Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
na, das erfahre ich ja nun alles persönlich. Solltest Du mir nochmals umgehend auf diesen Brief schreiben wollen, so füge kein Geld bei, denn man weiss nicht, wie lange er geht und ob er mich noch erreicht. Dass der Lehrgang nun in Budweis und nicht in Halle stattfindet, hast Du wohl inzwischen verdaut, ich habe wie ein Rohrspatz geschimpft. Jetzt habe ich mich hinter den Spiess gesteckt, damit ich wenigstens am 5. fahren kann, also halte mal den Daumen. Nach Hause komme ich auf jeden Fall und wenn es ein paar Stunden sind. Nach Budweis ist es noch eine ganz hübsche Strecke und muss ich über Prag rausfahren. Wie ich erfahren habe, geht es doch ganz schön scharf zu und wird es eine ganz schöne Paukerei werden, verbunden mit viel Exerzieren, denn es ist ein Beförderungslehrgang. Na, mal sehen, was sich machen lässt. Für den Fussdienst mit Griffe kloppen habe ich ja wenig übrig und ist der Stellungsdienst für mich ja gerade in dieser Beziehung ruhig. Den Alten hab ich vor paar Tagen wegen der Fernschreiberei gesprochen, er lässt mich aber nicht weg und hat damit bei der Abteilung auch gesiegt. Vorgestern haben wir den ganzen Tag weiter nichts getan, als auf den Regimentskommandeur zu warten, damit ja alles sauber blieb. Bei mir war er nur drei Minuten und verstand noch weniger von meinem Kram als ich selbst. Aber ein Pfundskerl, der mit sich reden liess. Dagegen habe ich mich heute gedrückt, als der Oberstabsarzt die Stuben besichtigte. Ich bin natürlich erst vorige Woche beim Unterarzt aufgefallen, weil ich das letzte mal im Oktober 41 geimpft bin und soll noch dreimal nachgeholt werden. Sollte mich in Groningen melden, aber da können sie lange warten. Gestern und diese Woche sind wieder mehrere Kameraden, mit denen ich in Köslin zusammen war, versetzt worden, sonst gibt es nichts Neues hier. Das heisst, Hüsgen ist heute zu Besuch hier und hat uns heute Abend um 10.30 Uhr zu paar Flaschen Bier eingeladen (die Unteroffiziere), lange bleibe ich aber nicht, denn eigentlich wollte ich um 9 Uhr im Bett liegen. Nun wirst Du noch einen Brief von mir bekommen und zum Wochenende werde ich wieder bei Dir sein. Freust Du Dich darauf, kleine Frau? Mir bubbert schon jetzt das Herz vor Freude, wenn ich daran denke. Und die dreieinhalb Monate gehen auch einmal vorüber und dann komme ich auf der Rückfahrt auch wieder heim. Und zwischendurch sehen wir uns bestimmt auch mal.
Für heute grüsse bitte alle von mir; Dir und Heidi tausend Grüsse und einen Süssen und auf ein recht schönes baldiges Wiedersehen freut sich
Dein Dichliebender Hans.
Leipzig, den 31.1. 1943
Mein lieber alter Strolch!
Dein Brief vom 24.1. kam am Freitag hier an, hat also wieder mal fünf Tage gebraucht, nein, Du hattest ihn ja erst noch bei Dir liegen lassen. Jedenfalls recht herzlichen Dank dafür. Es war mal wieder ein lieber und langer Brief, und habe ich mich sehr darüber gefreut. Heute ist nun mal wieder Sonntag, morgens um 10 Uhr, Heidi steht auf dem Balkönchen, Mutter geht jetzt in irgendeine Versammlung zu Stöhrs und Du bekommst Deinen Brief. Es ist so ein herrliches Wetter draußen, regelrechtes Frühlingswetter, das einen so rauszieht. Werde heute Nachmittag mit Heidi auch ein bissel loskutschen. Fährst Du mit? Eben habe ich Majas Brief zusammenbuchstabiert. Es war schön, daß Du es mit Maschine geschrieben hattest, da hatte ich es viel leichter. Hoffentlich kann sie mein Geschreibsel lesen, Mühe habe ich mir jedenfalls gegeben, sogar einen ganz guten Bogen aus Deiner Geschenkmappe genommen. Eigentlich wollte ich ihn schon am Freitag Abend schreiben, aber da hatte ich so lange in der Küche zu buddeln, ebenso gestern Abend, daß ich nicht dazu kam. Heidis Windeln und Unterlagen gehen jetzt alle kaputt, und habe ich sie am Donnerstag mal alle durchgesehen. Freitag wieder allgemeines Saubermachen, und am Nachmittag bin ich mal ins Städtchen gesaust, für Heidi einen neuen Strampelanzug kaufen und ein paar gewirkte Windelhöschen, mußte aber um 3 Uhr wieder zurück sein, denn die Eltern sind ins Neue Theater, ‘Der Vampir’, und hat es ihnen gut gefallen. Ich hatte abends noch für die Eltern ein Pumpernickel gebacken, für Sonnabend vorgekocht, weil ich gestern früh mit Ullrich bei Frau Dr. Weise war zum Impfen. Habe mit ihm über drei Stunden dort gesessen, ehe er dran kam, ein ganz mörderisches Gebrülle dabei. Gestern Abend habe ich noch Wäsche gewaschen und aufgehangen und für heute gekocht, damit ich
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