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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wieder schreiben, denn wenn es am Sonntag schön ist, will ich mal mit Heidi in den Garten rollen. Und nun bist Du doch sicher neugierig wie Heidis neues Auto ausschaut? Also äußerlich ganz annehmbar, und bin ich ganz zufrieden damit. Aussuchen kann man ja jetzt nicht, du bekommst einen vorgeholt und den mußt du nehmen. Es ist ein Korbwagen oder besser gesagt Bindfaden, von zwei Seiten zu fahren, so daß Heidi vor- und rückwärts schauen kann. Ich finde das ganz praktisch so. Kostenpunkt 38 M. Du, hast Du schon gehört oder gelesen, daß wir in der Woche 100 Gramm Fleisch weniger bekommen, also nur noch 250 Gramm. Dafür aber im Monat 50 Gramm Fett mehr.
    So kleiner Mann, für heute will ich schließen, Dir viele herzliche Grüße und auch einen Kuß selbstverständlich auch von Deinem Heidikind
    Deine Leni.
    Grüße von allen zu Hause und auch aus der Nürnberger.
     
     
     
    O.U., den 12.5. 1943
    Meine liebe kleine Lenifrau und Mutti!
    Mit einem großen Strauß Flieder und auf dem Arm unsere kleine Heidi, so würde ich am Sonntag vor Dir stehen, wenn, ja wenn ich zu Hause wäre und würde Dir alles Gute wünschen und für all die schönen Zeiten danken, die wir zusammen sind. Aber so musst Du Dich nun mit einem Brief begnügen, aber in Gedanken bin ich immer bei Dir und unserem kleinen Strolch. Ja, kleine Mutti, nun hast Du schon so eine große Tochter und bist doch selbst noch ein kleines Mädchen und hab ich immer noch die große Sorge, daß Dich Deine Tochter nicht für voll nimmt und in Dir eher einen Kameraden als eine Respektsperson sieht. Übrigens bei guter Kameradschaft nicht übel. Nun mußt Du mir mal schreiben, wie sich Heidi benommen hat, sie ist doch sicherlich mit paar Blumen als Gratulantin zu Dir gekommen, auch wenn sie es noch nicht versteht. Und hat sich denn ihr Sprachschatz schon erweitert und macht sie Dir immer viel Freude? Nun habe ich mich noch gar nicht erkundigt, wie es Dir geht und hoffe ich, dass Du wohlauf bist. Ich warte ja nun schon mit Schmerzen auf Post um zu hören, wie es zu Hause steht und muss ja morgen oder übermorgen Post kommen. Hoffentlich begeht Ihr den Sonntag etwas feierlicher als sonst und nehme ich an, dass meine fünf Päckchen und das grosse Päckchen per Express bis dahin angekommen sind. Das Wurstpaket habe ich teilen müssen und ist es in zwei Einschreibepäckchen an Dich vorgestern weggegangen und ich glaube, sie wird Euch gut schmecken. Na, und da Butter und Bohne auch dabei ist, könnt Ihr schon ganz gut frühstücken. Gestern las ich in der Zeitung, dass Euch wieder 100 Gramm Fleisch abgezogen werden, stimmt das? Dann unterstehe Dich ja nicht, von Deiner Portion noch was einzusparen, sondern iss Deinen Teil beizeiten auf. Eventl. fahre ich am Sonnabend nach Zwolle, um zu versuchen, Butter zu bekommen und schicke ich sie dann in Ein- Kilogramm Einschreibepäckchen, da ich nicht weiss, wie es hier mit Urlauberfahrern ist.
    Habt Ihr jetzt auch so schönes Wetter wie wir hier, es ist sehr schön jetzt. Gestern hatten wir Baden als Dienst und sind um ½ 3 Uhr mit dem Bus nach Arnheim reingefahren und waren um 3 Uhr schon im Hallenbad. Ich bin ziemlich lange im Wasser gewesen und anschließend bin ich zum Regimentsstab, wo Unteroffizier Wolf, seine Frau hat mal das Paket aus Lemmen bei uns abgeholt, jetzt als Schreiber ist. Er hat sich sehr gefreut, aber er konnte mir auch nicht sagen, ob ich hierbleibe oder weiterversetzt werde. Dann war ich auf der Suche nach Streichhölzern, einer Nagelschere und 200 Gramm Butter auf Marken. Aber erfolglos, seit dem Streik ist fast nichts mehr zu haben. Anschliessend ins Kino (zanke nicht über meine Kinosucht) in ‘Schicksal’, war wirklich ein wunderbarer Film. Dann im Wehrmachtsrestaurant eine Tasse Kaffee getrunken. Um 9 Uhr mit der Straßenbahn Linie 3 (nicht nach Limburger Strasse) nach Hohenkamp und dort durch Buchenwald eine Stunde zu Fuss ins Lager. Das war ein sehr schöner Spaziergang, allerdings war ich etwas kaputt auf den Füssen, aber gefallen hat es mir doch. Du hast doch inzwischen meinen Brief empfangen? Ist denn Herbert nun nach Leipzig verlegt und gibt es sonst was Neues? Hast Du mit Lisa und Martin nochmals über den Kauf gesprochen oder hat sich das unterdessen zerschlagen. Hast Du mal Ilse gefragt, ob wir in meinem nächsten Urlaub schon früh bei der Post Tennis spielen können? An Mutter und Helenchen geht heute auch je ein Brief ab und an Elli will ich auch noch ein paar Zeilen schreiben. Der

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