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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Eltern.
    Deine Leni und Heidikind.
    Wo bleiben denn die restlichen Bilder von dort?
     
     
     
    E.O., den 12.9. 43
    Liebe kleine Lenifrau!
    Pünktlich traf gestern Dein per Karte angekündigter lieber Brief ein und danke ich Dir für die netten Zeilen. Eigentlich wollte ich ihn gestern Abend noch beantworten, aber bin doch nicht mehr dazu gekommen und benütze dazu nun den Sonntag früh. Zuerst einmal sollst Du wissen, dass alle Post von Dir und Mutter bei mir eingetroffen ist, aber wie steht es denn mit den zwei Broten und den Kekspäckchen? Dann hatte ich noch nach Leipzig eine Taschenlampenbatterie geschickt, die ist wohl nicht angekommen? Ich habe aus Deinem letzten Brief die M 150.– entnommen und wenn Du noch Geld schickst, dann schreibe doch bitte, wieviel Butter und Käse ich besorgen soll, auch mit dem Obst mußt Du mir noch Bescheid geben. Man kann jetzt von Arnheim aus Pakete bis neun Kilogramm durch die Deutsche Dienstpost als dringendes Eilgut aufgeben und da gehen die Sachen vielleicht nicht so lange, man muss es eben ausprobieren. Da habt Ihr nun mit Kuchen und Semmeln nicht viel Glück gehabt und kommt da vielleicht mein Keks für einen Nachmittag ganz gut zu passe. Aber im Großen und Ganzen habt Ihr es ja ganz nett getroffen und auch das Wetter dürfte wohl zufriedenstellend sein. Du, jetzt muß ich erst mal eine Pause machen, mal versuchen, ob der Furier 9) mir aus der 3-Stücktagesration Zigaretten mal eine rausrückt, mit Dampf geht das Schreiben doch besser. So, jetzt hat es geklappt und ist es ein Genuss, leider bin ich auf dem Weg vom Furier zu mir schon eine los geworden, aber die bekomme ich heute oder morgen zurück. Es freut mich, dass Heidi einen so gesunden Appetit entwickelt, da macht sich eben der Luftwechsel bemerkbar. Wenn sie jetzt schon so tüchtig mit Euch isst, dann hast Du jetzt wohl etwas weniger Sorgen, was Du für sie kochen sollst. Da werde ich ja im nächsten Urlaub staunen, was der kleine Kerl schon für sprachliche Fortschritte gemacht hat und auch körperlich wird sie sich wieder verändert haben. Mach nur keine so grossen Spaziergänge, damit Du Heidi nicht so weit zurücktragen musst, wenn sie dann müde ist. Aber mich wird sie wohl nicht mehr kennen, wenn ich komme, aber sie ist ja immer zutraulich und gewöhnt sich schnell an einen.
    Heute ist wieder 25 Kilometer Gepäckmarsch für die andere Hälfte der Kompanie, der Spiess ist auch wieder losgezogen und wird es wieder verschiedene Tote geben. Ich hatte schon Mutter geschrieben, warum ich jetzt wegen der Füße nicht ins Lazarett gegangen bin, aber verlass Dich darauf, es wird auch noch werden. Und es trifft wohl nicht ganz zu, dass ich ‘nie höre’? Wie kommst Du Dir denn als Kurgast in Elster vor? Ich freue mich, dass dort für solche gute Abwechslung gesorgt ist und nütze das nur richtig aus, zumal es bei der feudalen Aufmachung ein noch grösserer Genuss sein muss und wie war es im Sprudelbad, kribbelt das nicht zu sehr? Froh bin ich, dass der Kaffee nun angekommen ist und wünsche ich dazu ‘gut Schluck’ und zu dem bei Euch nun fälligen selbst gebackenen Kuchen guten Appetit. Mit den Gurken von Gretel hast Du nun wirklich Pech gehabt, aber Schramms werden Dir nicht böse sein, des einen Uhl, des anderen Nachtigall. Was ist denn mit Gretel los, dass sie nach Teplitz in die Klinik musste? Na, vielleicht kann sie Dich dann bald in Leipzig besuchen.
    Am Freitag war ich von Flieht eingeladen und als ich nach Velp zu ihm kam, wäre ich erst am liebsten wieder umgekehrt. Da war ein Oberleutnant und ein Leutnant, ein Stabsfeldwebel, drei Oberfeldwebel, zwei Feldwebel und mit mir drei Unteroffiziere, aber es war sehr zwanglos und hatte er allerhand anfahren lassen. Zuerst gab es Kartoffelsalat mit eineinhalb Ei und Apfelmus, dann hatte er drei Flaschen Genever und drei Kästen Bier, ausserdem bekam jeder sechs Zigaretten. Als ich kam, war der Stabsfeldwebel schon ganz schön angeheitert und ½ 11 Uhr zum Schluss total besoffen. Zwischendurch haben wir die Rede gehört 10) , aber die Überraschung hatten wir ja schon am vorhergehenden Tage bei dem Nachrichtendienst erlebt. Ihr wart doch genau so überrascht wie wir. Siehst Du, ich stehe immer noch auf demselben Standpunkt wie früher und wollen wir uns mal nach Weihnachten widersprechen. ½ 11 Uhr bin ich dann in Velp weg, mit dem Rad ohne Licht war es kein gutes Fahren, aber kurz vor 11 Uhr war ich doch wieder in der Stellung angelangt. Gestern bin ich ½ 4

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