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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ist zurückgekommen, ‘neue Anschrift abwarten’. Von Frau Ziemer habe ich auch einen Brief nachgeschickt bekommen. Hast Du schon Wäsche und Zigaretten abgeschickt? Bitte schicke mir doch Deine gelesenen Illustrierten nach hier, sonst verblöde ich resp. mein privates Ich noch ganz.
    Und nun hoffe ich, dass Du einen netten Sonntag gehabt hast. Morgen muss ich mindestens vier Stunden schreiben und versuchen, den Amtsschimmel auswendig zu lernen.
    Nun Dir recht viele liebe Grüsse und Küsse, drück unseren Strolch von mir und werde bald wieder richtig gesund.
    Dein Dichliebender Hans.
     
     
     
    Leipzig, den 22.2. 1943
    Mein lieber alter Strolch!
    Gestern ist es nun mit Schreiben nichts geworden, hoffentlich bist Du mir nicht gar so sehr böse darüber. Deinen lieben Brief vom 16. habe ich erhalten, und danke ich Dir recht sehr dafür. So viel sollst Du aber jetzt doch gar nicht schreiben, Du weißt doch, dass ich Dir dies nicht übel nehme, trotzdem ich mich natürlich über alles sehr freue. 40 M und 20 M habe ich erhalten, das habe ich Dir doch schon im letzten Brief geschrieben. Euer Tag ist dort ja wirklich mehr als ausgefüllt, aber kleiner Mann, auch das geht mal vorüber. Widerstandsloser werden wir wohl alle in diesem Krieg, aber von alt kann doch wirklich keine Rede sein. Ich habe jedenfalls keinen alten Mann. Aber wir wollen alles geduldig ertragen, wenn nur der Krieg bald siegreich beendet sein wollte. Wenn es mit der Bademütze nicht klappt, so ist es auch nicht schlimm. Aber sag mal, gibt es Sportwagen? Wie Grete sagt, sollte es die ja im Protektorat genug geben. Ungefähr 150 M gebe ich aus dafür, denn hier bekommt man ja gar keine. Vielleicht ist es Dir trotz Deiner knappen Zeit möglich, Dich mal umzusehen, ja? Mensch, mich macht alles verrückt. Die Eltern sind im Theater, und drüben klimpert und übt Frau Kühn auf ihrer Harmonika. Da soll man sich nun sammeln. Auf der Post habe ich mich erkundigt, und wird Dir nun diese Woche das Paket als dringend zugehen. Mal sehen, ob ich paar Zigaretten erübrigen kann. Bei uns ist jetzt ein ganz wunderbares Frühlingswetter und ich bin mit Heidi den ganzen Tag draussen. Da komme ich nur mit meiner Arbeit nicht vorwärts. Das bleibt für abends, und so bin ich immer so hundemüde. Das Wetter ist wie im Mai so schön und muß man die paar Tage nutzen. Am Donnerstag war ich wieder mit Heidi bei Frau Dr. Weise. Das Kerlchen war wieder groß in Form und hat das halbe Wartezimmer unterhalten. Sie wiegt nun 19 Pfund und 100 Gramm. Ihr Rücken ist aber immer noch nicht in Ordnung und bekommt sie nun Lebertran, wobei sie das Gesicht ganz schön verzieht. Es ist doch so, wie ich dachte. Es sind dies Anzeichen von Rachitis. Ich kann mir nur nicht erklären woher. Sie hat viel Licht, Luft und Sonne, und auch die richtige Ernährung. Soll viel rumkrabbeln und Luftbad machen. Erstes tut sie sowieso, keine fünf Minuten ist sie still. Jetzt steht sie im Wagen und im Bettchen, und wenn wir ausfahren, so kniet sie vorn im Wagen, Gesicht nach vorn, Hände auf der Plane, oder oben drauf auf der grünen Decke. Dem ganzen Rumwirtschaften nach zu urteilen muß sie wunder wie kräftig sein. So ein goldiger Spitzbub, man könnte sie vor Liebe totdrücken, macht aber nun sehr viel Arbeit und muß tatsächlich bald an die Leine.

    Uli und Heidi beim Spaziergang
    Am Sonnabend war ich für unser Kind im Städtchen einkaufen. eine Zahnbürste, ein rosa Strampelanzug mit kurzem Bein und einen dunkelblauen Bleileanzug, allerdings ein Jungensanzug, aber das tut ja nichts, kann sie ein kurzes Faltenröckchen drüber bekommen. Es ist doch nun mal der Schrecken der Steubenstraße. Für Sonnabend Abend hatte ich von Vater eine Karte für den ‘Vampir’ bekommen. 4. Saalplatz, sehr gut, und hat es mir ganz ausgezeichnet gefallen. Das müßten wir uns mal alle beide ansehen, es wird Dir bestimmt gefallen. Nach dem Theater dann noch zu Hause meine Kocherei für Sonntag fertig gemacht. Am Sonntag früh 10 Uhr bin ich mit Heidi gestartet, Mutters Hut in der Nürnberger holen. Am Reichsgericht kamen uns Mutti und Ullrich entgegen, und sind wir dann noch bis ½ 12 Uhr spazieren gegangen, denn für Heidi gab es viel Neues zu sehen. Nach dem Mittagbrot sind Mutter, Heidi und ich k¾ 2 Uhr nach Eutritsch gestartet, und waren wir ¾ 4 Uhr draußen. Es war recht nett, nur zum Schluss wurde Elli ziemlich ungezogen Mutter gegenüber. Sie äußerte Fremden gegenüber, daß sie niemand hätte, der sich

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