Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
vorbeikommt, geht es auch immer Papa.
Dir für heute recht viele herzliche Grüße
Deine Leni und Heidi.
(Postkarte) Den 2.5. 1943
Liebe kleine Frau!
Fahrplanmässig bin ich ½ 10 Uhr in M. angekommen und habe die Fahrt ganz gut überstanden. Dank des Eckplatzes habe ich von ½ 2 Uhr bis ½ 9 Uhr durchgeschlafen und bin frisch und munter. Jetzt sitze ich im Wehrmachtsheim und gibt es einen anständigen Milchkaffee, dazu Deinen Kuchen, drei Zigaretten hab ich auch bekommen, so dass es in dem schönen Aufenthaltsraum bei mir direkt so was wie Sonntagsstimmung herrscht. Fliegeralarm war unterwegs keiner, auch war der Zug nicht überfüllt, so dass wir nur sechs Mann im Abteil waren. Froh war ich, dass ich den Mantel mit hatte, es war ganz schön kalt die Nacht. Mit dem Fisch ist nun diesmal nichts, denn hier herrscht noch mehr wie Sonntagsruhe, aber es wird vielleicht klappen, wenn Heidbüchel in Urlaub fährt, da muss er auch über Maastrich und kann für mich welchen wegschicken. Mein Zug geht kurz nach 13 Uhr und werde ich hier erst noch Mittag essen. Wenn ich mit Kaffeetrinken fertig bin, will ich bis Mittag spazieren gehen, leider ohne Dich und Heidi. Hier ist noch alles im Blühen und sieht die Gegend sehr nett aus. Mein Geld habe ich nun alles umgewechselt, so dass ich nun starten kann, das heisst, aber mit in H.
Nun für heute recht viele liebe Grüsse und Küsse
von Deinem Hans.
Seid Ihr noch gut nach Hause gekommen? Bitte grüsse beide Eltern und gib Frau Kühn das Notenheft aus meinem Zitherkasten, hab ich versehentlich drin liegenlassen.
O.U., den 3.5. 43
Meine liebe kleine Lenifrau!
Nun bin ich seit gestern Abend wieder bei der Truppe und bin noch beim Einräumen. Hatte Dir gestern schon eine Karte geschrieben, bin sie aber nicht los geworden und schicke sie Dir hier im Brief mit. In Maastrich bin ich bis Mittag spazieren gegangen und herrschte dort allerhand Betrieb. Seit paar Tagen ist über Holland Belagerungszustand verhängt, und darf niemand von den Holländern von
20 - 6 Uhr auf die Straße. Grund ist, dass der Generalstreik ausgerufen war, aber heute arbeitet schon alles wieder. 2) Um 13 Uhr bin ich dann nach Eindhoven weitergefahren und dort nach Utrecht umgestiegen. Ich kam ½ 17 Uhr an und hatte eine Stunde Zeit, da habe ich eine Rundfahrt mit der Strassenbahn durch die Stadt gemacht, es könnte mir dort aber gar nicht gefallen. Gegen 18 Uhr ging dann mein Zug nach Groningen und war ich um 21 Uhr in Hoogeveen. Am Bahnhof traf ich den Spiess, der eben von einer Dienstreise zurückkam und der beorderte telefonisch zwei Mann mit Rädern, die mein Gepäck übernahmen und bin ich dann mit dem Rad nach der Stellung. Hier hat sich nun während meiner Abwesenheit allerhand geändert; schon gestern Abend sah ich lauter neue Gesichter, viele Kameraden sind in der Zwischenzeit weggekommen. Von den Helferinnen habe ich noch nicht viele gesehen, aber hören tut man sie überall. Meine Räume sind auch verlegt und stark verkleinert worden und liege ich jetzt auf einer Unteroffiziersstube mit zwei Kameraden zusammen. Das Essen ist immer noch so gut wie früher und hat mir sehr gut geschmeckt. Beim Chef habe ich mich noch nicht zurück gemeldet, da hier jetzt verschiedene Offiziere zu Besuch sind. Heute und morgen mache ich keinen Dienst, da Heidbüchel Revision hat und ich mich in dieser kurzen Zeit nicht orientieren kann.
Ja, kleine Frau, heute vor zwei und drei Tagen war ich nun noch zu Hause und habe mich neben Dir auf dem Diwan geaalt, waren doch wieder schöne Stunden. Weisst Du, auf der Bahnfahrt hatte ich so meine Betrachtungen, bis an die Grenze auf der Fahrt geht es, aber wenn man dann weiter ins Holländische kommt, da denkt man immer daran, dass die schöne Zeit zu Hause zu Ende ist. Aber ein Trost, dass der Urlaub nicht mehr all zu weit ist, und da haben wir ja sechsmal soviel Zeit wie jetzt. Mit der Kauferei hier ist durch das Ausgehverbot vorläufig nichts, aber das kann nicht mehr lange dauern und dann kann ich hoffentlich ein grosses Paket wegschicken. Mennige ist zu einem Unteroffizier-Lehrgang, der sechs Wochen dauert und wird dann amtlich bestätigter Kammerbulle. Das Wetter ist sehr schön, das heisst, die Sonne scheint den ganzen Tag, aber dazu weht auch ein frischer Wind den ganzen Tag.
Heute früh habe ich bis ½ 9 Uhr geschlafen, ein Genuss, zumal hier die ewige Pfeiferei wegfällt, die einem in Wittingau so auf die Nerven gefallen ist. Unser
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