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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Verhalten ist da nicht erforderlich. Fliegeralarm bleibt noch so wie vor. Vorgestern sind Heinz und Erika nach der Tölzer Hütte, und Heinz von dort aus nach Budapest. Ich soll Dich von ihm herzlich grüßen. Gestern bin ich mal mit Frau Berthold und unseren zwei Kindern die Pleiße raus ins Waldkaffee gelaufen (nicht gerannt!). Haben dort ein Eis gegessen und sind wieder heim. Es war recht nett. Heidi bekam dafür Säftchen an ihren Zulp, ohne Säftchen kann sie gar nicht mehr sein. Das ist Fenchelhonig aus der Apotheke und ist wirklich gut. Wie geht es Dir kleiner Mann? Warum läßt Du nicht von Dir hören? Ich habe jetzt schon jeden Tag mit Schmerzen gewartet. Müßtest Du nicht mal auf Dienstreise? Jetzt schlägt es 11 Uhr und ich will Schluß machen, denn ich bekomme schon wieder Hunger und da will ich mich lieber vertrubeln. Eben spielen sie „Die Sonne steigt hinterm Berg ...’. Ja, jetzt ist wirklich Feierabend. Ich wünsche auch Dir eine recht schöne angenehme Nachtruhe. Vielleicht träumst Du von Deinem Töchterchen, kleiner Mann. Wir beide senden Dir jedenfalls recht viele herzliche Grüße und einen Gutenachtkuß.
    Deine Leni und Heidikind.
     
     
     
    O.U., denn 22.9. 42
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Wenn Du am Sonntag diesen Brief bekommst, wirst Du wahrscheinlich viel Aufregung haben, vielleicht bist Du auch gar nicht zu Hause, sondern mit Heidi zur Taufe. Jedenfalls werde ich oft an Euch denken und hoffe, dass Ihr alle trotz der schlechten Zeit ein paar nette gemütliche Stunden im engsten Familienkreis erlebt. Es wäre ja schön gewesen, wenn ich hätte mit bi Euch sein können, aber wir wollen deswegen den Kopf nicht hängen lassen, denn dadurch ändern wir auch nichts. Leider weiss ich ja nun nicht, wann die Taufe am Sonntag stattfindet, werde aber um 11 Uhr besonders ganz fest an Dich denken und will sehen, ob es mein Dienst zulässt, den Tag für mich ein klein wenig festlich zu begehen. Wir sind nämlich bloss drei Mann jetzt und da verschiebt sich andauernd alles. Wer kommt denn alles am Sonntag? Deine Eltern und wer noch? Spendierst Du eine Tasse Bohne? Würde ich auch wieder mal ganz gern trinken, aber unser Hängolin ist auch nicht von Pappe. Lieber kleiner Strolch! Wie fühlst Du Dich, immer noch so abgespannt? Vielleicht hängt es doch mit Deiner Unterleibsgeschichte zusammen und ist es doch besser, wenn Du mal zu Frau Dr. Weise gehen würdest. Und hast Du Dir mal die Reise nach Saaz überlegt? Wäre doch nur gut für Dich, mal diese Luftveränderung. Und so sehr viel Arbeit machst Du doch den Saazern mit Heidi nicht, und das sind doch Deine Bedenken gegen die Reise. Also fasse Dir ein Herz und rolle mit Grete und Heidi für paar Wochen los.
    Mit unserem Umzug und Umstellung ist es nun nichts geworden, nur dass wir eine andere Kompanie geworden sind. Ende Oktober will ich noch einmal einen Versuch machen, ob ich an einem Lehrgang für Geheim-Fernschreiber teilnehmen kann, das wäre nun noch die einzige Möglichkeit, zu einer grösseren Dienststelle zu kommen und wenn nicht, na da kann ich’s auch nicht ändern. Heute war ich in Leeuwaarden baden und habe nochmals alles wegen Butter, Käse und Tee abgeklappert, aber vergeblich. Zurück bin ich über Heerenveen und wollte die Nagelnecessaire kaufen, auch alles ausverkauft. Toilettenseife gibt es auch nicht mehr. Einen Karton Briefpapier habe ich erwischt und dann für 14.– hfl u. für 1000 Gramm gesparte Brotmarken und viele gute Worte eine Käse. Soll evtl. nächste Woche noch mal einen bekommen. Bitte teile den ersten zwischen Dir, Nürnberger, den Eltern und Schramms. Vom nächsten bekommen Lisa und Lehmanns was ab. Am liebsten möchte ich alles Geld nach Hause schicken, denn gerade bei Lisa und Lehmanns ist es mir sehr peinlich, aber ganz habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Mit Porto habe ich Euch vier nun mit M 4.75 belastet, d.h. für den Käse. Ich lege noch eine genaue Aufstellung über alle Sachen in das Paket und mache es Morgen früh fertig. Vielleicht kann ich das Paket einem Urlauber mitgeben, dann ist es per Wert sicherer und geht auch schneller. Kleine Frau, was ich Dir noch sagen wollte, mach doch auf die Flasche Bols noch etwas Siegellack drauf, da war doch schon was abgesprungen. Du, heute hab ich mal wieder zurück gedacht, als wir vor 13 Jahren in der Tanzstunde uns kennenlernten. Das kleine Fräulein mit dem kleinen Kartoffelbäuchle. Wir haben doch schöne Stunden inzwischen verlebt oder nicht? Ja, und

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