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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Uhr nach Arnheim rein und wollte mir für Luxor eine Karte für die
5 Uhr Vorstellung kaufen, aber seit gestern fällt diese Vorstellung weg und da wir infolge Sperre unseres Wehrmachtsbusses abends 10 Uhr schon 20.10 zurückfahren müssen, können wir jetzt kein Kino mehr besuchen. Da bin ich voller Wut erst zum Friseur, dann baden und anschliessend ins Wehrmachtsheim. Dort gab es wieder einen trockenen Kartoffelsalat, der ungeheuer beliebt ist und werden es immer weniger Esser, die sollten sich mal ein Beispiel an Zwolle und Arnheim nehmen, wo es noch solch gutes Essen gibt. Als ich beim Essen war, kam unser PKW-Fahrer, der mit dem Wagen in der Stadt war und sagte mir, ich könnte mit ihm ½ 10 Uhr zurückfahren. Ich gleich nach dem ‘Rembrandt’ und hatte das Glück, noch eine Karte für ’Altes Herz wird wieder jung’ zu erwischen und hat mir der Film ausgezeichnet gefallen. Dazu war noch ein Hundedressurakt und war es ein gelungener Abend.
½ 11 Uhr sind wir dann gestartet und waren 10 vor 11 Uhr hier. Heute wollte ich nun mal ausschlafen bis 8 Uhr, ausgerechnet wurde einer von der Stube zum Gepäckmarsch geweckt und machte solchen Krach, dass an ein Weiterschlafen nicht mehr zu denken war. Na, da wird ein richtiges Nachmittagsschläfchen arrangiert und dann ein Skat. Mit Deinem Brief traf auch einer von Frau Ziemer ein, ich hatte ihr zwei Bilder von Heidi mitgeschickt, worüber sie sich sehr gefreut hat. Hatte bei ihr wegen Zigaretten angebohrt, und schreibt sie mir, dass einige unterwegs wären, hoffentlich trudeln sie balde ein.
    Ja, nun wäre ich wieder mal am Ende, ich denke oft an Euch und male mir aus, was Ihr gerade treiben könntet. Hier vergeht ein Tag wie der andere und in zwei Wochen ist schon wieder Herbstanfang, aber hoffentlich der letzte, den ich bei den Preussen erlebe.
    Ich schicke Dir nun viele Grüsse und Küsse, ebenfalls unserem kleinen Strolch und dann grüss bitte vielmals die Eltern von mir..
    Dein Dichliebender Hans.
     
     
     
    Mühlhausen, am 5. (15?) 9. 1943
    Mein lieber alter Strolch!
    Der Tag geht mal wieder zur Neige, Heidi liegt in ihrer Karrete, Mutter und Vater lesen, und ich will Dir noch auf Deinen lieben Brief vom 8.9. antworten, der zusammen mit Mutters Brief gestern ankam. Ist meiner also zwei Tage länger gegangen als Mutters Brief. Er war aber wieder sehr lieb geschrieben, und danke ich Dir wieder herzlich dafür. Du, wenn der ‘Süße’ zu dick war, so mußt Du es sagen, daß mir der Brief kein Übergewicht bekommt. Ein Brot ist angekommen, das hatte ich Dir wohl schon geschrieben, wird das zweite wohl auch bald eintrudeln. Schade, daß die Zigaretten von Tante Anna schon alle sind, ... manchmal habe ich ein richtiges schlechtes Gewissen, daß ich mit rauche, denn da geht Dir doch viel ab. Warum hast Du mich auch geheiratet. Anchovispasten waren mit im Butterpaket, und haben wir sie mit hier, die Taschenlampenbatterien habe ich noch nicht. Vielleicht sind sie im Kaffeepaket, ebenso die Drops. Über den Angriff in Leipzig habe ich Dir doch geschrieben, im Westen war nichts, haben ja auch unsere Adresse. Von Mutti kam heute eine Karte, dass sie ihren Keller ausräumen müssen, weil er Luftschutzkeller wird. Mutti hatte es sehr dicke, ist ja auch wieder eine schreckliche Arbeit. Gretel liegt immer noch in Teplitz in der Klinik, heute kam von ihr eine ziemlich mutlose Karte, es geht ihr wieder schlechter und hat auch Fieber. Was es ist, weiß ich aber noch nicht. Heidi hat sich jetzt an das Klima gewöhnt, aber leider hat Mutter einen Zulp hier gekauft, es ist aber auch besser so, schläft sie doch wenigstens gut ein. Im Laufe der Jahre wird sich das schon legen. Durchschlafen tut sie freilich selten, letzte Nacht habe ich sie wieder um 1 Uhr in mein Bett genommen, ich schiebe das aber darauf, daß sie ihr Bettchen hier nicht hat. Kleiner Mann, das viele Sinnieren hat wirklich keinen Sinn, es nützt uns nichts, trotzdem lassen sich die Gedanken nicht immer bannen, und ist es auch schön, wenn man in Erinnerungen schwelgen kann. Komm Du nur immer mit Deinen Nöten und Sorgen zu mir, denn das erleichtert immer, trotzdem mußt Du wissen, daß Du nicht allein bist, denn meine Gedanken sind sehr sehr oft bei Dir. Daß Du Dich nach dem Zapfenstreichpfeifen wieder mit Wollust ins Bett gelegt hast, kann ich mir denken, ist ja auch ein schönes Gefühl die Nacht noch vor sich zu haben. Wie Du die Äpfel wegschicken sollst, hängt davon ab, wann Du sie bekommst. Bis zum 28.9.

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