Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
dieweil Mutter Heidi auf der Straße hin und her fuhr. Nur wegen ein paar lappigen Blumen für Papa. Gestern früh bin ich dann mit Heidi losgezogen zum Gratulieren, ich mit vier Tulpen, und Heidi mit einem Rasierpinsel, ferner waren wir noch beladen mit je einem Blumentopf von Mutter und Elli. Gestern war auch Heinz da. Er war nach Berlin geschickt im Auftrag der anderen Lehrer, weil sie unmöglich bei den Wohnungspreisen mit ihrem Geld auskommen können. Hoffentlich hat er Glück. Die Familie Schlicht brachte mich dann durch den Park zurück. Am Nachmittag bin ich dann allein wieder rein. Außer der Familie war nur noch Tante Hedwig da. Papa war es aber den ganzen Tag nicht gut, lag meist auf dem Sofa und wärmte seinen Magen. Er sieht gar nicht gut aus, ist aber auch nicht zu bewegen mal zum Arzt zu gehen. Heinz ist wirklich ein patenter Kerl und paßt er in den Streifen, ich glaube wenn wir sechs mal zusammen wären, hätten wir ganz schönen Spaß. Ob das mal wird? Kunads hatten ihr Abendbrot mit, nämlich ein Huhn mit Reis. Papa als Geburtstagskind war zum Essen ... (Anmerkung: hier fehlt eine halbe Unterseite des Briefbogens) ...Die Eltern waren gestern Abend im Kino, und ich bin kurz nach 9 Uhr in mein Bettchen gestiegen. Vorgestern auch schon. Heute Abend will V... mal kommen und wollen sie einen Doppelkopf spielen. Vielleicht hänge ich mich rein. Du, ich habe wieder tüchtiges Pech gehabt. Mein Fleisch, was ich einwecken wollte, fing an zu riechen, nun habe ich es tüchtig gekocht und muß es nun aber aufessen. Dann konnten wir es lieber alle beide verdrücken. Mach mir heute paar rohe Klöße dazu. Ob es mir schmeckt? Will mich gleich reinstürzen in die Arbeit. Drum will ich für heute schließen. Bleib mir... (Anmerkung: hier fehlt eine halbe Unterseite des Briefbogens) ...tapferer kleiner Mann und nimm für heute 1000 liebe Grüße und einen Kuß von
    Deiner Lenifrau und Deinem Heidikind.
     
     
     
    Leipzig, den 4.3. 1943
    Mein lieber alter Strolch!
    Für Deinen lieben Brief vom 27.2. danke ich Dir recht herzlich, ich habe mich wie immer über Deinen Brief sehr gefreut. Ich freue mich, daß Dir alles geschmeckt hat, aber ein schlechtes Gewissen brauchst Du deshalb nicht zu haben. Ich glaube, ich hätte da früher Grund dazu. Von meinen gesparten Fleischmarken hatte ich nämlich am Sonnabend wieder Schweinefleisch gekauft und wollte es einwecken, hatte aber dann solchen Appetit, daß ich alles allein aufgefressen habe. Bist Du da böse? Wegen der Spuckerei bei Heidi brauchst Du Dir absolut nicht im Unklaren zu sein, das kann sie ja gar nicht von mir haben, oder hast Du vielleicht mich schon mal spucken sehen? Und was die Kackerei anbetrifft, so brauchst Du Dich gar nicht so zu haben. Das mit Saaz war wohl Gedankenübertragung. Sag mal, lohnt es denn und ist es nicht zu anstrengend für Dich, die lange Fahrerei wegen einem Tag? Ich komme herzlich gern, entscheiden mußt Du. Ich würde aber auch erst Sonnabend früh hier wegfahren, denn Mittwoch fährt Erika und Ullrich weg, und gehe ich da erst noch mit zum Bahnhof und am Donnerstag morgen zum Verschönerungsrat, denn ich muß mich doch für meinen Mann hübsch machen. Hoffentlich ist da auch am Sonntag noch was zu sehen. Die Spende von 6 M ist wirklich ein starkes Stück, der arme Mann soll eben auch gar nichts haben. Hoffentlich gewinnen wir damit den Krieg! Über Deinen Brief hat sich Mutter sehr gefreut. Ich soll Dich von ihr grüßen und Dir sagen, daß sie Dir in ein paar Tagen schreibt. Augenblicklich hat sie viel zu tun, weil sie für Ullrich ein paar kleine Hemden und Spielanzüge näht. Warte nur, kleiner Mann, bei den nächsten zwei Tagen, die Du hier bist, mußt Du Dich mal ganz ordentlich ausschlafen, ja? Am Montag, als ich mit Deinem Brief fertig war, und mich so auf mein Bett freute, kam Alarm. Da haben wir bis nach 12 Uhr im Keller gehockt und Heidi bei Frau Kürbis im Korridor. In Berlin müssen sie ja wieder ganz schön gehaust haben. Wie Heinz am Telefon sagte, soll die Friedrichstraße bis Lichterfelde brennen. Bei dem Sturm kein Wunder. Am Dienstag habe ich mich mal wieder zu einem Doppelkopf verleiten lassen, und dabei mein Pflichtsolo gewonnen, sonst aber verloren. Bei Lisa zum Geburtstag war es recht nett. Aber diverse Liköre hast Du nicht verpaßt. Sie hatte eine Quarktorte, Kirschkuchen, Rührkuchen, Bohne, und am Abend Kartoffelsalat und jeder ein Spiegelei, dazu ein Wermut. Nach 9 Uhr blieb der Deutschlandsender weg und

Weitere Kostenlose Bücher