Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Schreiben, zwar Rank, der U.v.D. ist, kommt alle fünf Minuten geschissen und will mich wegen Beleidigung eines Vorgesetzten (ich habe zu ihm gesagt, er könnte mich mal) zur Meldung bringen, aber sonst bin ich in Wochenendstimmung. Die Sonne scheint mir schön warm ins Genick durchs Fenster und man hat den ganzen Tag vor sich und heute und morgen will ich nun gleich alle Post erledigen. Von Helenchen, von Mutter liegt je ein Brief vor, Frau Kolbe hat mir auch eine Karte aus Saaz geschickt und habe ich mich über diese Aufmerksamkeit sehr gefreut und von Köslin habe ich auch Post bekommen, aber die in Aussicht gestellten Päckchen für mich sind nicht eingetroffen, während Rank seine eingetroffen sind. Heute Nachmittag will ich spazierengehen und evtl. abends ins Kino. Allerdings viel Geld will ich nicht ausgeben, denn die drei Tage auf Reisen haben mich allerhand gekostet. Dienstag oder Mittwoch fahren wir nun wahrscheinlich und da wird es die ersten zwei Wochen allerhand zu tun geben, aber dann sind wir hoffentlich auf längere Zeit untergebracht und fällt der blöde Exerzier- und Kasernendienst dann weg.
Für den mir in Aussicht gestellten ‘Extrasüssen’ danke ich Dir, hoffentlich brauche ich Dich nicht erst zu mahnen, wenn ich auf Urlaub komme. Deine Besorgnisse sind ja nun und das mit Recht weg und kannst Du mir glauben, dass ich, wenn ich es ermöglichen kann, Dir zweimal wöchentlich schreibe, aber manchmal kommt man tatsächlich nicht dazu. Die Hauptsache ist jedenfalls, dass Du mir wieder richtig gut bist. Kleiner Hase, in Medenblik habe ich Dir aber regelmässig geschrieben, so dass doch Post verloren gegangen sein muss. Nur in Oostronne habe ich in einer Woche nur einen Brief schreiben können und warum, habe ich Dir ja geschrieben. In Zukunft schreibe ich immer unter L 26308, auch das Geld schicke bitte unter diese Feldpostnummer, sollte sich was ändern, schicke ich Dir sofort die neue Feldpostanschrift. Nun freue ich mich schon auf die Bilder und lässt Du mich doch nicht so lange darauf warten, das mit dem doof wird wohl nur eine Einbildung von Dir sein, denn ich kenne doch meinen kleinen Strolch. Und auf Deine bescheidene Anfrage, ob doof oder nicht, erübrigt sich jede weitere Diskussion. Da hat ja Helenchen fleissig für das Enkelkind gearbeitet, aber wenn Du mir dasselbe nicht skizziert hättest, könnte ich mir darunter gar nichts vorstellen. Ich bin froh, dass Euch der Kaffee schmeckt, es ist eben immer ein Risiko, so auf gut Glück zu kaufen. Wie kommt denn übrigens die Butter immer an? Ist sie schon recht weich? Im letzten Brief habe ich Dir ja mitgeteilt, dass ich wieder Butter von Medenblik Euch geschickt habe. Am Montag geht ein Kamerad auf Urlaub und nimmt ein Päckchen mit Süssigkeiten mit, falle nicht hin, es ist für 5,- ..., aber bei den Pralinen soll es sich noch um gute Ware handeln. Der Speck ist von meiner Marschportion und ist für Dich und die Eltern zu einer Mahlzeit bestimmt. Guten Appetit dabei. Nimm Dich jetzt nur recht in Acht und verwöhne das Kind nicht zu sehr mit Bohne, sonst verlangt es später auch immer welchen. Da habt Ihr nun Mutters Geburtstag ohne Kuchen feiern müssen; Ihr hättet ruhig den für mich bestimmten Kuchen schlachten können, denn der Gefreite Altern, der ihn mitbringen wollte, ist ohne ihn hier gestern wieder eingetroffen. Er hätte durch Krankheit seiner Frau keine Gelegenheit gehabt, zu uns zu gehen. Ich habe nun in einem separaten Brief Dir für Euch alle Kontenauszüge geschickt und kann nun jeder feststellen, ob es stimmt. Mit der Verrechnung bin ich einverstanden, es ist einfacher und die Abrechnung ist einfacher. Aber Ihr müsst nun vorneweg immer schon einen Vorschuss schicken, sonst komme ich nicht ins Geschicke. Die Päckchen gehen selbstverständlich direkt unter der üblichen Berechnung der Unkosten. Vielleicht kannst Du Lisa ein Pfund von der letzten Butter abgeben, wenn es geht, werde ich Kunads direkt einmal eineinhalb Pfund schicken. Dafür müssen sie aber nochmals mit Kohlen rausrücken, denn eine Hand wäscht die andere. Wodurch ich am Ostersonnabend zu so viel Post kam, weiss ich auch nicht, jedenfalls sind die Postversorgungen, sobald man in Stellung ist, ziemlich mies. Auch die Zigaretten in dem Zigarrenkasten sowie gestern wieder ein Karton mit Zigaretten sind eingetroffen. Es tut mir leid, dass Du nun so viel zu tun hast, aber vielleicht findest Du doch Zeit, Dich zu sonnen, denn wenn es bei Euch so schön warm
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