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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nicht vorstellen. Es freut mich wirklich, dass es mit dem Meister wieder besser wird und ist es gut, dass er da seinen Garten hat. Hoffentlich ist es bei Helenchen das gleiche. Haben sie denn den Samen und die Butter bekommen? Du, Horst und Steffen haben wohl recht angegeben, was? Ersterer ist ja Oberleutnant. Und Steffen Leutnant. Weißt Du, ich bin bloss froh, dass ich nicht dabei war, denn bei denen wäre mir das militärische Grüssen etwas schwer gefallen. Ja, in der Haut Deines Chefs möchte ich auch nicht stecken, aber ein Denkzettel könnte diesem Maulaufreisser, ebenfalls Eurem sauberen Personalchef, nicht schaden. Ich bin bloss froh, dass Du nicht wieder hingehst. Und was sagt denn Frau Kolbe dazu? Wenn Du wieder auf dem Posten bist, musst Du Dich recht um sie mit kümmern. Leider ist es ja bei ihr so, dass sie zu sehr pessimistisch ist, das muss man ihr eben abgewöhnen.
    Hoffentlich ist Dir der Spaziergang in den Garten gut bekommen, leider ist ja noch nichts reif, aber Du bist bestimmt auch so auf Deine Kosten gekommen. Nun halte ich ganz fest die Daumen, dass Du recht bald wieder aus dem Bettchen steigen kannst und dann recht viel frische Luft u. Sonne schnappst.

Sag mal, ich denke, dass Vater schon längst in Bad Elster ist, da ist er wohl am vergangenen Montag gefahren? Sie gehen wohl immer noch in den Ratskeller essen? Hier bekommen wir auch fast jeden Mittag grünen Salat, aber da kein Zucker darauf ist, schmeckt er immer wie Gras und da lasse ich ihn lieber stehen. So, nun nochmals wegen der Geldfrage. Lass Dir von Schramms, Mutter, Mutti, Lisa, eventl. auch Frau Lehmann Geld geben für Kaffee, Butter, Käse, Konserven, denn ich will nun langsam anfangen mit einkaufen für den Urlaub und wenn ich für alle Kaffee mitbringe, dann brauch ich schon was Geld. Ausserdem will ich sehen, dass ich noch Wäsche kaufen kann. Ich will auch mein Möglichstes tun, um für Grete ein Paar Schuhe zu erwischen, es kommt wohl Grösse 39 in Frage, aber es ist sehr schwer, welche zu erwischen. Ausser Butter werde ich nichts mehr schicken, sondern dann alles mitbringen.
    Da hast Du nun wirklich einen schönen Namen gefunden, Heidemarie oder Heidi klingt prima. Ich gratuliere Dir zu diesem schönen Namen, aber ob nun Hans gerade schön ist, möchte ich bezweifeln, aber in Verbindung mit Michael klingt es nicht übel. Hat es Dir viel Anstrengung gekostet, die Namen zu finden? Nun muss ich nochmals wegen der Geburts-beihilfe schreiben. Also wir brauchen: Abschrift der Geburtsurkunde, sämtliche auf Dich oder mich ausgestellte Rechnungen, ferner einen Auszug, was Du von Eurer Betriebskasse für Hebamme und ähnliches ausgezahlt bzw. was diese Kasse überhaupt bezahlt hat. Das alles steckst Du in einen grossen festen Umschlag und schickst es als Feldpost an mich. Dann schreib mir doch bitte einmal, ob alle Päckchen angekommen sind, denn ich habe doch allerhand weggeschickt. 30.4. Nürnberger Samen, 8.5. Dir Butter, Mutter Butter, Nürnberger Butter, 13.5. Dir Butter, Nürnberger Butter, Mutter Butter, 16.5. Dir Butter, Schramms Butter, Lisa Butter, 18.5. Dir diverses (dabei zwei Paar Strümpfe à hfl. 6,25) halt, die Strümpfe sind in dem Päckchen, welches ich Dir mit diversem am 19.5. schickte. ... Und nun habe ich keinen Zentimeter Bindfaden mehr da, alle die Päckchen bekommen haben, sollen die Schnüre mir wieder her schicken. So, kleiner Hase, nun will ich noch kurz von mir berichten. Ich fühle mich bedeutend wohler, nur ab und zu, wenn ich mal gefroren habe oder im Zug gestanden habe, geht die Dauerpinkelei wieder los. Am Montag früh habe ich mich in Zwolle bei sämtlichen Instanzen abgemeldet und nachmittags nochmals bis 6 Uhr Dienst gemacht. Abends war ich im Kino ‘Pour le merite’. Ach wäre ich nie gegangen, aber der Abend war wenigstens rum. Dann habe ich gepackt und um 12 Uhr klopfte es an meiner Tür. Ein Feldwebel entschuldigte sich, dass er mich gestört hätte, er fände nicht die Toilette. Beim genauen Hinsehen erkenne ich ihn, denn er ist ja von meiner Kompanie und fuhr mit einem zweiten Feldwebel auf Urlaub. Na, da haben wir bis ½ 3 Uhr noch geklönt. Am Dienstag früh bin ich um 10 Uhr von Zwolle weggefahren und hatte in Heerenveen eine Stunde Aufenthalt. Dort habe ich Mittag gegessen....Gestern Abend hatte ich wieder Kohldampf, da habe ich Beefsteak, Salzkartoffeln mit Soße und grünen Salat für hfl. 1,30 verspeist und damit waren meine 4.– hfl. Verpflegungsgeld für den gestrigen Tag alle.

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