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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bis früh 6 Uhr. Nur um 10 Uhr muß ich sie direkt mit Gewalt zur letzten Mahlzeit munter machen, schläft aber nach dem fertig machen gleich wieder ein. Das, kleiner Mann, ist jetzt Deine Tochter. Sie hat auch schon einen ganz kleinen braunen Schimmer im Gesicht. Nur die Haare, die wollen und wollen nicht wachsen, bis auf die Augenbrauen, die sind sehr lang. Jeden Tag vor dem Baden machen wir, wenn das Wetter es halbwegs erlaubt, erst ein Sonnenbad. Paar Minuten den Rücken und paar Minuten den Bauch; und da fühlt sich unser kleiner Kerl wohl. Sie ist überhaupt meist sehr vergnügt, besonders wenn sie ein großes Geschäft in die Windel gesetzt hat. Nun habe ich die ganze Zeit immer nur von uns erzählt, und habe noch gar nicht gefragt, wie es Dir geht, kleiner Mann? Was machen die Absätze nach Maß? Du, was ich noch sagen wollte. Wieviel Schulden habe ich nun noch bei Dir. Mutter hat nichts zu zahlen, ist an mich bezahlt. Schreib mir das mal, damit ich Dir das noch schicken kann. Dann möchte ich Dich bitten, mir vorläufig nicht mehr so viel zu schicken. Mein ganzes Gespartes geht drauf und das kann ich nicht mehr. Außer Butter und Käse und so. Für Grete kannst Du aber ruhig weiter Wäsche und so schicken. Von ihrer Mutter kam heute früh ein Paket mit Rotkraut, Möhren, Gurken und Äpfeln. Habe mich da sehr gefreut darüber.
    Für heute nun Schluß. Bleib gesund, mein Strolch und nimm viele liebe Grüße und Süße und von Heidi mal drücken.
    Deine Leni
    Wann kommst Du denn da auf Urlaub wenn ihr dreimal im Jahr bekommen sollt?
     
     
     
    Leipzig, den 30.8. 1942
    Mein lieber alter Strolch!
    Für Deinen lieben Brief, der gestern ankam, danke ich Dir recht herzlich. Habe mich sehr gefreut kleiner Mann. Die kleine Geschichte von Roswitha war wirklich zu reizend. Habe laut gelacht darüber. Ja, manche Väter haben auch ihre Sorgen.Aber im Ernst, meinst Du wirklich, daß man sie mit Heidi vergleichen kann? Das klingt doch bald so, als ob Du auf mich eifersüchtig wärst? Der Krieg geht doch aber mal zu Ende und vielleicht wird es dann so sein wie im Buch ‘Appelschnut oder deine Tochter ist der Peter’. Warum da bloß so pessimistisch? Trotzdem ich Deine Gedanken und Sorgen sehr gut verstehen kann. Es ist doch aber einmal so, daß die Mütter die Schmerzen ertragen und die Kinder zur Welt bringen, sie dann pflegen und hüten, erziehen tun dann ja alle beide. Aber wenn Du zu Weihnachten auf
Urlaub kommst, dann machen wir es so, daß Du Heidi mal ein oder zwei Tage ganz allein betreust. Baden, trockenlegen, Fläschchen geben und Brei und evtl. auch schon abhältst. Aber alles genau nach dem üblichen Zeitplan. Einverstanden? Übrigens hat Heinz seinen Sohn auch gebadet und trockengelegt, als Erika noch im Bett lag. Da ist Heidi auch nicht gar so zart mehr wie mit drei Wochen, und kann man sie schon eher mal kräftig anfassen. Traust Du Dich da, oder willst Du das nicht gern tun? Und mit den Bildern brauchst Du nun auch nicht mehr allzu lange zu warten. Vielleicht hast Du sie schon, denn Grete wollte sie gleich in Saaz entwickeln lassen und Dir zuschicken. Wenn das der Fall sein sollte, bekommst Du das Album ‘Unser Kind’ dann eben leer mit den Bällen zugeschickt. Hoffentlich erwischt Grete welche zu Hause, denn hier sieht es mies aus. Schreib mir doch bitte noch mal die zwei Bücher auf, welche ich besorgen soll, denn ich weiß nicht mehr in welchem Brief es stand. Bei uns herrscht jetzt immer eine tropische Hitze. Über Mittag haben wir jetzt über 45° gemessen. Es war unheimlich. Unsere Heidi hat ohne Hemdchen und mit hoch gekrempelten Jübchenärmeln und kurzen Höschen mit nackten Beinchen in ihrem Wagen gelegen und hat sich so ganz wohlgefühlt. Sie gebraucht gewaltig ihre Ärmchen und Beinchen und hat eine sehr hübsche Farbe bekommen. Jetzt hat sie mich mal wieder zwei Nächte nicht schlafen lassen. Vielleicht war es ihr zu warm in der Kammer, trotzdem sie nicht zugedeckt ist und das Fenster weit offen. In der Nacht hat sie aber lange Höschen an. Heute morgen war ich mit Erika und Ullrich spazieren, und dann hab ich drinnen mit Mittag gegessen, und Nachmittag bin ich mit Heidi wieder rausgerollt. Mutter, Vater, Elli mit Frau Kühn sind heute nachmittag und Abend im Zoo, und Heidi schläft schon. In einer halben Stunde muß ich sie aber zur Nachtmahlzeit noch mal wecken. Hoffentlich schläft sie heute durch.
    Grete hat mir regelmäßig seitenlange Briefe geschrieben, und scheint er wirklich ein

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