Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
dasselbe auch bei Dir und weisst Du, man hört das nur zu gern sagen, deswegen frage ich Dich auch so oft. Man kann es kaum glauben, dass man schon im 6. Jahr verheiratet ist, aber man hat uns ja allerhand Zeit davon gestohlen, so dass wir viel nach dem Krieg nachzuholen haben. Nun will ich es Dir nachmachen und eine gute Astra rauchen, die sind ja auch von zuhause. Willst Du mal ziehen? Übrigens Zigaretten hab ich jetzt beim Kauf von Butter, Kaffee und Mitnehmen eines Pakets nach Essen rund 25 Stück ausgegeben, doch davon später, jedenfalls spare nur für Deinen Ollen, aber ich dreh noch allerhand hin, ausserdem hab ich bereits sechs Stück von Onkel Karl aus Dresden bekommen. Seinen nett geschriebenen Brief schicke ich Dir nach der Beantwortung mal zu. Mit der Heimfahrt habt Ihr ja tüchtiges Pech gehabt, da hast Du armer Kerl ja sehr gefroren und alles wegen mir. Hast Du da wenigstens noch einen Grog getrunken? Den Nutzen hat ja Vater gehabt mit seinem gesparten Gelde. Da hast Du niemand im Bett vorgefunden, wo Du Deine Beine wärmen konntest. Aber diesmal war ich ja der grössere Frosthupper und war froh, mich bei Dir einmuschen zu können. Schön war es, dass Heidi Dich nach der vergangenen unruhigen Nacht durchschlafen liess. Glaubst Du wirklich, dass sie mich am anderen Tag vermisst hat? Auf unsere nächste Begegnung bin ich ja gespannt, wie sich der kleine Strolch rausgemacht hat; man könnte wirklich heulen, dass man nicht zu Hause ist und alles fortlaufend miterleben kann. Falls Du an Grete schreibst, so teile ihr mit, dass ein Kamerad in Zwolle wegen dem Stoff war, aber es war dort niemand zu Hause. Hat denn der Bohnenkaffee ohne mich geschmeckt? Aber zu Eurer Beruhigung, ich habe zwei Pfund und geht er auch morgen oder übermorgen ab. Da hast Du ja jetzt allerhand mit Heidi durch ihre Zähne durchzumachen, aber ich könnte Dir jetzt gleich den Hintern versohlen ob Deiner Stichelei, so hatte ich es doch gar nicht gemeint. Wie lange haben denn die Kohlen auf dem Balkon gereicht, ich hätte doch noch mehr raufholen können. Bin ja überhaupt ziemlich stinkend faul diese 14 Tage gewesen und verfressen. Die
Eierkuchen mit Erdbeeren haben fabelhaft geschmeckt, leider ist etwas von dem kostbaren Saft rausgelaufen, aber ins Wehrmachtssporthemd, also nicht weiter schlimm. Wirklich zu passe kommt mir die Marmelade, weil ich jetzt noch vom Urlaub her die Gewohnheit habe zu frühstücken und zu vespern. Aber ehe ich es vergesse, ist denn das Kästchen mit Sprotten aus Maastricht angekommen und haben sie geschmeckt? Mit dem Ofenkehrer hat es da ja geklappt, habt aber auch wieder viel Arbeit damit gehabt. Nun wissen wir wenigstens mit der Versicherung Bescheid und haben wir ja Zeit zu überlegen, wie Du es später machst.
Ja, kleine Frau, mit unseren Müttern müssen wir Nachsicht haben und war es recht, dass Du Helenchen bisschen energisch aufgerüttelt hast, mit Mutter hab ich das auch getan, aber für sie ist es ja der zweite Krieg mit Sorgen und Nöten und sind sie ja körperlich und seelisch nicht mehr so widerstandsfähig. Aber ich hoffe, dass Du Dich dadurch nicht werfen lässt, aber stachle mal Lisa mit auf, denn wir Jungen müssen die Alten davon abbringen, solche Gedanken zu haben. Wenn Grete und vorn rund, hinten rund kommt, macht Euch paar schöne Stunden, ebenfalls grüsse nochmals Schlichts von mir und hätte ich es sehr bedauert, Scheich den III. bei einem Familienskat nicht kennengelernt zu haben. Sieh mal an, da macht ja Heidi allerhand Fortschritte, wenn beide Geschäfte im Töpfchen landen und nicht wie kürzlich das kleine auf dem Teppich. Nach dem Zulp will ich mich mal umsehen, denke ja diese Woche nach Groningen zu fahren. Ja, es waren sehr schöne Tage zu Hause, hoffentlich warst Du darüber auch so zufrieden und glücklich wie ich und waren es beim Sekt doch bestimmt auch schöne Stunden, ich bin auch ganz zufrieden, dass ich nicht voll war, wer weiss, wie ich dann vielleicht gek... hätte, denn nach der langen Abstinenz trau ich meinem Magen nicht viel zu. Wenn Du mir die gelesenen Münchner und Berliner schicken würdest, wäre ich Dir wirklich dankbar. Beim ‘kriegen’ handelt es sich wohl um ‘Maja’? Im letzten Romanteil stand sie ja wohl übrigens mit dem Rasiermesser vor ihrem Bilde. In dem Paket aus Essen liegt übrigens obenauf die Silvesternummer der Berliner. Hier sind jetzt allerhand Versetzungen, Heidbüchl, mein Gehilfe, soll auch wegkommen, der Alte führt um ihn noch
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