund ist, trotzdem, bei Euch Mädels ist es freies Geld, solche Ausgaben kennt Ihr Gott sei dank noch nicht. Darf ich fragen, ob Du diesen Monat etwas sparst? Wohl nicht! Nun auch gut, aber der Januar und Februar muß restlos gespart werden, denn Du wirst dann so wie so einige Neuanschaffungen notwendig haben, wie Schuhe, Kleid, Hut und dergleichen, also richte Dich bitte danach.
    Falls Du am Sonntag frei haben solltest, so wünsche ich Dir einen recht frohen und schönen Tag. Bleib gesund! Mit diesem Wunsche grüßt Dich
    Deine Mutter, sowie Papa und Lisa und Erika.
     
     
     
    Leipzig, 5.12. 35
    Meine liebe Leni!
    Ich erhielt gestern Deinen Brief und will Erikas Brief ein paar Zeilen zufügen. Ich habe heute Morgen für Erika noch so ein kleines Transparent besorgt für Dich, da es Dir gut gefallen hat. Hattest Du denn Fräulein Töpel auch ein Lichtchen dahinter gestellt? Herr Helm war da und weißt Du, was er wollte, er hat mir meinen Büchsenöffner gebracht , d.h. Ersatz dafür, das war alles. Er muß jetzt auch immer tüchtig arbeiten. Die Aktenmappe schenkst Du mit Erika und Erika wird sie besorgen. Am Montag will ich nun backen und fahre früh ½ 7 Uhr schon weg und Mittwoch und Donnerstag noch einmal waschen. Es ist nicht viel. Nach Berlin fährt nur Lisa, nicht wir, um Gotteswillen, so gut geht es uns nicht, wenn ich genügend Moneten hätte, so hätte ich Tante Hedwig zu ihrem 70. Geburtstag am 3. Dezember besucht. Wenn Dein Adventspaket erst Montag angekommen ist, so kannst Du Dich ruhig wieder einmal beschweren, denn ich habe es Freitag in der zehnten Morgenstunde zur Post gebracht und ist es im Laufe des Tages mit abgegangen. Es sollte eine Sonntagsfreude sein, so war es keine. Es ist ja ganz nett, daß Ihr Advent etwas bekommen habt. Nun bleib gesund. Mit dem Wunsch verbleibe ich
    Deine Mutsch.
     
     
     
    Leipzig, den 18.1.36
    Liebe Leni!
    Deinen lieben Brief erhielten wir pünktlich am Mittwoch und Du wirst den meinigen nebst Handschuhen inzwischen auch erhalten haben. Hoffentlich schmeckt Dir das Stück Stolle noch gut. Am Dienstag hat Onkel Willy in Kiel Geburtstag und ich will ihm auch einmal ein Stück Stolle schicken. Sie haben mir auch immer so schön Bückling geschickt. Das Herze ist heute beigesetzt worden im Erbbegräbnis auf dem Johannisfriedhof.
    Also zehn Mark

Weitere Kostenlose Bücher