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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Schweiz und Holland.
    Schon frühzeitig hatte Cramer den verbrecherischen Charakter der Hitlerdiktatur erkannt und schloss sich dem nationalkonservativen Widerstand an. In enger Absprache mit Carl Goerdeler versuchte er, die Generalität zum Handeln zu bewegen, fungierte als Verbindungsmann zwischen Leipzig und Berlin und knüpfte politische Kontakte im Ausland.
    Walter Cramer half jüdischen Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Nach einer Denunziation in Lebensgefahr geraten verließ er am 18. Juli 1944 Leipzig. Am 22. Juli wurde Walter Cramer in St. Johann durch die Geheime Staatspolizei festgenommen und über Stuttgart und Leipzig in das Polizeigefängnis Dresden eingeliefert und verhört. Am 31. Juli wurde er nach Berlin überführt, wo er schlimmsten Verhören mit Folterungen ausgesetzt war.
    Am 14. November 1944 vom "Volksgerichtshof" zu Todesstrafe, Ehrverlust und Vermögensentziehung verurteilt, wurde er noch am gleichen Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

7

1943
     
Hans Helm an Leni Helm / Leni Helm an Hans Helm
     
     
    O.U., den 14.1.43
    Mein lieber kleiner Strolch!
    Nun ist der erste Tag wieder vorbei und ich muss feststellen, es ist doch grosse Sch... und wird es wohl noch etwas dauern, bis man sich wieder wenigstens etwas hineingefunden hat. Gestern habe ich Dir in Maastricht zwei Karten geschrieben und wollte sie einem Urlauber mitgeben, aber da es nicht klappte, gehen sie jetzt mit weg. Von Maastricht aus war es eine furchtbare Fahrerei und hatte ich den Kanal mächtig voll, denn meistens waren die Wagen ungeheizt und neben der Friererei hatte ich noch rasende Kopfschmerzen. In Arnheim hatte ich eine Stunde Aufenthalt, aber im Wartesaal war es gerappelt voll, so dass ich im Zug dann Deine Brote mit gutem Appetit verdrückt hab. In Zwolle traf ich dann von unserer Kompanie den Funkfeldwebel, der gerade aus Nijmegen aus dem Lazarett kam und da er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, habe ich ihm eine Doppelbemme von Dir gegeben, die ihm ganz vorzüglich geschmeckt haben. Gegen 10 Uhr waren wir in Hoogeveen, meinen Koffer wollte ein anderer Kamerad, der sein Rad auf dem Bahnhof aufbewahrt hatte, mitnehmen und sind wir dann bei Glatteis losgezogen und waren ¼ 12 Uhr in der Stellung. Müde, Kopfschmerzen und voller Wut, dass der schöne Urlaub damit vorbei war, so habe ich Einzug gehalten. Eine halbe Stunde später kam der Kamerad und sagte mir, er hätte meinen Koffer in H. aufgegeben, da sein Rad nicht da war und er auch hätte laufen müssen. Da hab ich um Mitternacht noch einen Mann zu dem Bauern mit Fuhrwerk geschickt, damit er früh meinen Koffer abholt und stand er auch, d.h. der Koffer, früh um 8 Uhr vor meiner Tür. Gegen 1 Uhr bin ich dann auch ins Bett und habe bis auf einige Unterbrechungen bis früh ½ 8 Uhr geschlafen. Dabei war nachts ein Sturm, dass man dachte, die Baracke würde wegfliegen und heute hat es wieder den ganzen Tag geregnet. Heute früh hab ich mich zurückgemeldet und mich gleich im Geschäftszimmer wegen des Lehrganges erkundigt. Da hat sich auch verschiedenes geändert und bin ich darüber nicht böse. Aus dem Funkmeister-Lehrgang hat sich ein Luft-Geräteverwalterlehrgang herausgeschält, für den ich mehr Interesse habe und zwar soll er am 9.2. beginnen und dauert dreieinhalb Monate!! Nun wollen wir nur die Daumen halten, dass es mit Halle klappt, da können wir dann oft zusammen sein. Ausserdem ist dann hier das Wetter auch wieder erträglicher und was die Hauptsache ist, der nächste Urlaub ist dann auch wieder in greifbare Nähe gerückt. Nun wirst Du gewiss sagen, na ich habe ja einen schönen Jammerlappen von Mann, aber es geht ja jetzt allen so, wenn sie aus dem Urlaub kommen und braucht es eben seine Zeit, bis man diesen Urlaubskoller überwunden hat.
    Nun habe ich zu Hause den Wehrmachtspullover und zwei kurze Riemen liegen lassen, bitte schicke mir doch die Sachen umgehend. Hier gibt es jetzt wieder viel Arbeit und Dienstag oder Mittwoch will ich nach Groningen und von dort auf die Insel Schiermonnikoog, da geht die Zeit bis zum Februar auch rum. Heute habe ich mich wegen Kaffee erkundigt, kostet in Groningen schon M 130,- das Pfund, aber ein Kamerad will nun .... à 100,- M besorgen. Butter kostet jetzt 21,- M und konnte ich heute drei Pfund erwischen, soll aber noch sechs Pfund bekommen. Wegen Stoff will ich mal in Groningen versuchen. Es geht tatsächlich sprunghaft mit den Preisen und werden wir wohl bald nichts mehr kaufen. Das Paket mach ich

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