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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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selbstverständlich, und wem willst Du es sonst erzählen als mir. Immer zu, Leni. Ich schreibe Dir ja auch alles, auch manches Belanglose und manches Ärgerliche. Hat denn Helm wieder einmal etwas von Verloben geschrieben, schreib mir das doch bitte einmal nach Oschatz. Du weißt, ich möchte da doch gerne Dein Vertrauen haben oder ist das zu viel verlangt. Es bliebe ja auch unter uns zweien. Du wünschtest uns im Briefe am Schluß allen gute Besserung, mir auch? Ja, wofür denn? Halt vor allen Dingen den Daumen, daß wir im September einmal in der Lotterie gewinnen. Guckst Du übrigens immer nach Sternschnuppen? Papa und ich hatten anfangs, als Du das schriebst, auch Ausschau gehalten danach, aber hier ist der Horizont so eng begrenzt, daß man keine fallen sieht. Anders in Ostrau. Da kann der Blick weit schweifen und wirst manche haben fallen sehen mit einem guten Wunsche begleitet.
    Sonnabend, den 17.8. 35
    Liebe Leni! Ich will nun schnell meinen Brief beenden, damit er um 4 Uhr abgeholt wird. Es ist leicht möglich, daß heute Nachmittag Onkel Gustav heraufkommt, denn Lisa wird spät nach Haus kommen und so muß Erika wohl mit ihm ausgehen. Weißt Du auch, wer jetzt in Ostrau war? Schmidt Rolf, er hat in der Jugendherberge geschlafen und ist mit dem Rad unterwegs gewesen. Sein Vater war hier und erzählte es. Also morgen früh fahre ich nach Oschatz und wenn Du diesen Brief erhältst, werde ich wohl gerade dort sein.
    Nun sei recht herzlich gegrüßt von uns allen, auch vom Zuntz. Sie hat momentan ein Fell wie Seide. Solltest Du Deinen grauen Rock schnell brauchen, so schreib Papa eine Karte und er schickt ihn Dir.
    Einen lieben Gruß von Deiner Mutter
     
     
     
    August 1935
    Liebe Leni!
    Deine Karte erhalten und schicke Dir hiermit Dein Kleid, hoffentlich kommt es noch zur rechten Zeit an. Bei uns geht es ganz gut. Lisa ist jetzt zu Hause, sie ist von Dr. ... krankgeschrieben. Morgen geht die Messe los. Fuchs mit Grünberg wird nicht kommen, denn er hat noch nicht geschrieben, da kann ja die Mutter noch ein paar Tage in Oschatz bleiben. Wir kommen schon durch.
    Sonst alles gut.
    Gruß und Kuß
    Dein Vater, Lisa und Erika
    Wenn Du jetzt so viel zu tun hast, brauchst Du nicht so oft und viel zu schreiben, nütze die paar schönen Tage noch aus und gehe spazieren.
     
     
     
    Leipzig, den 20.9. 35
    Liebe Leni!
    Deinen Sonntagsbrief haben wir erhalten und Du den unsrigen wohl auch. Nun kam heute noch Deine liebe Karte von Krippen. Auf eine Nachricht von mir hast Du in den letzten Tagen vergeblich warten müssen durch die Wäsche und obendrein unsere anderen Abhaltungen. Else hat mir treu zwei Tage geholfen und der Vorteil war, daß ich nicht kaputt war. Freilich, gegeben habe ich ihr nichts. Anbei sende ich Dir die Schuhe, eigentlich sind sie zu schade für die Küche, wenn Du noch ein paar ältere hast, so reiße erst diese ab. Herr Schütze hat ein paar stabile Sohlen darauf gemacht. Sie kosten 3.50. Nun, ich führe Dir treu Buch über Deine Eingänge und Ausgaben. Lieber wäre es mir, ich könnte es aus meinem Portemonnaie bezahlen, leider, Du weißt ja. Dann hab ich noch ein paar Sonntagshöschen gekauft und ein paar alltägliche. Die letzteren sind sogar sehr angenehm im Tragen. Waschen sich leicht und sind für kühlere Tage sehr zu empfehlen.
    Herr Helm rief vorige Woche an und er wird Dir das schon mitgeteilt haben mit der Stelle. Ich fürchte nur, Du bist für so eine Stelle noch zu jung. Und wir wollen uns darüber auch nicht den Kopf zerbrechen und meine Pläne und Ansichten kennst Du nun ja. Die Zeit wird schneller vergehen, als Du denkst. Mit dieser Gewißheit muß man doch ganz gut einschlafen können. Meinst Du nicht auch? Und wenn es so weit ist, schreibe ich Fräulein Töpel noch einen netten Brief, denn bei ihrer Art muß man vorsichtig sein und ein gutes Zeugnis möchtest Du Dir doch sicher, nicht? Freilich, etwas ist überall. Das ist im Leben nun einmal so. Am besten ist es dann, man heiratet, dann ist man sein eigener Herr, aber auch dann gibt es kein vollkommenes Glück. Vielleicht gibt es noch Ehestandsdarlehen, wenn Du einmal heiratest, vielleicht auch nicht, das weiß man nicht. Erika hat heute Herrn Stock getroffen. Er hat sich sehr gefreut, denn Du wärst die alte geblieben, sagte er. Ich glaube kaum, daß es Zweck hat, wenn sich Fräulein Dr. Goldacker mit dem Johannisstift in Verbindung setzt. Es ist wohl erst das beste, Du bist da. Vielleicht kann sie dann einmal Fühlung nehmen,

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