Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
schlecht aus, aber das kleine Mädel ist ein ganz liebes Kerlchen, den Kopf voll schwarzer Haare. Ich wünsche ihnen, daß sie auch so viel Freude an dem kleinen Ding haben wie wir an Heidi. Ich höre bis hierher, wie es unserer kleinen Maus schmeckt.
Es will auch bei uns gar nicht warm und schön werden. Leni wollte heute in den Garten, aber man weiß immer nicht, wie das Wetter wird und dabei steht das Baro ganz gut. Gestern Abend waren Vater, Frau Kühn und ich im Kino, ‘Musik im Blut’ mit Slezak, Sybille Schmitz und Liebenauer. Wir hatten den Film schon vor Jahren gesehen, aber er gefiel mir auch jetzt wieder. Du, das wäre fein gewesen, wenn hier auf einmal eine Kiste mit Wein gelandet wäre. Aber Du hast recht, er wäre wohl in einem miesen Zustand angelangt.Ich freue mich schon wieder auf die Butter, und auf Kaffee. Hoffentlich hast Du keine Ungelegenheiten. Du glaubst aber nicht, wie es einem hilft. Elli hat sich über Deinen Brief und die Paste sehr gefreut.
So jetzt habe ich wieder eine Kunstpause gemacht. Hörst Du, wie Dein Sprößling schreit, es ist nämlich Eßzeit, außerdem hat sie sich in ihre Windel verewigt und da paßt es ihr nicht hinten und vorn. Jetzt nimmt sich Leni ihrer an, aber sie spielt noch die Gekränkte. So, nun herrscht Burgfrieden. Überall Ruhe.
Ich konnte vorhin nicht weiterschreiben, da ich mein Haar habe schneiden und waschen lassen. Hat zwei Stunden gedauert. Nun sehe ich wenigstens wieder anständig aus. Leni bekam heute das Päckchen mit dem Schinken. Sie läßt Dich vielmals grüßen, und hat sich über das Geschickte gefreut. Sie war mit Frau Berthold spazieren.
Ich hatte den Brief schon zu, und muß ich doch noch eine schmerzliche Nachricht geben. Arthur Bamberg ist am 9.4 gefallen. Heute steht es im Blatt. Es tut mir recht leid, denn es waren doch manchmal recht schöne Zeiten, die Ihr zusammen verlebt habt, und er war immer so hilfsbereit.
d. 12.8.42
Mein lieber, lieber Junge!
Heute erhielten wir Deine zwei Briefe vom 5.8. und 7.8., hab recht vielen Dank dafür. Ich war doch etwas in Sorge. Von Leni hatten wir eine Karte, welche sie am Sonntag, dem 2. August, also an unserem Abreisetag, geschrieben hatte, erhalten und bis jetzt nichts wieder von ihr gehört. Ich hoffe, daß sie und Heidi auf dem Posten sind. Eine Karte aus Amsterdam haben wir nicht erhalten und wußten wir nicht, daß Du wieder einmal auf Reisen warst. Mit dem Kamm sorg Dich nur nicht, wenn Du mal einen bekommst, schickst Du ihn mir. Freuen werde ich mich stets darüber, und auch mit Butter, Kaffee und Käse ist es doch so, daß Du die Sachen erst erhalten mußt. Aber nicht wahr, Du kannst Dir denken, daß ich mich freue, wenn ich was zum zuschustern habe. Mit der Seife hast Du mir auch eine große Freude bereitet, sie ist grün. Daß Du Lieschen eine Karte geschickt hast, wird sie freuen, und ich denke doch, daß sie dieselbe erhalten wird. Wir fahren nun Sonntag, den 16.8, wieder nach Hause, ich lasse meine Adresse hier, wenn etwas von Dir noch kommt, daß es uns nachgeschickt wird. Nochmals auf Lieschen zurückzukommen, deren Mann ist in Colditz, er bildet Hunde mit aus. Ich glaube nicht, daß er nochmals nauskommt. Er ist sehr schlecht mit den Augen dran. Auch sein Fuß ist noch nicht in Ordnung.
So jetzt geht’s weiter, wir haben eben Kaffee getrunken. Nun habe ich wieder frischen Mumm. Ich komme bloß nicht groß zum Schreiben, der Förster sitzt da und da wird viel geplauscht.
Bei Frau Berthold ist alles gut, sie hat einen Jungen, Reiner. Bei Vater hat es auch geklappt, die Behörde hat ihm seinen Urlaub genehmigt, also bekommt er seinen Gehalt, das ist doch fein. Vater macht nicht so große Touren, er kann nicht mehr so wie früher.
Bei Deiner Reise hast Du wohl wieder Schönes gesehen. Das sieht man an der Karte von Ammersfoort. Stellt die Ansicht ein altes Schloß dar? Es steht Koggelgoort darauf. Was heißt das wohl? Im Tivoli muß es ja sehr schön gewesen sein. Ich kann mir denken, daß die Hunde gut waren, denn die Tiere sind ja sehr poussierlich. Bekommst Du denn die Absätze dann auch gemacht?
Du schreibst, daß Du in Schwolle zwei Schokopudding gegessen hast. Da hatten Vater und ich gestern einen feinen Tag. Wir waren nämlich nach der verunglückten Fahrt am Sonntag gestern in Röblau. Prolls haben sich wirklich gefreut. Wir sind hier früh kurz nach 4 Uhr weg, der Zug ging 5 Uhr 20 und da muß man erst noch Dreiviertelstunde laufen. Wir waren ½ 8 Uhr in
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