Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
tagsüber ist wie hier, dann kannst Du Dich schön bräunen lassen. Wenn ich zu Hause gewesen wäre, hätte ich auch solche Lätzchen mit Kreuzstickerei gestickt, denn so was traue ich mir zu. Im übrigen hast Du da ja an vieles zu denken, bis Du alles für unser Kind zusammen hast. Nun bin ich bloss gespannt, ob meine Mütze noch eintrudelt und ob die Wäsche angekommen ist. Hoffentlich gefällt sie Dir, aber die Garnituren sind ja auch fast die Hälfte billiger als die blaue. Und was sagst Du zu dem Büstenhalter? Findest Du Verwendung dafür? Dass Du froh bist, wenn Du wieder andere Sachen anziehen kannst, glaube ich Dir gern, aber in vier Wochen bist Du auch dieser Sorge ledig.
Dass ich hier über die Stränge schlagen werde, davor brauchst Du keine Angst zu haben, denn dazu habe ich Dich viel zu lieb und bin wirklich froh, dass ich Dich habe und so werden wir es auch später immer halten. Ein Kamerad hier hat allerdings ganz schlechte Erfahrungen mit seiner Frau gemacht. Ein halbes Jahr ist er verheiratet und in dieser Zeit hat ihn seine Frau nach Strich und Faden hintergangen, sodass er jetzt Scheidung beantragt hat. Leider muss man hier aber auch über die älteren Kameraden den Kopf schütteln, wie sie sich hier benehmen und sollten sich die alten Knacker lieber um ihre Familien kümmern. Es ist eben rüber wie nüber und eine traurige Folge des Krieges. Unser Kind kann uns glaube ich nicht fester binden wie wir es schon sind, aber es bedeutet für uns wohl das höchste in unserer Ehe, womit ich aber mit Dir einer Meinung bin, dass wir nun nicht Sklaven desselben werden. Und brauchst Du keine Angst zu haben, ob Bub oder Mädel, beides ist mir lieb und freue ich mich riesig darauf.
Ist denn das Essen bei Stöhrs noch recht gehaltvoll oder wie hier in Appeldoorn ein Saufrass? Ich muss sagen, da sind wir bei den anderen Kompanien stark verwöhnt worden und schmeckt es hier absolut nicht mehr. Bitte grüsse doch Frau Kolbe vielmals von mir und recht vielen Dank für die nette Karte. Es ist jammerschade, dass hier das Mehl auch so knapp ist, aber vielleicht klappt es doch einmal, denn einen selbst gebackenen Kuchen würde ich ganz gerne mal wieder im Urlaub essen. Spare nur nicht zu sehr auf die Taufe, denn viel machen wir ja sowieso nicht zur Taufe. Deine Kurzarbeiterunterstützung war ja horrend, der Staat lässt sich eben nicht lumpen. Mit dem Kinderwagen und Deinem lieben Trost werde ich mich nun abfinden, aber ..., na ja, ich gebe mich eben mit dem Bettchen zufrieden. Nachher packe ich gleich das süsse Päckchen, vielleicht entschädigt Dich das etwas für die fehlenden Ostereier. Dass Ihr so fleissig Zigaretten für mich sammelt, ist nett, das Kraut hier ist manchmal nicht zu geniessen und rauchen tut man hier allerhand. Das Zigarettenpapier brauche ich für den nächsten Tabak, kann aber dann dem Meister keine schicken. Dafür bekommt er aber meine Zigarren wieder. Aber Schoko kann ich kaum wieder schicken, seit dem 17.4. wird hier deswegen auf der schwarzen Börse ganz scharf zugegriffen. Über Dein fleissiges Sparen im Rommé Club freue ich mich, das soll ja auch das Fahrgeld für unseren ersten Urlaub nach dem Krieg werden. Hat sich Ilse denn nun mit Arthurs fort sein abgefunden? In Dünkirchen soll Arthur sein, ich kann das nicht richtig lesen, und wo steckt denn Herbert? Wie kannst Du bloss denken, dass Deine Briefe für mich langweilig sein könnten, wo ich jeden Brief drei- bis viermal lese. Jedenfalls nochmal recht vielen Dank für diesen Brief, denn es stand viel Liebes darin und das tröstet immer, dass man nicht zu Hause ist. Hoffentlich kommt dieser Brief bis zum Mittwoch an und sind inzwischen alle noch laufenden Päckchen eingetroffen. Nun bleib mir recht gesund, viele liebe Grüsse und Küsse von Deinem
Dichliebenden Hans.
An Mutter und Helenchen schreibe ich heute bzw. morgen noch. Sonst grüsst Du bitte alle von mir.
Leipzig, den 19.4. 42
Lieber alter Strolch!
Habe heute Deinen lieben Brief erhalten und auch die Abrechnungen und danke ich Dir recht herzlich dafür! Ich verstehe Deine Sorgen und Nöte durchaus und Eure viele Arbeit und will nun auch gewiß nicht mehr ungeduldig sein und zanken, wenn Du mal nicht gleich schreibst. Ich weiß ja jetzt auch warum und wieso. Du bist eben auch selbst schuld, denn mit dem Brief schreiben hast Du mich schwer verwöhnt. Ich bin Dir aber auch nie eine Antwort schuldig geblieben, und glaube ich, auch Du kannst Dich über Post nicht
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