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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Aber wenn das erst am 19. weggeschickt ist, kann es, nein muß es noch kommen. ... Aber Leipzig Land kann schon einen Tag länger dauern. Wenn wir heute Elli an die Bahn bringen, will ich mal anrufen und mich erkundigen. Mutti und Papa sind heute Abend auch draußen und wollen einen Doppelkopf spielen. Wie hast Du nun Deine neue Dienststelle eingerichtet? Und gefällt und sagt es Dir wenigstens etwas zu? Ich wünsche Dir Hals und Beinbruch dazu und recht gutes Gelingen, auch daß es Dir ein klein bißchen Freude macht. Gestern war Tante Anna hier. Sie fällt bald aus ihren Sachen, so dürr ist sie geworden. Wird auch ziemlich grau. Tut mir wirklich leid.
    Nun will ich für heute schließen, in vier Wochen bist Du vielleicht schon auf Urlaub da, ja? Nun bleib gesund, alter Strolch, behalt recht lieb, ich würde mich sehr freuen, wenn ich dann wirklich im Bett liege und von Dir immer mal ein Gruß, wenn auch nur ein kurzer, kommt.
    Nun nimm nochmals viele viele herzliche Grüße und ein paar Süße
    Von Deinem alten Robert.
    Grete hat sich über Deinen Pfingstgruß sehr gefreut und läßt grüßen, vielmals grüßen sogar, und nun auch noch von Elli und Mutter herzliche Grüße.
    Die Amerikadeutschen haben sie jetzt auch eingesperrt und werden sogar Frauen und Kinder von Schwarzen bewacht. Stand gestern in der Zeitung. Wollte Dir den Artikel mitschicken, fand ihn aber nicht mehr, das wird Mutti tüchtig mitnehmen. Mutter und Grete räumen jetzt und buddeln, und ich will nun wenigstens mein Bett beziehen, daß ich auch was mit buddle. Soll Dich von allen beiden recht herzlich grüßen. Nun Dir noch mal tausend liebe Grüße von Deinem alten
    Robert
     
     
     
    O.U., den 26.5.42
    Mein lieber kleiner Robert!
    Recht vielen herzlichen Dank für Deine liebe Karte, Zeitungen sowie Brief vom ersten Feiertag; alles kam jetzt eben (auch ein Brief aus der Nürnberger) abends
¾ 10 Uhr zur Verteilung und will ich nun gleich darauf antworten. Es freut mich, dass ein Teil der Päckchen wieder angekommen ist, der Rest wird sicherlich auch bald eintrudeln. Nun hast Du wenigstens etwas zum Zeitvertreib zu nutschen, da vergeht die Zeit auch. Die Feiertage sind nun Gott sei Dank auch vorbei, am ersten Feiertag hat es hier wie aus Kannen gegossen und am zweiten nachmittags packte mich die Wut und da habe ich mir ein Rad geborgt und bin in die Stellung gefahren. Leider war ich sehr enttäuscht, denn die armen Kerle da draussen haben den ganzen Tag geschippt und als ich am um 4 Uhr kam, hatten sie gerade Probealarm. Die haben alle die Schnauze tüchtig voll. Um 5 Uhr kamen dann Hintsch und Diesen, die ja nun seit drei Wochen Unteroffiziers-Anwärter sind; ihre Hoffnung, zum ersten Unteroffizier zu werden, ist nun auch hinfällig, denn der neue Kompaniechef will sie erst eine zeitlang beobachten, wie sie ihren Dienst machen. Dass die beiden es da satt haben, kannst Du Dir wohl denken. Und hier beim Kompaniestab herrscht auch eine Cliquenwirtschaft, so dass man nicht warm wird. Na, ich bin gestern gegen 7 Uhr jedenfalls wieder zurückgefahren und habe von ½ 8 bis ½ 12 Uhr nachts noch Dienst gemacht. Heute früh bin ich erst um 8 Uhr aufgestanden u. bin um 9 Uhr auf die Fernschreiber-Stelle. Um Euer Bad seid Ihr zu beneiden, ich will sehe, dass ich am Sonnabend nach Leuwarden baden fahren kann, denn hier kann man sich nicht einmal richtig an der Leitung waschen, weil die Seife überhaupt nicht schäumt. Also tröste Dich mit mir, auch ich komme so gut wie gar nicht aus der Bude, will auch von der blöden Gegend nichts sehen. Da wollen wir beide uns nur gegenseitig trösten, aber bei Dir wird es ja bald wieder besser, dagegen wer weiss wie lange ich noch hier hausen muss. Dass man diese Pfingsten überhaupt nicht mit früher vergleichen kann, ist klar, nur ein Trost, dass es einmal wieder anders werden muss. Siehst Du, Du heulst Dich zu Hause eben mal richtig aus und ich schimpfe hier mal und die letzte Wut kommt noch mit in den Brief rein, was Du aber durchaus nicht tragisch nehmen musst. Aber wenn ich es so allein in mich reinfressen soll, ist auch nicht gut für meine Galle. Ja, kleine Frau, warum bin ich wohl so ungeduldig mit dem Warten? Es ist doch für mich nicht gerade leicht, so zu warten auf ein Telegramm, wo ich dann erfahre, dass Du alles gut überstanden hast. Und das Warten zermürbt, das kannst Du mir glauben. Manchmal nehme ich mir vor, überhaupt nicht dran zu denken, aber dann warte ich doch wieder und und bin immer abends

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