Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
ich nun komme. D.h. Briefe selbstverständlich an L 26308. Hoffentlich ist nun meine Schirmmütze inzwischen eingetrudelt? Wegen des Kinderwagens hatte ich Dir ja geschrieben, wie ich darüber denke. Na, was Du für praktisch hältst, wird schon richtig sein. Hast Du nun von der Bezugsscheinstelle alles genehmigt bekommen? Dass Ihr es zu Hause schlimm habt, kann ich mir denken, es ist bloss gut, dass es nun langsam warm wird, aber Tante Anna soll lieber einen Strick zum erschiessen nehmen. Was hat denn Frau Dr. W. zu Dir gesagt, darüber schreibst Du mir gar nicht? Kleiner Hase, Du glaubst gar nicht, wie schwer es mir ist, dass ich nun nicht bei Dir bin und Dich dann bei den Händen halten kann, aber wenn es so weit ist, musst Du immer daran denken, dass ich in Gedanken bei Dir bin und Du sollst sehen, es wird alles gut gehen. Aber schreibe mir ruhig bis dahin Deine Sorgen, denn es sind ja auch meine. Ach, kleine Frau, man schreibt das so hin, aber glaube mir, oft denke ich an Dich und stelle mir dann vor, was Du treibst und wie es sein wird, wenn ich wieder bei Dir bin. Es ist doch ein grosses Geschenk, wenn das Baby da ist und ich weiss gar nicht, wie ich Dir dafür danken soll. Jedenfalls wird es nach dem Kriege schön bei uns werden und vielleicht wird Dir meine Liebe dann zuviel. Nun schiebe alle Aengste beiseite und freue Dich mit mir auf das Kind, nein auf unser Kind.
Ich habe mich wegen der Beihilfe nochmals erkundigt. Du rufst das Standortkommando an und lässt Dir den nächsten Truppenarzt angeben und den musst Du noch vor der Entbindung aufsuchen. Da bekommst Du wohl einen Zettel, dass Du Dich wegen der Beihilfe bei ihm gemeldet hast. Da hast Du wohl nun eine Menge Zeug zusammen an Kinderwäsche, na, das bekomme ich ja dann im Juni zu sehen. Liebe kleine Lenimaus! Nun zu Deiner Feststellung wegen unserer Briefe. Du hast ganz recht, wenn Du meine Briefe kritisierst, aber um vorweg gleich zu sagen, gleichgültig bist Du mir nicht geworden, sondern ich habe Dich genauso lieb wie früher, wenn nicht noch mehr. Aber wenn man Briefe schreiben will und kann es nur in Gesellschaft von 15-25 Kameraden, die unbekümmert darum mehr oder weniger laut ihre Freizeit nach ihrer Form gestalten, dann findet man nicht die Ruhe, um all das zu schreiben, was einen bewegt. Sieh mal, wenn ich hier z. B. die Holländer abends von der Arbeit nach Hause kommen sehe, dann stelle ich mir immer vor, dass sie zu Hause von Frau und Kind erwartet werden und wir Idioten sitzen hier wer weiß wie lange noch von zu Hause weg. Da habe ich immer eine Stinkwut in mir und es hilft doch alles nicht, aber gewaltig neidisch bin ich doch auf die Gesellschaft.
(Rest fehlt)
Appeldoorn den 18.4. 1942
Meine liebe kleine Lenifrau!
Nun bin ich wieder seit gestern hier bei der Kompanie und fand eine Menge Post vor; für Deinen lieben Brief vom 12.4. sowie Karte vom 15.4. recht vielen Dank und bin ich froh, dass Du nun meine Post bekommen hast. Hoffentlich hast Du nun meinen Brief vom 16.4. aus Oostronne bekommen, in dem ich Dir einiges geschrieben hatte, woraus Du ersehen konntest, warum ich die eine Woche nach Ostern so spärlich geschrieben habe. Am Freitag früh bin ich vollbepackt früh 7.20 Uhr von Oostronne weggefahren und hatte von Rotterdam gleich Anschluss nach Amsterdam, wo ich um ¾ 11 Uhr anlangte. Da ich hier zweieinhalb Stunden Aufenthalt hatte, habe ich mein ganzes Gepäck bei der Deutschen Reichsbahnstelle abgegeben und habe einen Schlendrich durch das Zentrum gemacht. Wirklich eine sehr schöne Stadt, man müsste nach dem Krieg direkt mal eine Woche hinfahren, so viel gibt es da zu sehen. Um 16 Uhr war ich dann in Appeldoorn, man hatte mich noch nicht einmal vermisst und hätte ich mich ruhig noch einen Tag in Amsterdam aufhalten können. Hier herrscht jetzt viel Aufregung und Trubel, denn die Kompanie rückt ja Anfang nächster Woche in Stellung und da ist viel zu tun. Momentan sind wir nun ca. 70 Mann stark, denn der grösste Teil ist auf Kommando und auf Urlaub. Ich hatte erst gedacht, ich müsste gleich wieder weg, aber nun scheine ich mit der Kompanie wegzufahren. Wohin wir kommen und ob ich zu einer anderen Kompanie versetzt werde, ist alles noch unbestimmt, darüber lasse ich mir auch keine grauen Haare wachsen. Heute früh war ½ 7 Uhr Frühsport, aber ich bin erst ½ 8 Uhr aufgestanden; nach der Befehlsausgabe war grosses Revierreinigen und jetzt habe ich mich gedrückt, denn jetzt hat man hier schön Ruhe zum
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