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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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geht ihr nicht sonderlich gut und mit Fräulein Trischmann ist es wohl hoffnungslos. Das waren also unsere Feiertage. Das Papier ist hier ganz mies und muß ich die andere Hälfte abreißen. Lotte M. hat sich sehr gefreut, daß Du ihr einen Ostergruß gesandt hattest, ebenso Hilde Trischmann, kam er ihnen doch unerwartet und der Herbert läßt nun nichts mehr von sich hören und sieben lange Jahre hat sie ihr Herz an den Mann verloren. Freuden hat er gern mit ihr geteilt. Im Leid läßt er sie allein. Ist das nicht furchtbar? Durch das seelische Leid wird der Gesundungsprozess allerdings sehr aufgehalten. Papa und ich werden die beiden Mädels demnächst noch einmal besuchen. Beide sind positiv. Es ist doch die furchtbarste Krankheit, die es gibt. Darum hütet Euch vor Erkältung, denn auch Du hast schon an Deiner Gesundheit gefrevelt, von wegen mit Kniestrümpfen im Winter in der Kirche sitzen. Da wir gerade bei der Kirche sind, muß ich Dir mitteilen, daß unser Schumann4) am kommenden Sonntag als Superintendent in sein neues Amt eingewiesen wird und wird unser Bezirk Pfarrer Meder übertragen.
    Habt Ihr denn im Heim auch eine Osterfreude erhalten? Habt wohl tüchtig schuften müssen. Ich habe immer an Dich denken müssen. Gestern habe ich nun meine Bluse fertig gebaut, die ich seit 14 Tagen angefangen hatte. Die schwarze Seide habe ich verwendet, wo Lisa einmal das Kleid mit den roten Perlen hatte. Sie kostet mich nur den Schnitt, 60 Pfennige und macht die Reihe mit voll. Wenn man es nicht so macht, wird gar nichts. Papa dankt Dir recht schön für die Zigarillos. Gesundheitlich geht es ihm besser und ich bin so froh darüber. Ich habe fleißig Tausendgüldenkraut gekocht, dreimal täglich. Ich glaube, der Tee ist gut. Er hat tüchtig schuften müssen an Ostern und bis Pfingsten hält die Arbeit schon an. Gelacht habe ich über die beiden Männerchen für Lisa und Eri. Lisa griff schnell nach dem schönsten, dem anderen für Eri war ein bißchen der Kopf geweicht, von dem Seidenpapier der Veilchen. Lisa hat ja Eier über Eier erhalten. Vom Onkel Gustav kamen Rosen, Briefpapier, Bonbonniere und 400 Gramm schwere Marzipaneier ... und am Nachmittag von Herrn Fleischer eben auch Eier. Der Appetit, vielmehr der Hunger war nur die ersten acht Tage nach ihrer Reise da. Sie ißt im Verhältnis zu früher schon etwas besser. Erika geht am 27. wieder in Dienst.
    Meine Veilchen haben sich leider nicht wieder erholt, sie stecken noch im Glas, ebenso die schönen roten Rosen vom Onkel Gustav. Hoffentlich hast Du Dir beim Leitersturz nichts ernstliches zugefügt. Beachte ja alles, auch beim Schienbein kann sich so manches hinterher noch herausstellen. Wir wollen es nicht hoffen, doch muß man es im Auge behalten, denn es gälte dann als ein Betriebsunfall. Erika ist heute bei Herrn Gündel gewesen, denn auch ihr Unfall war ein Betriebsunfall und ist alles genau notiert worden. Denn es könnte sein, daß sie ihren Beruf nicht so lange ausführen könnte. Momentan hat sie Sturm, weil wir mal wieder über das Sparen gesprochen haben.
    Habt Ihr denn von Euren Gästen auch etwas Trinkgeld bekommen? Du schreibst in dem einen Brief, bis zum 1. Juli willst Du hundert Mark zusammen bekommen. Ja, willst Du bis zum 1. Juli denn bleiben? Ich denke, Du willst am 1. Juni kommen? Im Juni hättest Du ja Gelegenheit, bei ... zu arbeiten, im Juli allerdings nicht mehr. Ich frug heute Herrn Baudorf und würde ich Dich dann im Mai mit eintragen lassen.
    Überleg Dir es, wie Du es machen willst und schreib mir Bescheid. Im Mai will ja Helm einmal nach dort fahren, dann gib ihm mit, was Du entbehren kannst, damit Du dann nicht so viel zu schleppen hast. Er könnte dann einen Koffer mitnehmen und ich würde dann selbigen am Abend an der Bahn abholen.Für das andere schicke ich Dir den Reisekorb.
    Heute schicke ich Dir noch die Arbeitsfrontmarken mit. Neue habe ich noch nicht gekauft, das hat ja noch Zeit. Ich denke, daß unsere Reise zustande kommt. Ausverkauft ist sie. Am Freitagabend will ich noch mal rübergehen.
    Also unser Weihnachtsbild gefällt Dir. Ich sage ja, was lange dauert, wird gut. Wir finden es alle recht schön. Der Spiegel macht sich auch recht gut, nur ich darf nicht lachen, denn es sieht bei mir zu dumm aus, wenn ich so grinse. Ich habe absolut kein Photogesicht.

     
    Nun zu Deinem heutigen Brief. Ich wollte gestern Abend noch schreiben, aber wenn alles so rumplappert, Gretl, Lisa, Erika und das Radio, da kann man in meinem Alter

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