Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
drei Stunden nach dem Unterricht bloss ins Reine geschrieben und gezeichnet haben, das wissen sie nicht. Anschliessend bin ich am Sonnabend früh zum Zahnarzt. Es war aber so voll, dass ich nächsten Sonnabend wieder hin muss. Um 2 Uhr sind wir ihrer sechs Mann in die Schule und haben 3 ½ Stunden Kohle getragen und kannst Du Dir meine Laune vorstellen. ½ 7 Uhr waren wir dann im Bad und gegen 8 Uhr wieder in der Kaserne. Ich hab dann gegessen und bin gleich ins Bett. Heute um 7 Uhr wecken, von 8-11 Uhr und 12-2 Uhr wieder geschrieben, dann zu einem Fussballspiel und ½ 6 Uhr ins Kino in ‘Es geht um mein Leben’ mit Diehl. Ganz netter Film. Um 8 Uhr Abendbrot gegessen und bis 9 Uhr wieder geschrieben. Und nun geht es auf 12 Uhr und nun ist der Sonntag wieder mal zu Ende. Jetzt hat es auch bei einer anderen Kompanie Krach gegeben, weil dieselbe bei der Schlussprüfung 30 Mann hat durchfallen lassen. Die Lehrer haben einen mächtig auf den Hut bekommen und da waren es zum Schluss noch drei oder vier Mann. Jedenfalls herrscht jetzt überall eine sehr gereizte Stimmung. Na wegen mir, bin bloss gespannt, wie sich der neue Stundenplan auswirkt. Und nun für heute mal Schluss, denn die Nacht ist ja heute besonders kurz.
Für Dich recht recht viele liebe Grüsse und Küsse auch für Heidi von Eurem
Hans und Mustervati.
Grüsse bitte alle vielmals von mir.
Leipzig, den 1. April 1943
Mein lieber alter Strolch!
Heute, als ich von meiner Wascherei nach Hause kam, fand ich Deinen lieben und netten Brief vor und danke ich Dir herzlich dafür. Daß das Dirndl nun in meinem Besitz ist, habe ich Dir ja schon im letzten Brief geschrieben. Aber vielleicht brauchst Du auf deine geliebte Seereise in unserem ersten gemeinsamen Urlaub doch nicht verzichten, denn das Opfer kann ich nicht von Dir annehmen, und außerdem kannst nun Du meine ungeschwächte Liebe zu Dir daraus erkennen!!! Wegen dem Bauen ist es so eine Sache, der Baugrund liegt hinterm Monarchenhügel und soll wohl der Quadratmeter drei Mark kosten, bei mehr als 1000 Quadratmeter, und das wäre ja der Fall, wenn wir uns mit Kunads zusammentun würden, würde es billiger werden. Nur bin ich mit dem Gelde auch nicht im Klaren und wüßte nicht, wie wir es drehen und wenden könnten um Geld zu bekommen. Daß Deine Fresserei alle ist, freut mich, dazu hast Du es ja bekommen. Kommst Du denn nun bis Ende des Lehrgangs hin? An Mennige habe ich noch nicht geschrieben, werde es aber heute Abend noch mal mit tun, das heißt, bedankt hatte ich mich selbstverständlich für die Butter bei ihm. Selbige hat mit Porto 23 M das Pfund gekostet. Das Radio habe ich bis heute nicht wieder, hoffentlich haben wir es wenigstens bis Ostern da, daß wir beide mal ein kleines Tänzchen machen können. Eine Stange Geld wird es wohl wieder kosten, denn eine neue Lampe, wenn es überhaupt eine gibt, ist nicht billig. Von Gretel habe ich außer einer Karte noch keine Nachricht wieder. Ich hatte ihr geraten, mal eine persönliche Aussprache mit ihrem Otto herbeizuführen. Ob sie es getan hat, weiß ich nur noch nicht. Daß Ihr nun verschärften Unterricht habt, ist für Euch weniger angenehm, aber Euer Abschied von dort wird Euch wenigstens nicht schwer gemacht. Hast Du meinen Brief und Zigaretten bekommen? Am Montag hatten wir doch wieder Alarm, von nachts 2 bis ½ 4 Uhr. Wenn der Alarm um 10 Uhr kommt, ist es besser, denn da schläft man noch nicht, aber wenn man so aus dem Schlaf gerissen wird, ist es weniger angenehm. Trotzdem wollen wir nicht klagen, wenn es für uns weiter so abgeht. Am Dienstag bin ich nun in die Nürnberger zum Waschen, und muß ich sagen, daß es eine ganz schöne Wucht war. Innerhalb von 14 Tagen zwei große Wäschen ist doch ein bissel viel. Gestern war zwar Tante Anna da, aber da war ich schon so ziemlich fertig. Heute wollen wir gern haußen trocknen, aber es war ein regelrechter 1. April. Bald Regen und bald Sonnenschein, und haben wir die Wäsche dauernd aufgehangen und abgenommen. Hatte gleich die Tage drin geschlafen und habe dies auch ausgenützt, indem ich am Dienstag mal mit Mutti im Kino war ‘Der große Schatten’. Du hast das doch auch schon gesehen? Mir hat es wirklich sehr gut gefallen. Tante Anna hat von Heinz noch keine Nachricht. Von der Dienststelle hat sie persönliche Sachen, Briefpapier und Bleistift u.a., zurückbekommen, aber ohne Vermerk. Vor 14 Tagen hat sie an die Dienststelle geschrieben, aber bis heute noch keine Nachricht
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