Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Wissen und Gewissen verteilen.
Nun bin ich ganz schrecklich müde kleiner Mann, es ist gleich 11 Uhr, aber sicher wirst Du nicht böse sein, daß ich so lange geschrieben habe, oder ist es Dir langweilig? Daß Du Dich auf den Urlaub freust, glaube ich Dir gern, ich auch. Nur rechne ich jetzt nicht die Tage und Wochen bis zum Urlaub, sonder erst mal bis gegen den 20.5., denn ich will froh sein wenn ich das hinter mir habe.
Nun aber Gute Nacht kleiner Mann. Schlafe recht gut, in Gedanken kuschle ich mich an Dich an, gebe Dir einen recht schönen Gutenachtkuß und behalt recht recht lieb
Deine kleine Lenifrau.
Hast Du meinen Brief schon bekommen den ich zu Ostern geschrieben habe? Von Mutti und Papa soll ich Dich recht herzlich grüßen.
O.U., den 16.4.1942
Meine liebe kleine Lenifrau!
Ehe ich auf Deinen lieben Brief vom 9.4. näher eingehe, möchte ich Dir gleich am Anfang von mir schreiben, damit Du siehst, dass ich wirklich seit Osterdienstag stark beschäftigt war. Ich hatte Dir ja bereits geschrieben, dass Rank, ich u. zwölf Mann zu unserem größten Bedauern in eine andere Stellung kommandiert wurden. Auch von der Fahrt habe ich Dir berichtet, aber was wir für anstrengende Tage hinter uns haben, davon will ich, so weit es geht, Dir schreiben. Zuerst sind Rank und ich fünf Tage lang umgezogen, jeden Tag eine andere Unterkunft, in jeder haben wir bis auf eine vor Kälte nicht schlafen können, denn tagsüber kann man schön Sonnenbad machen und nachts fällt das Barometer bis 3˚ minus. Am Mittwoch bis Donnerstag habe ich den ganzen Tag über Baracken eingeräumt mit 40 Mann. Dabei waren die Möbel ca. einen Kilometer durch die Dünen rauf und runter zu tragen, so dass es für alle eine gewaltige Anstrengung war und man abends sich todmüde auf den Strohsack warf, um vor Kälte nicht einschlafen zu können. Am Freitag haben wir zwei 7-Tonnen-Geräte in Stellung gebracht mit sechs Pferden und 80 Mann und wenn man Rank und mich nicht gehabt hätte, da hätte alles viel länger gedauert. Kannst Du Dir vorstellen, 140 Zentner durch die Dünen auf und ab, und das wieder einen Kilometer. Ich war am Abend richtig fertig, und mußte dann noch von 18 – 24 Uhr Dienst machen. Am Sonnabend und Sonntag sechs Stunden Dienst, sechs Stunden frei, hatte man sich hingelegt, musste man schon wieder auf. Beim Essen schlief man bald ein und an private Interessen war überhaupt nicht zu denken. Wenn das noch länger gegangen wäre, wäre hier die Hälfte aus den Latschen gekippt. Am Montag früh bekam ich dann für drei Tage frei, um nach Amsterdam wegen meiner Einlagen und nach Appeldoorn wegen neuer Stiefel zu fahren. Also früh um 9 Uhr am Montag bin ich von hier über Rotterdam nach Amsterdam gefahren und da ich dort guten Anschluss hatte, gleich weiter nach Apeldoorn. Bei der Kompanie guckten sie nicht schlecht, als ich auf der Bildfläche erschien. Stiefel habe ich bekommen, aber sie sind mir viel zu gross und ich muss sie wieder umtauschen. Als ich mal im Geschäftszimmer war, telefonierte gerade unser Leutnant aus unserer neuen Kompanie-stellung an, er forderte Rank und mich zum Aufbau an. Als ich mich erkundigte, wurde mir aber gesagt, wir müssten bis Ende April hier oben bleiben. Ich übernachtete bei der Kompanie und fuhr mit Post für die Kameraden, Dein lieber Brief war auch dabei, wieder am Dienstag früh nach Amsterdam. Beim Orthopäden musste ich erfahren, dass meine Einlagen noch nicht fertig waren und ich am 20.4. wieder hin muss. Übrigens habe ich Dir in Appeldoorn einen halben Käse per Päckchen geschickt, kostet RM 4,75, ebenfalls Schramms und ausserdem soll ich am 30.4. zwei Paar Russenstiefel, schwarz, Größe 41, für 50 Gulden pro Paar bekommen. In Amsterdam bin ich dann erst mal essen gegangen, wieder im ‘Erika’ und dann im Gemeindebad mich mal richtig geduscht und gewaschen. Dann bin ich um 5 Uhr nach Alkemar, und von dort mit dem Bus nach Medemblick, wo ich gegen 9 Uhr eintraf. Leider war die seit unserer Wegfahrt angesammelte Post ausgerechnet am Morgen zurück nach Appeldoorn geschickt worden, dafür habe ich unsere restliche Wäsche eingepackt. Als ich so gegen 10 Uhr essen wollte, merkte ich, dass ich den Rucksack in Alkmar stehen gelassen hatte. Ich versuchte zu telefonieren, bekam aber keine Verbindung. Das konnte eine schöne Geschichte werden, denn wenn er weg war, konnte ich auf fünf Tage Kasten rechnen und wenn er auf der Ortskommandantur abgegeben war und der
Weitere Kostenlose Bücher