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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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etwas in diesem Urteil schwankend gemacht hat, aber Deinen Briefen nach ist nun wieder alles in Ordnung, wirklich, kleiner Mann. Es wäre doch auch umgekehrt für Euch kein schöner Gedanke, wenn Ihr im Zweifel sein müßtet, ob Eure Frauen Euch zu Hause treu sein würden. Aber wir zwei, nicht wahr, wollen uns immer lieb behalten und treu bleiben. Beziehungen und Freundschaften mit anständigen Charakteren wie Frau Ziemer und Franke sind natürlich etwas ganz anderes und meine ich hiermit nicht. Warum glaubst Du, daß Du in Zukunft hinten runter rutschen würdest? Dasselbe könnte ich doch auch von Dir glauben, denn Du freust Dich doch so auf das Kind, daß auch ich glauben könnte, ich käme dann erst an zweiter Stelle. Ein Kind bindet doch aber erst richtig fest aneinander und müßte man sich hinterher viel lieber haben. Vor allen Dingen soll unser Kind keine ‘Majestät’ werden. Weißt Du, wie ich das meine? Ich möchte Dir nur das eine raten, Dich nicht zu sehr auf ein Mädel zu freuen, denn die meisten prophezeien mir einen Jungen. Was kommt, soll uns lieb und willkommen sein, die Hauptsache, es ist gesund. Mit meiner ‘Logik’ scheinst Du mich falsch verstanden zu haben. Na, Schwamm darüber. Das Essen hole ich vorläufig noch bei Stöhrs, habe mir eine Karte gekauft, etwas kann man allemal dabei sparen. Wenn ich auch Marken abgeben muß. Ab 20. geht Grete wieder ins Geschäft und bringt sie mir das Essen dann mit heim.
    Im Faulenzer habe ich bis jetzt noch nicht auf dem Balkon gelegen. Seit dem 2. April ist es ziemlich unbeständig und kühl bei uns. Aber sobald es schön wird, sonne ich mich wenigstens eine Stunde jeden Tag. Halte den Daumen, daß ich, wenn Du im Juni kommst, genug Mehl zum Backen habe, denn das ist auch herzlich wenig geworden und... Deinen Kuchen lasse ich noch eine Woche stehen, länger kann ich es aber nicht wagen. Mit dem Essen spare ich durchaus nicht an mir, nur was nicht nötig ist, brauche ich doch auch nicht unnötigerweise in mich reinzufressen. Nur da spare ich eben, man weiß ja nicht, was noch kommt, und zur Taufe möchte ich doch auch etwas backen usw. Kurzarbeiterunterstützung habe ich für zweieinhalb Woche 20 RM bekommen. Wer darauf angewiesen ist, kann dabei verhungern. Laß es doch so mit dem Kinderwagen, ja? Sieh mal, sie freuen sich doch nur, daß sie einen ersten Enkel bekommen und wollen eben auch ihr Teil mit dazu beitragen. Es gibt trotzdem noch unheimlich viel Ausgaben. Das Bett staffierst Du ganz allein aus, das will auch schon was heißen, kleiner Mann. Öhmisch will die Matratze nächste Woche bringen. Magenbeschwerden habe ich jetzt keine mehr, nur sehr viel Hunger und Appetit. Und meist Appetit auf sowas was man nicht hat. Gestern und heute hätte ich sonst was um ein schönes Schokoladenlikörei oder Marzipan gegeben. Habe jetzt auch schon zweimal eine Büchse Kompott aufgemacht und ausgefressen. Deswegen bin ich aber nicht verfressen. Zigaretten habe ich wieder eine ganz schöne Menge angesammelt. Ich glaube aber, Du kannst Dich in dieser Beziehung nicht beschweren. Alles sammelt für Dich, sogar Tante Gretchen hat eine Raucherkarte wegen Dir jetzt. Mußt doch wirklich ein guter Kerl sein, daß alle so für Dich sorgen. Von Martin habe ich zwei Päckchen Zigarettenpapier bekommen und schicke ich Dir heute mit. Daß Euer Osteressen schlecht war, kann man nicht gerade behaupten, und auch den rohen und gekochten Schinken hätte ich nicht stehen lassen. Sowas bekommt man hier nur noch nach dem Erzählen. Frau Kolbe kommt am Freitag wieder und freue ich mich auch wieder darauf.
    Nun kommt noch Dein heutiger Brief vom 9.4. Also einen festen Ort habt Ihr nun immer noch nicht. In der Art, daß es Euch nicht besonders gefällt, könnt Ihr ja ganz froh sein. Ich halte aber fest die Daumen, einmal wird es schon klappen, daß Ihr seßhaft werdet und auch dort, wo es angenehm für Euch ist. R(otterdam) muß ja ganz schrecklich sein.1) Ist das noch von dem Bombardement vor zwei Jahren? Für die Menschen muß es schrecklich sein und kann man ihre schlechte Stimmung verstehen. So ein Bericht, wie Du ihn gemacht hast, ist ganz interessant, da kann man sich doch wenigstens ein Bild von allem machen. Nun will ich ganz fest hoffen, daß Ihr ein anständiges Unterkommen findet, sauber und warm, und das alles so wird, wie es sein soll. Die Päckchen sind doch alle angekommen, das habe ich Dir ja geschrieben. Auf den halben Käse freue ich mich schon, werde ihn nach bestem

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