Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Willst Du das auch haben?
Mutter ist jetzt noch mal zu Schramms. Ich hatte ihr die Raucherkarte mitgegeben und jetzt ist sie weg. Halte die Daumen, daß sie bei Schramms liegt. Mit den Zigaretten ist es jetzt überhaupt ganz schlecht. Vorigen Mittwoch war ich dort, da bekam ich zehn Stück, sollte dann aber erst am Montag wiederkommen. Ist doch eine Schweinerei, ja, die zwei Frauenkarten hab ich Mutti gegeben, die bekommt eher drinnen mal was. Nun bin ich am Schluß angelangt. Halte die Daumen, daß es der letzte ist, den ich schreibe, bevor unser Kind da ist. Meinem Gefühl nach kann es nicht mehr gar so lange dauern, denn ich habe jetzt oft den richtigen Krampf sogar bis in die Beine rein. Habe heute meine Wäsche geplättet, und auch die Sommerkleider, so daß dies jetzt alles in Ordnung ist.
Nun behalte mich lieb, kleiner Mann, und nimm viele liebe Grüße und Süße von
Deiner kleinen Lenifrau.
O.U., den 20.5.42
Meine liebe kleine Lenimaus!
Eigentlich kann ich jetzt auch ‘kleine Mutti’ schreiben, aber früher hast Du mal auf mich gezankt, weil ich ‘Muttibettchen’ gesagt habe und da will ich lieber vorsichtig schreiben und erst mal horchen, wie Du darauf reagierst. Also für Deinen netten und recht lieben Brief vom 17.5. recht vielen Dank, ich hab ihn schon ein paar mal gelesen und freue mich immer wieder darüber.Ich hoffe doch, dass Du nun in den Besitz aller meiner Briefe gelangt bist und dass in Zukunft alles besser klappt mit der Zustellung. Seit gestern Nachmittag bin ich nun hier wieder angelangt beim Kompaniestab und warte nun der Dinge, die da kommen sollen. Sie sind sich noch nicht einig, ob ich hier die Fernschreiber-Stelle übernehmen soll oder wieder in die Stellung gehe. Gestern Abend hiess es, bis heute früh bekomme ich Bescheid, und als ich mich heute früh nach der Parole meldete, sagte man mir, ich soll auf Bescheid warten. Da bin ich dann gleich zum Postfritzen gestürmt, und siehe da, gerade war Dein Brief angekommen. Ich beantworte ihn gleich, aber schreibe Dir zum Schluss noch, wo man mich hin steckt, denn bis Nachmittag bekomme ich es ja zu erfahren. Ich kümmere mich um nichts, was für einen Posten ich bekomme, soll mir gleich sein, es ist doch Glücksache. Lust habe ich momentan zu gar nichts, denn jetzt bekommt man so langsam das Urlaubsfieber, d.h. jetzt wart ich ungeduldig auf das Telegramm und dann fange ich die Tage bis zur Abreise nach Hause an zu zählen. Das Geld ist leider noch nicht eingetroffen und ich habe stark damit gerechnet, denn gestern habe ich eine Garnitur gekauft und mir das Geld geliehen. 17,- hfl habe ich dafür bezahlt, hoffentlich gefällt sie Dir oder Frau Kolbe. Hast Du Dich nun in meine Aufstellung hineingefunden? Es ist doch gar nicht so schlimm, was Du bezahlt hast und spar ja nicht am Essen, wenn Du glaubst, Du schaffst es mit dem Gelde nicht. Lieber nicht gespart, dafür etwas besser gegessen. Für die 150 M, die Du mir geschickt hast, hast Du ja auch rund 100 M wieder von den anderen zu bekommen. Die Beihilfe bekomme nicht ich, sondern Du ausgezahlt und wird es damit noch seine Zeit dauern. Das mit der Bescheinigung lag wirklich nicht an mir, kleiner Hase, niemand konnte mir genau Bescheid geben, paar sagten so, die anderen so, und wenn ich Dir die ganze Lauferei hätte ersparen können, dann hätte ich es bestimmt getan. Oder denkst Du, dass es mir ein erfreulicher Gedanke gewesen ist, zu wissen, dass wegen dem lumpigen Gelde fremde Leute Deinen Bauch angucken? Und als ich dann die richtige Auskunft hatte, war es bereits zu spät. Nun hast Du ja Gott sei Dank nicht nur die Lauferei und Arbeiterei hinter Dir, sondern hoffe ich, dass Du nun recht zufrieden und glücklich bist, eine kleine Mutti geworden zu sein.
Hoffentlich schwitzt oder falls Du schon wieder auf bist (siehst Du, so dumm bin ich nun, ich weiss nicht einmal, wie lange Du nach der Entbindung noch liegen musst) hast Du nicht zu sehr geschwitzt. In Zwolle war es sehr angenehm mit dem Wetter, während hier in Lemmer immer ein frischer Wind vom Zuidensee weht. Am Sonntag habe ich sehr viel an Euch gedacht und habe, Deinen Brief hatte ich ja am Sonnabend weggeschickt, dann in aller Ruhe an Mutter geschrieben. An Eurer Fressorgie verbunden mit grosser Kaffeesäufzerei hätte ich auch ganz gern teilgenommen, aber die Hauptsache ist, dass es Euch geschmeckt hat. Ja ja, es wird eben alles knapp, aber dass man so lange an einem Blumenladen anstehen muss, kann ich mir gar
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