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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Dienst ist immer noch ruhig und erhole ich mich immer mehr von Wittingau.
    Nun halte den Daumen, dass Deine Post bald eintrifft und dann schreibe ich Dir gleich wieder und bis dahin grüsse und küsse ich Dich vielmals und hab Dich immer noch schrecklich lieb.
    Dein Dichliebender Hans.
    Vergiss nicht, meinen kleinen Strolch zu drücken.
     
     
     
    (vermutlich Mitte Mai 1943)
    Jetzt habe ich nun Deinen lieben grossen Brief vom 9.5. vor mir liegen und tut es mir leid, dass Du in solcher Unruhe gewesen bist. Aber ich glaube mit voller Bestimmtheit schreiben zu können, dass eine Versetzung nach dem Osten wohl kaum in Frage je kommt, das höchste wäre Italien oder Rumänien. Ich bitte Dich nun, mach Dir darum wirklich keine Sorgen und einsam brauchst Du Dich wirklich nicht zu fühlen, da Du ja unseren kleinen Sonnenschein hast und dann muss Dir ja bald das viele Ohrenklingen zur Last werden, denn ich denke ja so oft an Dich, dass es Dir doch bald zu viel werden muss. Jedenfalls kannst Du wegen meiner ganz ruhig sein, auch dass ich noch nicht weiss, ob ich weiter versetzt werde, ich hoffe dabei, dass ich nicht wieder weiter rein nach Holland versetzt werde, denn Du glaubst nicht, wie waldhungrig ich geworden bin und hier alles Grüne mit den Augen verschlinge. Sobald hier Anfang Juni der Lehrgang zu Ende ist und ich hier bleibe, schreibe ich mein Urlaubsgesuch, sonst gebe ich es sofort bei der Einheit ab, wo ich hinkomme, denn ich bin ja an der Reihe und freue mich schon riesig darauf. Verlier nur den Mut nicht, denn ab und zu komme ich doch mit meinen Sorgen zu Dir, um mich dann von Dir trösten zu lassen und wenn Du dann mutlos bist, da bleibt für mich Egoisten ein schlechtes Gewissen übrig. Aber ich kann Dich verstehen, es dauert eben alles zu lange, doch ich stehe immer noch auf meinem alten Standpunkt, also Kopf hoch, kleine Maus, es wird wieder besser und dann wollen wir unser Leben leben.
    Bitte schreib mir doch umgehend, wenn Päckchen und vor allem das Expresspaket eingeht. Ich hatte dem Unteroffizier Sappert, der letzteres in Emmerich oder Leipzig aufgeben wollte, M 5.– mitgegeben, das wird wohl auch draufgehen und musst Du es noch auf alles umlegen. Und dann schreib mir noch mal bitte, wie viel Geld ich insgesamt hatte, denn den Zettel finde ich nicht mehr.
    Da hat Dich ja Heidi mal wieder um die Nachtruhe gebracht, kleine Frau, sie wird ich doch nicht mal zu einer Nachtschwärmerin ausbilden? Du, ich glaube, so viel Liebe verdient der ‘Papa’ gar nicht, aber ich freue mich doch sehr darüber und hab Euch zwei dafür auch schrecklich lieb. Dass nun die Post so schnell von hier zu Euch geht, passt mir wegen meiner Post zum Muttertag gar nicht, da Ihr dadurch schon am Sonnabend, also heute, in den Besitz der Briefe kommt. Hoffentlich lest Ihr Eure Briefe am Muttertag nochmals. Dein letzter langer Brief ist am 12.5. 20 Uhr abgestempelt und bekam ich ihn am 14. mittags um 1 Uhr. Aber es ist ja hier von Arnheim aus direkte Verbindung Köln-Leipzig, also anders als in Lemmer oder Hoogeveen. Mit einem Einsatz im Reich hatte ich wirklich gerechnet und zwar in die Münchner Gegend. Ich bekomme jetzt selbst Respekt vor mir und werfe jetzt im Unterricht mit fachlichen Schlagwörtern rum, dass es nur so eine Lust ist. Dass ich es hier mir so einrichte, damit ich nicht zu überlastet werde, kannst Du mir glauben. Zum Beispiel bei vier Stunden Vormittagsunterricht sind zwei Stunden Pause. Das Essen ist gleichbleibend gut. Gestern gab es zur Abendbutter vier Schnürsenkelaale, ich hätte sie Dir gern geschickt, aber es ist leider keine so frische Ware wie seinerzeit in Lemmer. Heute gab es Butter und Radieschen, Erdbeeren gibt es auch schon, das halbe Pfund 2.– Mark. Schick mir doch noch mal 100.– Mark im Brief, aber so, dass man es von aussen nicht merkt und das übrige Geld, was Du hast, schickst Du wieder per Post. Ich fahre nächste Woche bestimmt über Sonnabend/Sonntag über Apeldoorn nach Zwolle und werde kaufen, was ich bekomme. Die Preise weiss ich aber nicht, hoffentlich wird es niemandem zu teuer und Du sitzt dann mit der Ware da. Bloss wie ich es mit der Schickerei mache, weiss ich noch nicht, aber da wird sich schon ein Ausweg finden. Wegen der Wurst macht Euch nur nicht niedlich, das sollte eine kleine Aufmerksamkeit für meine drei Muttis zum Muttertag sein und kommt wahrscheinlich zu spät an.
    Ja, kleine Frau, da habe ich mir ja heute mindestens fünf Extrasüsse verdient, Haare geschnitten,

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