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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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behilflich sein.
    Also habt Ihr auch so schönes Wetter wie wir hier. Du glaubst gar nicht, wie oft ich, wenn wir die Schulbänke drücken, sehnsuchtsvoll zum Fenster raus schaue, man kommt sich doch als komische Figur vor, acht Stunden still sitzen zu müssen. Für Dich und Heidi muss ja nun die ideale Sonnenzeit bald kommen und wirst Du in unserer Tochter einen grossen Konkurrenten im ‘Sonne nassauern’ haben. Wir wollen hoffen, dass das kleine Kerlchen sich bei den Sonnenbädern richtig erholt. Diese Anzeichen von Rachitis scheinen doch auf die Kriegsnahrung zurückzuführen sein, aber falls Du genügend Lebertran auftreiben kannst, da wird schon alles in Ordnung gehen.
    26.2. Nun habe ich gestern doch nicht fertig schreiben können, es war einfach unmöglich, bei dem Radau weiter zu schreiben. Heute war ich unter Mittag mal in der ‘Stadt’ und hab zwei Dosen braune Schuhcreme aufgetrieben. Morgen will ich mal einen Kameraden vorbei schicken, vielleicht bekommt er auch weisse.
    Es muss doch schön sein, wenn unser kleiner Strolch jetzt anfängt, die Welt zu entdecken, dass aber mit ihrer Lebendigkeit Deine Arbeit wächst, glaube ich Dir gern. Hast Du sie übrigens mal fotografiert, damit der Film bald zum Entwickeln soweit ist? Du wolltest doch auch mal zur Fotografin mit ihr gehen. Da hast Du ja ganz schön eingekauft und kannst mit meiner Tochter Staat machen. Zum nächsten Urlaub werden wir wieder in die Oper gehen, aber der letzte Besuch war doch ein kleiner Reinfaller. Am Dienstag habe ich nun zum drittenmal ‘Das Herz der Königin’ gesehen und dabei ganz gut geschlafen.
    Mit Elli wächst sich das ja mit der Zeit zu einer Katastrophe aus und ist es richtig, dass Du mir alles schreibst. Ich weis tatsächlich nicht, was ich davon denken soll und muss es für Mutter sehr schwer sein. Was meinst Du dazu, ob ich Elli mal einen kräftigen Brief schreibe? Andererseits war es doch immer jetzt so, dass sie nach solchen Szenen Anfälle hatte, also alles in ihrem krankhaften Zustand getan hat. Es wäre für sie und Mutter tatsächlich besser, wenn einmal ein rasches Ende käme. Nur gut, dass Heidi da ist, denn Mutter hängt ja zu sehr an unserem kleinen Strolch. Hast Du mit ihr immer noch die Sorgen wegen der ungestörten Nachtruhe? Ist denn der Mennige schon wieder in Holland? Ist denn nun Erie gekommen? Ich glaube, Helenchen braucht sich keine Sorgen um Erie zu machen, denn auch schon früher hat sie Euch in dieser Beziehung immer überrascht. Heute schreibe ich an den Meester, wird wohl einen Tag zu spät kommen, aber das geht nun nicht mehr zu ändern. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass wir bis Mitte März nach Erfurt verlegt werden, da reiche ich dann sofort Sonntagsurlaub ein. Sollte das nicht der Fall sein, so musst Du sonnabends mal nach Schandau fahren und treffen wir uns dort, denn nach Leipzig kann ich es nicht schaffen.
    Hier haben wir nun zwei große Arbeiten geschrieben, mit denen ich besser abgeschnitten habe, als ich erwartete. In Verwaltungskunde habe ich eine 6, fast gut, und in elektrophysikalischen Grundlagen eine 5, genügend, geschrieben. Allerdings werden die Fächer immer schwieriger und bin sehr gespannt, wie ich die in 14 Tagen stattfindende Zwischenprüfung überlebe. Wegen Verwaltungskunde hätte ich keine Bedenken, aber die höhere Funktechnik wird mir wohl das Genick brechen, das hätte aber vielleicht das Gute, dass wir uns schon früher wiedersehen würden. Trotzdem muss ich sagen, dass die Lehrer in Werkstattkunde und Fernsprechtechnik meine völlige Unkenntnis berücksichtigen und sich trotz der Kürze der Zeit bemühen, allerhand technisches und mechanisches in meinen dafür untalentierten Schädel hineinzupauken.
    Morgen gehe ich nun zum Zahnarzt und am Sonntag will ich mal einen Spaziergang machen. Sonst gibt es hier nichts Neues, immer viel Dienst und Rennerei und das Wetter ist seit heute auch nicht mehr so prima. Freue mich schon auf den Sommerurlaub, wenn wir dann zu dritt losziehen und uns recht schön aalen können. Morgen will ich auch noch an die Kompanie schreiben und an Lisa und Mutter.
    Nun wünsche ich, dass Du einen recht schönen Sonntag verlebst und recht oft an mich denkst. Drücke Heidi von mir und Dir nun recht viele liebe Grüsse und Küsse von
    Deinem Dichliebenden Hans.
     
     
     
    Wittingau/B., d. 27.2. 43
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Wenn Du mich jetzt hier sitzen sehen könntest, würdest Du sofort wissen, dass Dein Brief und Paket angekommen

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